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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Pferde und versuchte, nicht
an die Geburt zu denken. Vielleicht würde das Kind ja nicht
überleben, wenn sie keine fachkundige Hilfe erhielt.
    Entgegen Helens Erwartungen hatten sich Gwyneiras Gefühle für
das Kind während der Schwangerschaft nicht geändert. Die
ersten Bewegungen des neuen Lebens, bei Ruben und Fleur damals
begeistert begrüßt, erwähnte sie nicht einmal. Und
als das Kind einmal so heftig zappelte, dass Gwyneira aufstöhnte,
kam anschließend kein launiger Kommentar zu der
offensichtlichen Gesundheit des Ungeborenen, sondern nur ein böses:
»Heute ist es wiederlästig. Ich wünschte, es wäre
endlich weg!«
    Helen fragte sich, was Gwyn damit meinte. Mit der Geburt würde
das Baby schließlich nicht verschwinden, sondern lautstark
seine Rechte anmelden. Vielleicht würden sich Gwyns
Muttergefühle dann ja endlich regen.
    Zunächst aber nahte Kiris Stunde. Die junge Maori freute sich
auf ihr Kind und versuchte ständig, Gwyneira dabei mit
einzubeziehen. Sie verglich lachend den Bauchumfang der Frauen und
neckte Gwyn damit, dass ihrBaby jünger, aber doch wohl größer
sei. Tatsächlich entwickelte Gwyneira einen enormen Bauch. Sie
versuchte, ihn möglichst zu verstecken,aber manchmal, in ihren
dunkelsten Stunden, befürchtete sie fast, sie trüge
Zwillinge aus.
    Â»Unmöglich!«, sagte Helen. »Matahorua hätte
das gemerkt.«
    Auch Rongo Rongo lachte nur über die Befürchtung ihrer
Herrin. »Nein, da nur ein Baby drin.Aber schönes, starkes.
Keine leichte Geburt, Miss Gwyn.Aber keine Gefahr. Meine Großmutter
sagt, es wird prächtiges Kind.«
    Als bei Kiri die Wehen einsetzten, verschwand Rongo Rongo.Als
eifrige Schülerin Matahoruas war sie trotz ihrer Jugend als
Hebamme begehrt und verbrachte manche Nacht im Maori-Dorf. Diesmal
kam sie gegen Morgen vergnügt zurück. Kiri hatte ein
gesundes Mädchen geboren.
    Schon drei Tage nach der Geburt führte sie Gwyneira stolz
ihre Tochter vor.
    Â»Ich sie nenne Marama. Schöner Name für schönes
Kind. Heißt ›Mond‹. Ich sie bringen mit zuArbeit.
Kann spielen mit Kind von Miss Gwyn!«
    Gerald Warden würde dazu sicher seine eigenen Ansichten
haben, doch Gwyneira ließ die Bemerkung unkommentiert. Wenn
Kiri das Kind bei sich haben wollte, sollte sie es mitbringen. Gwyn
fand inzwischen nichts mehr dabei, ihrem Schwiegervater zu
widersprechen.Gerald zog sich dann meist schweigend zurück. Die
Machtverhältnisse auf Kiward Station hatten sich gewandelt,ohne
dass Gwyn wirklich verstand, was der Grund dafür war.
    Diesmal stand niemand im Garten, als Gwyneira in den Wehen lag,
und niemand wartete gespanntim Salon. Gwyn wusste nicht, ob jemand
Gerald von der bevorstehenden Geburt in Kenntnis gesetzt hatte, und
es war ihr auch egal. Wahrscheinlich verbrachte der alte Mann die
Nacht wieder mit einer Flasche in seinen Räumen – und bis
die Sache überstanden war, würde er sowieso nicht mehr
fähig sein, die Nachricht zu begreifen.
    Wie Rongo Rongo vorhergesagt hatte, verlief die Geburt nicht so
unkompliziert wie Fleurettes. Das Kind war deutlich größer
– und Gwyneira war unwillig. Bei Fleurette hatte sie ihre
Stunde herbeigesehnt, auf jedes Wort der Hebamme geachtet und sich
bemüht, eine wahre Vorzeigemutter zu werden. Jetzt ließ
sie nur alles stumpfsinnig über sich ergehen, ertrug die Wehen
mal stoisch, mal aufbegehrend. Dabei verfolgten sie die Erinnerungen
an die Schmerzen, unter denen dieses Kind gezeugt worden war. Sie
meinte, Geralds Gewicht wieder auf sich zu spüren, seinen
Schweiß zu riechen. Zwischen den Wehen übergab sie sich
mehrmals, fühlte sich schwach und geschlagen und schrie
schließlich Wut und Schmerz heraus.Am Ende war sie völlig
ermattet und wollte nur noch sterben. Oder noch besser, dieses Wesen
sollte sterben, das sich in ihrem Leib festklammerte wie ein
bösartiger Parasit.
    Â»Komm endlich raus!«, stöhnte sie. »Komm
endlich raus, und lass mich in Ruhe ...« Nach fast zwei Tagen
voller Qual – und am Ende fast rasendem Hass auf alle, die ihr
das angetan hatten – brachte Gwyneira einen Sohn zur Welt. Sie
spürte nichts als Erleichterung.
    Â»So wunderschöner kleiner Junge, Miss Gwyn!«,
strahlte Rongo. »Wie Matahorua gesagt hat. Warten Sie, ich
wische ihn ab, und dann Sie können ihn halten. Wir ihm geben
noch ein wenig

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