Im Land der tausend Sonnen
sich in den Wind. Die Arme ausgebreitet, das weiße Hemd blähte sich. Keith hob das Gewehr. Der Schuss war einfach. Zu seiner eigenen Überraschung drückte er ab. Bevor er Zeit zum Überlegen gehabt hatte, hatte sein Finger sich schon gekrümmt. Er hatte ihn doch aufhalten müssen! Hatte keine andere Wahl. Er hätte veranlassen sollen, dass die Jungs ihn schon an der Taylor's Road erledigten.
Ritter stürzte. Er sank zu Boden wie ein Sack Kartoffeln. Das Gesicht im Schlamm. Da draußen auf der Wiese. Jetzt war alles gespenstisch still. Ritter gab keinen Laut mehr von sich. Keith grinste. Jetzt hast du nicht mehr so ein großes Maul, wie?
Es regnete immer noch. Ein leichter, dunstiger Sprühregen. Wer brauchte schon Verrückte wie den da? Religiöse Eiferer. Gauner. Keith ging nicht hinüber zu der Stelle, wo Ritter lag. Ihm war in den Sinn gekommen, dass Spuren in der Nähe der Leiche, ja selbst Hufspuren ihn verraten würden. Ihm die Polizei auf den Hals hetzen würden. So ritt er davon, an der Halle entlang und zum Tor hinaus.
Mr Drewett, der Hafenmeister, war ehrenamtlicher Hauswart der Halle, weil er ganz in der Nähe wohnte. Genauer gesagt, gleich hinter der rückwärtigen Mauer. Er hörte das Glas splittern, und sobald es ihm gefahrlos möglich war, ging er nach draußen, um den Schaden zu begutachten.
Sein Gemüsegarten war zerstört, das Dach seines Schuppens war weggeflogen, ansonsten war sein Besitz unbeschädigt, im Gegensatz zur Halle. Er stieg um den mächtigen Ast herum, der das Gebäude mit voller Wucht getroffen hatte, und sah, dass er Hilfe brauchte, um den Ast wegzuschleifen, bevor er die zerbrochenen Fenster reparieren konnte. Da hörte er den Schuss. Oder glaubte, einen Schuss zu hören.
Er blickte um sich. Kein Mensch war zu sehen. Er horchte. Wartete, ob noch ein weiterer Schuss folgte. Kaum ein Geräusch zu hören. Er stapfte zur Rückseite der Halle und bemerkte, dass der Wasserbehälter sich aus seiner Verankerung gelöst hatte. Zwischen der Halle und den Stallungen sah er gerade noch einen Mann zum Tor hinausreiten. Leise davonreiten. Unbekümmert. Der hatte offenbar keinen Schuss gehört.
»Der Sturm. Muss wohl mein Gehör beeinträchtigt haben«, sagte Drewett leise zu sich selbst und wandte sich um. Doch eine Bewegung drüben auf der Wiese ließ ihn stutzen, und er ging hinüber.
Er musste seine Geschichte viele Male erzählen. Wie Vikar Ritter in seinen Armen gestorben war. In den Rücken geschossen.
»Eines war allerdings komisch. Er nannte mich ständig Otto. Hat mich wohl für jemand anderen gehalten. Aber er ist friedlich gestorben. Wie man es von einem Geistlichen erwartet. Oder?«
»Wer war der Mann, der durchs Tor hinausgeritten ist?«, fragte Clem Colley ihn.
»Keith Dixon.«
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Ich dachte, ich hätte es gesagt. Kann sein, dass Sie nicht richtig zugehört haben.«
Auf der Straße angekommen, atmete Keith erleichtert auf. Es war vorbei. Erledigt. Nichts, was ihn mit der Leiche in Verbindung bringen konnte. Alle waren viel zu beschäftigt damit, die Hinterlassenschaft des Sturms zu begutachten. Wie Mäuse kamen sie aus ihren Löchern, schnupperten die Luft, spähten um sich, versammelten sich, um die Ereignisse zu besprechen. Im Vorbeireiten sah er auf sie herab und empfand eine aus dem herrlichen Gefühl der Macht geborene Euphorie. Beinahe Vergnügen. Als würde er der Welt raten: »Kommt mir bloß nicht in die Quere. Wisst ihr nicht, wer ich bin?«
Jetzt waren auch andere Reiter unterwegs, um den Schaden einzuschätzen, und Keith schloss sich ihnen an, fühlte sich wohl in dieser Rolle und äußerte seine Meinung darüber, was getan werden musste, um die Straßen zu räumen und den Bürgern zu helfen. Er fühlte sich bereits als Abgeordneter des Wahlbezirks Maryborough.
Sie ritten hinüber zum Hafen, wo ein Küstendampfer, die Fayette , vor Anker lag, der zum Glück keinen Schaden genommen hatte. Dem launischen Charakter solcher Tornados entsprechend, war ihm jedoch ein nahe gelegenes Lagerhaus zum Opfer gefallen, dessen Überreste im weiten Umkreis verstreut lagen.
»Den Großteil des Schrotts hat der Fluss verschlungen, Mr
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