Im Land der weissen Rose
Robert
Greenwood hatte aufgrund geschäftlicher Verpflichtungen auf die
Reise verzichten müssen, doch er übermittelte dem Paar
seinen Segen und alle guten Wünsche und überschrieb George
als Hochzeitsgeschenk sämtliche Tochterfirmen in Neuseeland und
Australien. Mrs. Greenwood erzählte all ihren Freundinnen, ihr
Sohn habe eine schwedische Kapitänstochter geheiratet und
flochtAndeutungen über eine Verwandtschaft mit dem schwedischen
Königshaus ein. Sie sollte nie erfahren, dass Elizabeth
tatsächlich in Queens geboren und von ihrem eigenen
Waisenhauskomitee in die neue Welt verbannt worden war. Derjungen
Braut war ihreHerkunft aber auch in keinerWeise anzumerken. Sie sah
hinreißend aus in ihrem Kleid aus weißer Spitze, dessen
Schleppe Nancy und Robert brav hinter ihr hertrugen. Helen
beobachtete den Jungen dabei mit Argusaugen, und George konnte sicher
sein, dass er keine Unbotmäßigkeit wagte. Da George sich
inzwischen als Wollhändler einen Namen gemacht und Mrs. Godewind
als Stütze der Gemeinde gegolten hatte, ließ der Bischof
es sich nicht nehmen, das Paar selbst zu trauen.Anschließend
wurde die Hochzeit im Salon des White Hart Hotel in großem Stil
gefeiert, wobei Gerald Warden und Howard O’Keefe sich in
entgegengesetzten Ecken des Saales betranken. Helen und Gwyneira
ließen sich davon nicht stören und setzten allen
Spannungen zum Trotz durch, dass Ruben und Fleur gemeinschaftlich
Blumen streuten. Gerald Warden schien dabei zum ersten Mal bewusst zu
werden, dass Howard O’Keefes Ehe mit einem wohlgeratenen Sohn
gesegnet war, was seine Laune weiter verschlechterte.Für die
jämmerliche O’Keefe-Farm gab es also einen Erben! Gwyneira
aber war nach wie vor schlank wie eine Weidenrute. Gerald versank
tief in der Whiskeyflasche, und Lucas, der seine Miene beobachtete,
war froh, sich mit Gwyneira in ihr Hotelzimmer zurückziehen zu
können, bevor die Wut seines Vaters sich wieder einmal lautstark
entlud. In der Nacht versuchte er erneut, Gwyneira näher zu
kommen, und wie immer zeigte sie sich willig und tat ihr Bestes, ihn
zu ermutigen. Doch Lucas versagte wieder einmal.
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5
Es hatte lange gedauert, bevor James McKenzies und Gwyneiras
Verhältnis sich nach Georges Besuch wieder normalisierte. Gwyn
war wütend, James brüskiert. Vor allem aber war beiden
erneut klar geworden, dass nichts wirklich vorbei war. Gwyn blutete
immer noch das Herz, wenn sie sah, wie verzweifelt James ihr
nachblickte, und James konnte es nicht ertragen, sich Gwyneira in den
Armen eines anderen vorzustellen. Doch eine Neuauflage ihrer
Beziehung war unvorstellbar – Gwyn wusste, dass sie James nie
wieder loslassen würde,wenn sie ihn noch einmal berührte.
Andererseits wurde das Leben auf Kiward Station allmählich
unerträglich. Gerald betrank sich jeden Tag und ließ Lucas
und Gwyn keine ruhige Minute. Selbst wenn Gäste zugegen waren,
mussten die beiden jetzt mit seinen Attacken rechnen. Gwyneira war
inzwischen so verzweifelt, dass sie es wagte, Lucas auf seine
sexuellen Schwierigkeiten anzusprechen.
»Schau, Liebster«, sagte sie einesAbends mit leiser
Stimme, als Lucas wieder neben ihr lag, erschöpft von seinen
Bemühungen und krank vor Scham. Gwyneira hatte schüchtern
vorgeschlagen, ihn zu erregen, indem sie sein Geschlechtsteil
berührte – so ziemlich das Unschicklichste, das eine Lady
und ein Gentleman zusammen tun konnten, doch Gwyneiras Erfahrungen
mit James waren in dieser Hinsicht vielversprechend. Lucas jedoch
zeigte kaum eine Regung, selbst wenn sie seine glatte, zarte Haut
streichelte und sanft massierte. Hier musste etwas geschehen.
Gwyneira beschloss, an Lucas’ Fantasie zu appellieren. »Wenn
ich dir nicht gefalle ... wegen meiner roten Haare oder weil du eher
auf füllige Frauen stehst ... warum stellst du dir nicht einfach
eine andere vor? Ich wäre dir nicht böse.«
Lucas küsste sie sanft auf die Wange. »Du bist so
lieb«, seufzte er. »So verständnisvoll. Ich verdiene
dich gar nicht. Das alles tut mir schrecklich Leid.« Verschämt
wollte er sich abwenden.
»Vom Leidtun werde ich nicht schwanger!«, sagte
Gwyneira schroff. »Stell dir lieber etwas vor, das dich
erregt.«
Lucas versuchte es. Doch als tatsächlich ein Bild vor ihm
entstand, das ihn erregte, war er dermaßen entsetzt, dass der
Schreck ihn schlagartig ernüchterte. Das
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