Im Land der weissen Rose
zu. Sein linker
Haken schleuderte Ruben durch die halbe Stube. Helen schrie auf. Im
gleichen Moment erwischte Howard Gerald.Allerdings weniger
treffsicher. O’Keefe war gerade erst aus dem Pub in Haldon
zurückgekommen.Auch er war nicht mehr nüchtern. Gerald
steckte den Schlag O’Keefes mühelos weg und konzentrierte
sich wieder auf Ruben, der sich mit blutender Nase aufrappelte.
»Mr. Warden, bitte ...«
Howard nahm Gerald in den Schwitzkasten, bevor er seinen Sohn noch
einmal angehen konnte.
»Also schön! Reden wir wie vernünftige Leute!«,
zischte er. »Was gibt’s, Warden, dass du hier
hereinschneist und auf meinen Sohn eindrischst?«
Gerald versuchte sich umzuwenden, um ihn anzusehen. »Dein
verfluchter Mistkerl von Sohn hat meine Enkelin verführt! Das
ist los!«
»Du hast was?« Howard ließ von Gerald ab und
wandte sich Ruben zu. »Du sagst mir auf der Stelle, dass das
nicht wahr ist!«
Rubens Gesicht sprach Bände, ebenso wie vorhin Fleurs.
»Ich habe sie natürlich nicht verführt!«,
stellte er immerhin richtig. »Nur ...«
»Nur was? Ein bisschen entjungfert?«, donnerte Gerald.
Ruben war leichenblass. »Ich muss Sie bitten, nicht in
diesem Ton von Fleur zu sprechen!«, sagte er ruhig. »Mr.
Warden, ich liebe Ihre Enkelin. Ich werde sie heiraten.«
»Du wirst was?«, brüllte Howard. »Ich
verstehe ja, dass die kleine Hexe dir den Kopf verdreht ...«
»Du wirst Fleurette auf keinen Fall heiraten, du kleiner
Wichser!«, tobte Gerald.
»Mr. Warden! Vielleicht könnten wir zu einer weniger
drastischen Ausdrucksweise finden«, versuchte es Helen.
»Ich werde Fleurette auf jeden Fall heiraten, egal, was ihr
beide dagegen habt...« Ruben sprach gelassen und im Brustton
der Ãœberzeugung.
Howard griff nach seinem Sohn und hielt ihn ebenso an der
Hemdbrust fest, wie Gerald es eben getan hatte. »Du wirst jetzt
erst mal die Klappe halten! Und du, Warden, verschwindest hier!
Zügig. Und du packst dir deine kleine Hure von Enkelin. Ich will
sie nicht mehr hier sehen, verstehst du? Mach ihr das klar, oder ich
tu es selbst, und danach verführt sie keinen mehr...«
»Fleurette ist nicht ...«
»Mr. Warden!« Helen stellte sich zwischen die Männer.
»Bitte gehen Sie. Howard meint es nicht so. Und was Ruben
angeht... Wir alle hier haben höchste Achtung vor Fleurette. Die
Kinder haben vielleicht ein paar Küsse getauscht, aber ...«
»Du wirst Fleurette nie wieder anrühren!« Gerald
machte Anstalten, Ruben noch einmal zu schlagen, ließ es dann
aber, so hilflos hing der Junge im Würgegriff seines Vaters.
»Er wird sie nicht mehr anrühren, das verspreche ich
dir. Und jetzt raus! Ich werde das mit ihm regeln, Warden, verlass
dich drauf!«
Helen wusste plötzlich nicht mehr, ob sie wirklich wollte,
dass Gerald ging. Howards Stimme klang so bedrohlich, dass sie
ernsthaft um Rubens Sicherheit fürchtete. Howard war schon vor
GeraldsAuftauchen wütend gewesen. Er hatte die jungen Widder
eintreiben müssen, als er nach Hause kam, denn Helens und Rubens
Bemühungen, den Zaun in Ordnung zu bringen, hatten dem
Freiheitsdrang der Tiere nicht standgehalten.Zum Glück hatte
Howard die Widder in den Stall treiben können, bevor sie erneut
ins Hochland flüchteten.Allerdings hatte diese Zusatzarbeit
seine Laune nicht gerade verbessert.Als Gerald jetzt die Hütte
verließ, bedachte er Ruben mit einem mörderischen Blick.
»Du treibst es also mit der kleinen Warden«, stellte
er fest. »Und hegst nach wie vor große Pläne, nicht
wahr? Hab gerade den Maori-Jungen von Greenwood im Pub getroffen, und
der gratuliert mir noch dazu, dass die Universität von Dunedin
dich aufnehmen will! Für ein Jurastudium! Ja, das weißt du
noch nicht, solche Briefe lässt du ja über deinen lieben
Onkel George befördern!Aber das treib ich dir jetzt aus, mein
Junge! Zähl gut mit, Ruben O’Keefe, das hast du doch
gelernt. Und Jura, das sind die Rechtswissenschaften, nicht?Auge
umAuge, Zahn um Zahn! Dieses Recht studieren wirjetzt. Das hier ist
für die Schafe!«
Er versetzte Ruben einen Schlag. »Und das hier für das
Mädchen!« Ein rechter Haken. »Das für Onkel
George!« Ein linker Haken. Ruben ging zu Boden.
»Für das Jurastudium!« Howard versetzte ihm einen
Tritt in die Rippen. Ruben stöhnte
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