Im Land der weissen Rose
auf Latein. Und die
Kinder gehen ja auch längst noch nicht aufs College.«
»Und?«, fragte George. »Macht es Ihnen Spaß?«
Die junge Frau sah zu ihm auf und runzelte die Stirn. George wies
ihr einen Platz auf einer Bank neben dem »See« an und
freute sich, als sie sich tatsächlich setzte.
»Spaß? Das Unterrichten? Nun ja, nicht immer. Welche
bezahlte Arbeit macht schon immer Spaß?«
George setzte sich neben sie und versuchte einen Vorstoß.
»Wenn wir hier schon miteinander plaudern, darf ich mich gewiss
vorstellen? George Greenwood von Greenwood Enterprises –
London, Sydney und neuerdings Christchurch.«
Wenn sie beeindruckt war, ließ sie es sich zumindest nicht
anmerken. Stattdessen nannte sie gelassen und stolz ihren Namen:
»Elizabeth Godewind.«
»Godewind? Das klingt dänisch.Aber Sie haben keinen
skandinavischen Akzent.«
Elizabeth schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme auch
aus London.Aber meine Pflegemutter war Schwedin. Sie hat mich
adoptiert.«
»Nur eine Mutter? Kein Vater?« George schalt sich
selbst für seine Neugier.
»Mrs. Godewind war schon älter, als ich zu ihr kam.Als
eine Art Gesellschafterin. Später wollte sie mir dann das Haus
vererben, und das ging mit der Adoption am einfachsten. Mrs. Godewind
war das Beste, das mir je passiert ist ...« Die junge Frau
kämpfte mit den Tränen. George schaute weg, um sie nicht zu
beschämen, und hielt dabei die Kinder im Auge. Nancy pflückte
Blumen, und Robert tat sein Bestes, um auch das zweite Schiff zu
versenken.
Elizabeth fand inzwischen ihr Taschentuch und gewann ihre Fassung
zurück.
»Bitte entschuldigen Sie.Aber es ist erst neun Monate her,
seit sie gestorben ist, und es tut immer noch weh.«
»Aber wenn Sie wohlhabend sind, warum haben Sie sich dann
eine Stellung gesucht?«, fragte George. Es war unschicklich, so
tiefzu bohren, aber das Mädchen faszinierte ihn.
Elizabeth zuckte die Schultern. »Mrs. Godewind bekam eine
Pension, davon lebten wir.Aber nach ihrem Tod hatten wir nur noch das
Haus. Wir haben dann erst versucht zu vermieten, aber das war nicht
das Richtige. Ich habe nicht die nötige Autorität, und
Jones, der Hausdiener, hat sie schon gar nicht. Die Leute haben keine
Miete bezahlt, waren impertinent, haben die Zimmer verschmutzt und
haben Jones und seine Frau herumkommandiert. Es war unerträglich.
Irgendwie war es gar nicht mehr unser Haus. Ich habe mir dann diese
Anstellung gesucht. Mit den Kindern umzugehen gefällt mir viel
besser. Ich bin auch nur tagsüber bei ihnen, abends kann ich
heimgehen.«
Abends hatte sie also frei. George fragte sich, ob er es wagen
konnte, sie um ein Rendezvous zu bitten. Ein Abendessen im White Hart
vielleicht, oder ein Spaziergang.Aber nein – das würde sie
ablehnen. Sie war ein wohlerzogenes Mädchen; schon dieses
Gespräch im Park ging an die Grenzen der Schicklichkeit. Eine
Einladung ohne Vermittlung einer befreundeten Familie,ohne
Anstandsdame,ohne entsprechenden Rahmen war völlig
undenkbar.Aber dies war nicht London, verdammt! Sie waren am anderen
Ende der Welt, und er wollte sie auf keinen Fall wieder aus den Augen
verlieren. Er musste es einfach wagen. Sie musste es wagen ...
Verflixt, Helen hatte es schließlich auch gewagt!
George wandte sich dem Mädchen zu und versuchte, so viel
Charme, aber auch Seriosität wie nur möglich in seinen
Blick zu legen.
»Miss Godewind«, sagte er bedächtig. »Die
Frage, die ich Ihnen jetzt stellen möchte, sprengt alle
Konventionen. Natürlich könnte ich die Form wahren, indem
ich Ihnen zum Beispiel unauffällig folgte, den Namen Ihrer
Dienstherren herausfände, mich von irgendeinem bekannten
Mitglied der Gesellschaft von Christchurch in Ihren Haushalt
einführen ließe – und dann darauf warte, dass man
uns irgendwann offiziell einander vorstellt.Aber bis dahin hat Sie
womöglich schon jemand anders geheiratet, und ich regle meine
Angelegenheiten auch ungern über sieben Ecken.Also, wenn Sie den
Rest Ihres Lebens nicht damit verbringen wollen, sich mit Kindern wie
Robert herumzuärgern, dann hören Sie mir zu: Sie haben
genau das, was ich suche, und Sie sind eine schöne Frau,
anziehend und gebildet, mit einem Haus in Christchurch ...«
Drei Monate später heiratete George Greenwood Elizabeth
Godewind. Die Eltern des Bräutigams waren nicht anwesend,
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