Im Land der tausend Sonnen
bemerkte er, dass ein Mann die Zügel ergriffen hatte und das Pferd nach draußen zerrte.
»Aus dem Weg, verdammter Idiot!«, schrie er. Offenbar wollte dieser Narr ihm helfen, doch als er näher hinsah, erkannte er wieder einmal diesen Prediger. Den Gauner.
Das Pferd tänzelte wild, verängstigt durch den Lärm des Sturms und das Verhalten des Fremden, und da sie jetzt draußen dem strömenden Regen ausgesetzt waren, fürchtete Keith, das Tier könnte ausgleiten.
Der Kirchenmann schrie ihn an, beschimpfte ihn, versuchte, ihn aus dem Sattel zu ziehen, und Keith schlug um sich, trat nach ihm, bis er das Pferd dazu brachte, ihm bei der Abwehr des Angreifers zu helfen.
Schließlich war es der Angreifer, der im Schlamm ausglitt, und Keith, schäumend vor Wut, setzte das Pferd auf ihn an und lachte, als der Dummkopf voller Angst zur Seite kroch, um den Hufen zu entkommen. Keith, der nun alles unter Kontrolle hatte, genoss das Spielchen. Er ließ zu, dass sein Gegner auf die Füße kam und davonlief – dank des Sturms kam er kaum voran –, dann holte er ihn wieder ein und trat ihm im Vorbeireiten gegen den Kopf.
Keith riss das Pferd herum, um noch einmal über sein Opfer herzufallen, das bereits wieder auf den Beinen war, doch dann sah er Äste durch die Luft fliegen und hörte das Splittern von Glas, als etwas gegen die Seitenwand der Halle prallte.
»Was zum Teufel …?«
Ihm wurde klar, dass dies kein gewöhnlicher Sturm war, und schnellstens ritt er das Pferd zurück in den Stall. Bei diesem Wetter würde er sich nicht nach draußen wagen.
Sein Gegner war immer noch da draußen, schimpfend und fluchend, brüllend wie ein Verrückter, immer wieder von zuckenden Blitzen grell angestrahlt.
Keith hoffte, dass er von umherfliegenden Gegenständen erschlagen würde, dass der Wind ihn zu Boden warf, doch der Mann schien einen Schutzengel zu haben. Er beschloss, ihn erst einmal gar nicht zu beachten, doch Fetzen seiner Hasstiraden drangen zu ihm durch, und als er ihn nach der Polizei rufen hörte, musste er einschreiten.
»Polizei!«, schrie er. »Das lässt du schön bleiben, sonst zeig ich dich wegen Erpressung an! Ich lass dich einsperren!«
Doch Ritter hörte nicht auf. Über das Getöse des Unwetters hinweg war schwer zu verstehen, was er brüllte, aber er schrie immer noch nach der Polizei, und das machte Keith Angst. Wenn er nun wirklich zu Colley ging? Der Schweinehund wusste zu viel, ganz gleich, woher. Wenn ein Geistlicher Fechners Behauptungen bestätigte, drohten Schwierigkeiten. Und zwar eine Menge. Und das wusste der Hund. Er wollte ihn herausfordern. Dieses Mal hatte er es nicht auf Geld abgesehen. Jetzt wünschte sich Keith, er hätte den Clown in Ruhe gelassen. Er hätte ihm das Geld lassen sollen. Jetzt war er nicht mehr zum Schweigen zu bringen.
Keith war dankbar für das Unwetter. So konnte sie niemand hören. Er schauderte, als wäre jemand über sein Grab gestapft. Wenn irgendwer nur die Hälfte von dem hörte, was dieser Kerl schrie … über den Brand, über Hanni Fechner … es wäre sein Ruin. Er könnte alles abstreiten, aber man würde doch Fragen stellen, und dieser verdammte Les Jolly durfte auf keinen Fall Wind von der Sache bekommen.
Der Sturm war vorüber. Die Schwarzen nannten solche Erscheinungen Willy-Willys, und dieser war einer der mächtigsten gewesen, den er je erlebt hatte. Ein kleiner Tornado vermutlich, der wie ein verrückt gewordenes Raubtier über das Land herfiel. Wäre es noch Tag gewesen, hätte man ihn kommen sehen. Keith hatte solche Stürme schon erlebt, mächtige Strudel vom Himmel bis zur Erde, die aus schwarzen Gewitterwolken kamen, als seien sie die Vorhut einer Attacke, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden, wie sie gekommen waren. Er war froh, dass der Sturm die Stadt getroffen hatte, zu weit entfernt von Clonmel, um dort Schaden anrichten zu können.
Der Kerl stand immer noch draußen – wie eine tropfnasse Vogelscheuche – und schüttelte die Faust in seine Richtung. Er gab endlich auf. Wandte sich ab. Aber ging er womöglich zur Polizei?
Er war bestimmt verrückt genug, das zu tun.
Leise nahm Keith sein Gewehr aus dem Sattelholster.
Lud es. Hatte ihn im Visier. Dieser Narr. Er stemmte
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