Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
der Sonne, spiegelte
mitunter die Felswände, die jetzt oft dicht am Ufer aufragten.
Schließlich engten sie den Fluss so sehr ein, dass kein
Durchkommen mehr möglich war, und Lucas musste ein Stück
zurückreiten, um einen Aufstieg zu finden. Schließlich
entdeckte er eine Art Saumpfad – vielleicht von Maoris,
vielleicht von früheren Goldsuchern ausgetreten –, auf dem
er dem Flusslauf oberhalb der Klippen folgen konnte. Langsam stießen
sie so ins Inland vor. Irgendwo hier waren von früheren
Expeditionen Gold- und Kohlevorkommen entdeckt worden. Wie und mit
welchen Mitteln war Lucas allerdings ein Rätsel. Für ihn
sah hier alles gleich aus: eine gebirgige Landschaft, wobei Felsen
seltener waren als farnwaldbewachsene Hügel. Ab und zu
Steilwände, die zu einem Hochplateau führten, oft Bäche,
die mitunter über reizvolle kleinere oder größere
Wasserfälle in den Buller River mündeten. Gelegentlich
fanden sich auch Sandstrände unten am Fluss, die zum Verweilen
einluden – Lucas fragte sich, ob man den Ausflug nicht doch
besser mit einem Kanu angegangen wäre als zu
Pferde.Möglicherweise war der Sand der Strände ja auch
goldhaltig, doch Lucas musste sich eingestehen, dass er auf keinerlei
Kenntnisse zurückgreifen konnte. Wenn er sich nur früher
für Geologie oder Mineralogie interessiert hätte statt für
Pflanzen und Insekten! Ganz sicher ließen die Erdformationen,
das Erdreich oder die Art der Felsen auf Goldvorkommen schließen.Aber
nein, er hatte ja Wetas zeichnen müssen! So langsam kam Lucas zu
dem Schluss, dass die Menschen in seiner Umgebung – allen voran
Gwyneira – nicht gänzlich Unrecht gehabt hatten. Seine
Interessen hatten brotlosen Künsten gegolten; ohne das Geld, das
sein Vater aus Kiward Station erwirtschaftete, war er ein Nichts, und
seine Chancen, die Farm selbst einmal erfolgreich zu managen, waren
stets gering gewesen. Gerald hatte Recht gehabt: Lucas hatte auf
ganzer Linie versagt.
    Während Lucas düsteren Gedanken nachhing, wurde David in
seinem Rücken munter.
    Â»He, ich glaube, ich hab geschlafen!«, meldete er sich
mit fröhlicher Stimme. »Oh, Mann, Luke, was für ein
Anblick! Ist das Buller Gorge?«
    Unterhalb des Saumpfads brach sich der Fluss zwischen Felswänden
seine Bahn. Der Ausblick über das Flusstal und die Berge ringsum
war atemberaubend.
    Â»Ich nehm’s an«, sagte Lucas. »Aber wer
immer hier Gold gefunden hat – Hinweisschilder hat er nicht
aufgestellt.«
    Â»Dann wär’s ja auch zu einfach!«, sagte
David vergnügt. »Und bestimmt wäre schon alles weg,so
viel Zeit, wie wir uns gelassen haben! Du, ich hab Hunger! Wollen wir
mal rasten?«
    Lucas zuckte die Schultern. Doch der augenblickliche Weg erschien
ihm nicht ideal für eine Pause; er war felsig, und es gab kein
Gras für das Pferd. So einigten die beiden sich darauf, noch
eine halbe Stunde weiterzureiten und einen besseren Platz zu suchen.
    Â»Hier sieht’s auch nicht nach Gold aus«, meinte
David. »Und wenn wir schon anhalten, will ich mich auch
umsehen.«
    Die Geduld der beiden wurde bald belohnt. Kurze Zeit später
erreichten sie ein Hochplateau, auf dem nicht nur die
allgegenwärtigen Farne wuchsen, sondern auch sattes Gras für
das Pferd. Der Buller zog tief unter ihnen seine Bahn, doch direkt
unter ihrem Lagerplatz befand sich einer der kleinen Strände.
Goldgelber Sand.
    Â»Ob wohl mal jemand auf den Gedanken gekommen ist, den zu
waschen?« David biss in ein Brot und entwickelte dabei die
gleiche Idee wie Lucas vorhin. »Kann doch gut sein, dass er
voller Nuggets ist!«
    Â»Wäre das nicht wieder zu einfach?« Lucas
lächelte. Der Eifer des Jungen erheiterte ihn. Aber David mochte
den Einfall nicht gleich fallen lassen.
    Â»Eben! Deshalb hat es ja noch keiner getan! Wetten, dass die
Stielaugen kriegen, wenn wir da jetzt ganz locker ein paar Nuggets
raus sieben?«
    Lucas lachte. »Versuch es an einem Strand, an den leichter
heranzukommen ist. Hier müsstest du fliegen können, um
runterzukommen.«
    Â»Auch wieder ein Grund, weshalb es noch keiner versucht hat!
Hier, Luke, liegt unser Gold! Ich bin ganz sicher! Ich klettere
runter!«
    Lucas schüttelte besorgt den Kopf. Der Junge schien sich in
seine Idee zu verrennen. »Davey, die Hälfte aller
Goldsucher ist auf dem Fluss unterwegs.

Weitere Kostenlose Bücher