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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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verdient, zu Hause noch Ärger zu
bekommen. Und den bekommst du sicher, wenn du zu spät
heimkehrst.«
    Fleurette nickte dankbar. »Ich komm dann morgen wieder zur
Schule, Miss Helen!«, erklärte sie. Ein Vorwand, den sie
immer noch gebrauchte, um Ruben täglich nahe zu sein. An sich
hatte Fleurette die Schule so ziemlich abgeschlossen. Sie konnte gut
rechnen, lesen und schreiben, hatte die wichtigsten Klassiker
zumindest im Ansatz gelesen, allerdings nicht in der Originalsprache
wie Ruben. Fleur hielt Griechisch- und Lateinkenntnisse für
absolut überflüssig. Insofern gab es kaum noch etwas, das
Helen ihr beibringen konnte.Allerdings hatte Gwyneira nach Lucas’
Tod viele seiner Botanik- und Zoologielehrbücher in Helens
Schule schaffen lassen. Fleur schmökerte mit Interesse darin,
während Ruben sich seinen weiterführenden Studien widmete.
Im nächsten Jahr würde er nach Dunedin gehen müssen,
wenn er wirklich studieren wollte. Helen mochte noch gar nicht daran
denken, wie sie Howard das schmackhaft machen sollte. Obendrein war
auch kein Geld fürs Studium da; Ruben würde George
Greenwoods großzügige Hilfe annehmen müssen –
zumindest bevor ersich so weit auszeichnen konnte, dass er ein
Stipendium gewann. Doch ein Studium in Dunedin würde Ruben und
Fleurette vorerst trennen. Helen erkannte die offensichtliche
Verliebtheit der beiden ebenso klar wie Marama und hatte auch schon
mit Gwyn darüber gesprochen. Grundsätzlich hatten die
Mütter nichts gegen die Verbindung der beiden einzuwenden, aber
natürlich fürchteten sie die Reaktionen Wardens und
O’Keefes und waren sich außerdem einig, dass die Sache
noch ein paar Jahre Zeit habe. Ruben war gerade siebzehn, Fleur noch
nicht ganz sechzehn. Helen und Gwyn empfanden das einvernehmlich als
zu jung, um sich fest zu binden.
    Ruben half Fleurette, ihre Stute wieder mit dem Sattel zu
versehen, den sie vorher abgenommen hatten, um zusammenreiten zu
können. Er küsste sie verstohlen, bevor sie aufstieg.
    Â»Bis morgen, ich liebe dich!«, sagte er leise.
    Â»Nur bis morgen?«, entgegnete sie lachend.
    Â»Nein, bis zum Himmel. Und noch ein paar Sterne weiter!«
Rubens Hand streifte sanft die ihre, und Fleurette lächelte
strahlend, als sie vom Hof ritt. Ruben sah ihr nach, bis der letzte
Schimmer ihres rotgoldenen Haars und des ebenso leuchtenden Schweifs
ihrer Rotschimmelstute mit dem Abendlicht verschmolzen war. Erst
Helens Stimme weckte ihn aus seiner Versunkenheit.
    Â»Nun komm, Ruben, der Zaun steht nicht von allein wieder
auf. Wir wollen doch fertig werden, bis dein Vater nach Hause kommt!«
    Fleurette trieb ihr Pferd zu einer flotten Gangart an und wäre
fast pünktlich zum Essen auf Kiward Station gewesen. Aber dann
traf sie niemanden in den Ställen an, dem sie Minette zum
Abwarten übergeben konnte, und musste es folglich selbst tun.Als
die Stute abgerieben, getränkt und mit Futter versorgt im Stall
stand, war der erste Gang sicher schon aufgetischt. Fleurette
seufzte. Natürlich konnte sie heimlich ins Haus schleichen und
das Abendessen ganzschwänzen. Sie fürchtete allerdings,
dass Paul sie beobachtet hatte, als sie auf den Hof geritten war:
Hinter seinem Fenster war eine Bewegung zu sehen gewesen, und er
würde sie bestimmt verraten.Also stellte Fleur sich dem
Unvermeidlichen. Immerhin würde sie etwas zu essen bekommen.
Nach dem Tag im Hochland war sie halb verhungert. Sie beschloss, die
Sache optimistisch anzugehen, und setzte ein strahlendes Lächeln
auf, als sie das Esszimmer betrat.
    Â»Guten Abend, Großvater, guten Abend, Mummy! Ich bin
ein klitzekleines bisschen zu spät heute, weil ich mich ein
klitzekleines bisschen mit der Zeit verschätzt habe, als... äh,
als...«
    Zu dumm, so schnell wollte ihr keine Ausrede einfallen. Dabei
konnte sie Gerald unmöglich sagen, dass sie den Tag damit
verbracht hatte, Howard O’Keefes Schafe einzutreiben.
    Â»Als du deinem Liebsten geholfen hast, Schafe zu jagen?«,
fragte Paul mit sardonischemAusdruck.
    Gwyneira fuhr auf. »Paul, was soll das denn? Musst du deine
Schwester immer ärgern?«
    Â»Hast du nun oder hast du nicht?«, fragte Paul frech.
    Fleurette wurde rot. »Ich ...«
    Â»Mit wem hast du Schafe gejagt?«, erkundigte sich
Gerald. Er war ziemlich betrunken. Vielleicht hätte er Fleur gar
keine besondere Szene gemacht, doch ein Teil von

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