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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wie er mir später gestand, hat er sich nie im Leben so beschämt gefühlt. Er hatte gehofft, längst ein anständiges Pfarrhaus errichtet zu haben. Er hatte erwartet, wichtige Besucher wie Sie in sein Haus einladen zu können.«
            Hubert nickte, gab aber nicht zu, dass er das Gleiche erwartet hatte. Teil seines Wunschtraums. Ein gutes Gespräch mit dem Pastor bei einem schönen Glas Portwein. Vor einem Feuer im Kamin … Er erstickte fast an dem Gedanken und fuhr mit dem Finger unter seinen steifen Kragen, um sich den Schweiß abzuwischen.
            »Dem Pastor geht es nicht gut, sagen Sie?«
            »Überhaupt nicht gut. Ich fürchte, er wird sich eine Lungenentzündung zuziehen, wenngleich die anderen Herren, die dort leben, meine Sorge nicht teilen. Sie sind jung und gesund. Sie können nicht begreifen, dass der Pastor zu alt für ein solches Leben ist.«
            »Oh weh. Was können wir tun?«
            »Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat Sorgen – wegen des Darlehens.«
            »Ja …«, setzte Hubert an, doch Ritter fuhr fort: »Ich habe gehört, er könnte das Holz auf dem Kirchenland verkaufen, doch er weigert sich, und ich habe das Thema noch einmal zur Sprache gebracht. Wissen Sie, Herr Hoepper, ältere Menschen können furchtbar starrsinnig sein …« Ritter lächelte. »Er sagt, dass er jetzt bereit sei, das Holz zu verkaufen, aber keinen Rückzieher machen wolle, nachdem er vorher so unerbittlich war. Er glaubt, er würde dann wie ein Narr dastehen. Wie jemand, der sich nicht entscheiden kann. Er achtet sehr darauf, was seine Gemeinde von ihm denkt.«
            Der Vikar wusste anscheinend nichts von der Opposition gegen die Missionsschule, deshalb mied Hubert dieses Thema. »Bitte versichern Sie Pastor Beitz, dass seine Leute große Achtung vor ihm haben. Er hat letztlich einige Rückschläge einstecken müssen, doch die werden sich überwinden lassen.«
            »Oh ja«, bestätigte Ritter schnell. »Aber er ist manchmal tatsächlich sehr verwirrt. Jedenfalls verlangte er als Ergebnis unseres Gesprächs, dass ich den Holzverkauf organisiere, damit er mit der Arbeit an der Missionsschule beginnen kann.«
            »Das würde ich nicht unterstützen«, sagte Hubert ruhig. »Der Mann sollte andere Prioritäten setzen. Zuerst muss er ein anständiges Haus bekommen. Es muss ja keine Villa sein, aber er hat doch gewiss ein Anrecht auf eine seiner Stellung gemäße Behausung.«
            »Ja, das auch … Der Holzverkauf …«
            »Damit würde ich warten. Das hat keine Eile. Ich habe überlegt, wie ich zum Wohl der Gemeinde beitragen kann, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Mittel für den Bau eines vernünftigen Pfarrhauses spenden werde. Das soll mein Abschiedsgeschenk sein.«
            Ritter blickte ihn nachdenklich an. Als die Kellnerin kam, um seine Bestellung aufzunehmen, winkte er geistesabwesend ab. »Sie verlassen uns?«
            »Ich fürchte, ja. Es ist an der Zeit. Wir wollen die anderen Hauptstädte an der Ostküste besuchen und dann über Amerika nach Hause reisen.«
            »Und was ist mit Fräulein Adele? Sie ist doch sicher sehr enttäuscht, oder?«
            »Sie ist froh, dass wir abreisen. Aber zuerst muss ich mit einem Bauunternehmer sprechen. Entwürfe zeichnen lassen und sie Pastor Beitz vorlegen.«
            »Wegen des Pfarrhauses? So ein Gebäude dürfte teuer werden. Und es besteht kein Bedarf. Ich meine, wir dürfen Ihre Großzügigkeit nicht dermaßen ausnutzen. Binnen weniger Tage könnte ich Holzfäller bestellen. Dann wären wir in der Lage, selbst für die notwendigen Gebäude aufzukommen.«
            Friedrich war wütend auf Hoepper. Das Geld für das Bauholz gehörte ihm. Es war seine Fahrkarte in eine Zukunft voller Luxus. Diese massiven Bäume waren Hunderte von Pfund wert …
            »Danke, Herr Vikar, aber ich stimme mit Pastor Beitz überein, dass diese alten Bäume zu prachtvoll sind, um geschlagen zu werden, wenn es nicht absolut unumgänglich ist, und Sie werden hören, dass einige Ihrer Pfarrkinder der gleichen Meinung sind.«
            »Das mag ja sein, aber wie ich eben schon sagte, Herr Hoepper, ist Pastor Beitz jetzt selbst der Ansicht, dass sie gefällt werden sollten.«
            »Der arme Mann. Er weiß wohl wirklich nicht mehr ein noch aus. Aber keine Sorge, er wird ein

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