Im Land der tausend Sonnen
waren, um das anzusprechen.
»Als ich begriff, wie weit verstreut unsere Leute leben, war mir klar, dass ich mir ein Pferd kaufen muss, um meinen seelsorgerischen Pflichten nachgehen zu können«, erklärte er ihnen. »Und ich kann es nicht fassen, dass ich das Glück hatte, so schnell ein Pferd wie Queenie zu finden.«
Und das war's. Ende der Debatte.
»Wie geht es Pastor Beitz?«, wollten sie wissen.
»Er war vorhin noch auf den Beinen, hat aber ziemlich schwer gehustet und fieberte wohl auch. Er ist dann wieder zu Bett gegangen. Dort ist er jetzt am besten aufgehoben, würde ich sagen. Ruhe ist das einzige Heilmittel für so ein Fieber.«
Walther spähte in die Hütte. »Er schläft.«
»Was gibt's zum Abendbrot?«, fragte der Hilfspfarrer.
Hubert Hoepper war rastlos und von sich selbst enttäuscht. Nachdem er sich aus dieser scheußlichen Depression befreit hatte, die ihn so lange untätig hielt, fand er ins normale Leben zurück, hatte wieder Pläne. Leider fand er in dieser kleinen Stadt keineswegs das gewünschte Maß an Beschäftigung. Er war von einer eng verbundenen deutschen Gemeinde ausgegangen, von einer Kooperative, die das Land bestellte und deren Mittelpunkt die Kirche war.
Er hatte sich vorgestellt, in ihrer Mitte willkommen geheißen zu werden, mit ihnen über die Felder zu gehen und auf einem ausgedehnten, unbeschwerten Besuch das Landleben mit ihnen zu genießen.
Ihr Willkommen war aufrichtig gewesen – alle freuten sich, ihn und Adele zu sehen –, doch alles andere war nur ein dummer Wunschtraum gewesen. Die Idylle existierte nicht.
Beim Mittagessen sprach er mit Adele über seine Rastlosigkeit. Sie wunderte sich keineswegs darüber. »Ich fand auch schon, dass du ein bisschen verloren wirkst.«
»Ja, ich bin den Müßiggang nicht gewohnt. Ich habe das Küstenland gekauft und ein Grundstück in der Stadt, um hier nicht alle Brücken hinter mir abzubrechen, aber ich denke, wir sollten jetzt nach Hause fahren. Wir haben Glück, dass wir uns nicht hier und jetzt entscheiden müssen, ob wir in diesem Land einen Neubeginn versuchen sollen oder in der alten Heimat. Was meinst du?«
»Ich weiß nicht recht, Vater. Die Entscheidung fällt mir schwer. Aber wenn wir schon die Heimreise antreten wollen, könnten wir dann nicht über Amerika zurücksegeln? Ich sehe immer noch den großen Globus in deinem Büro vor mir und den blauen Pazifik gleich da draußen …«
»Warum nicht? Eine wunderbare Idee. Dann können wir Hawaii und Tahiti einen Besuch abstatten. Aber ich hoffe wirklich, dass du dich hier nicht gelangweilt hast.«
»Oh nein. Ich werde meinen Enkelkindern erzählen können, dass ich Bundaberg kannte, als es noch eine kleine Ansiedlung war.«
»Du liebe Zeit. Glaubst du so fest an diese Stadt?«
»Karl Meissner glaubt an sie. Er sagt, Bundaberg wird eines Tages eine richtige Stadt sein, umgeben von riesigen Zuckerrohrfeldern, so weit das Auge reicht. Ich habe ihm versprochen zurückzukommen, um es mit eigenen Augen zu sehen. Oh Gott, da kommt dieser schreckliche Ritter.«
»Schrecklich? Ich dachte, du magst ihn.«
»Zuerst mochte ich ihn ja, aber jetzt nicht mehr. Irgendetwas an ihm ärgert mich.«
Sie erhob sich von ihrem Platz und flüchtete, bevor Ritter erschien.
Hubert stand höflich auf. »Nehmen Sie doch Platz, Herr Vikar. Wir haben gerade unser Mittagsmahl beendet, aber wenn Sie möchten, können Sie natürlich gern noch etwas bestellen.«
»Wie schade. Ich hatte gehofft, Fräulein Adele zu treffen. Später vielleicht.«
»Ja, natürlich. Wie geht es Pastor Beitz?«
»Ehrlich gesagt, nicht sehr gut. Ich gebe der grauenhaften Wohnsituation die Schuld an seinem Leiden. Er ist solch ein Heiliger, will niemals Geld für sich selbst ausgeben und besteht darauf, in diesen undichten Hütten zu leben.«
Hubert war bekümmert. »Ich muss schon sagen, ich war ziemlich schockiert, als ich ihn unter so primitiven Lebensbedingungen vorfand, doch er schien glücklich zu sein.«
»Ich fürchte, das ist er nicht. Er hat um Ihretwillen gute Miene zum bösen Spiel gemacht, Herr Hoepper, doch
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