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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gerald sich allein mit Fleur
auseinander setzen, sie konnte hinterher immer noch vermittelnd
eingreifen. Schließlich musste Beasley abgewiesen werden, ohne
dass man ihn verletzte.Obgleich eine kleine Abfuhr dem alten Herrn
nicht geschadet hätte. Wie konnte er nur an eine sechzehnjährige
Braut denken! Gwyneira hatte sich allerdings vergewissert, dass
Gerald noch nicht zu betrunken war, als er Fleur zu sich befahl, und
sie hatte ihre Tochter vorgewarnt.
    Â»Denk daran, Fleur, er kann dich nicht zwingen. Vielleicht
haben sie es schon herumerzählt, dann gibt das einen kleinen
Skandal.Aber ich kann dir versichern, dass Christchurch schon andere
Affären überstanden hat. Bleib einfach ruhig, und mach
deinen Standpunkt klar.«
    Ruhig bleiben lag Fleurette allerdings gar nicht.
    Â»Ich soll mich fügen?«, schleuderte sie Gerald
denn auch entgegen. »Ich denke gar nicht daran! Bevor ich den
alten Kerl heirate, gehe ich ins Wasser! Im Ernst, Großvater,
ich stürze mich in den See!«
    Gwyneira musste lächeln. Woher hatte Fleur bloß dieses
Theatralische? Vermutlich aus einem von Helens Büchern.
Tatsächlich würde ihr ein Sturz in den Tümpel bei
Kiward Station kaum etwas schaden. Erstens war das Wasser flach,
zweitens konnte Fleur dank ihrer und Rubens Maori-Freunde
hervorragend schwimmen.
    Â»Oder ich gehe ins Kloster!«, führte Fleurette
soeben aus. Es gab zwar noch keins auf Neuseeland, aber das schien
ihr im Moment entfallen zu sein. Gwyneira schaffte es immer noch, die
Sache von der komischen Seite zu nehmen. Dann aber hörte sie
Geralds Stimme und war erneut alarmiert. Da waretwas faul ... der
alte Mann musste deutlich mehr getrunken haben, als Gwyneira geglaubt
hatte.Als sie Fleur vorbereitet hatte? Oder erst jetzt, während
Fleur ihre kindischen Drohungen ausstieß?
    Â»Du willst doch nicht ins Kloster, Fleurette! Das ist wohl
der letzte Ort, an den du willst. Wo du jetzt schon Spaß dran
findest, dich mit deinem dreckigen kleinen Freund im Heu zu wälzen!
Wart’s ab, meine Kleine, es sind schon andere kirre geworden.
Du brauchst einen Mann, Fleur, du ...«
    Fleurette schien die Bedrohung jetzt ebenfalls zu spüren.
»Mutter erlaubt es auch gar nicht, wenn ich jetzt schon heirate
...«, sagte sie jetzt mit deutlich leiserer Stimme. Das brachte
Gerald aber noch mehr in Rage.
    Â»Deine Mutter wird tun, was ich will! Wir ziehen hier andere
Saiten auf, das kann ich dir flüstern!« Gerald riss das
Mädchen zurück, das eben die Tür geöffnet hatte,
um ihm zu entfliehen. »Ihr alle werdet endlich einmal das tun,
was ich will!«
    Gwyneira, die sich dem Herrenzimmer inzwischen voller Angst
genähert hatte, stürzte dazu. Sie sah eben noch, wie
Fleurette in einen Sessel geschleudert wurde und dort schluchzend und
verängstigt sitzen blieb. Gerald machte Anstalten, sich auf sie
zu stürzen, wobei eine Whiskeyflasche zu Bruch ging. Kein
Verlust, die Flasche war leer. Gwyneira schoss durch den Kopf, dass
sie vorhin noch drei viertel voll gewesen war.
    Â»Aufmüpfig ist das Stütchen, ja?«, zischte
Gerald seiner Enkelin zu. »Noch unberührt von Zaum und
Zügel? Na, das ändern wir jetzt. Du wirst schon lernen,
dich deinem Reiter zu fügen ...«
    Gwyneirariss ihn von ihr weg. In ihrerWut und derAngst um ihre
Tochter entwickelte sie Riesenkräfte. Zu genau erkannte sie das
Funkeln in Geralds Augen wieder, das sie seit Pauls Zeugung in ihren
schlimmsten Träumen verfolgte.
    Â»Wie kannst du es wagen, sie anzufassen!«, fuhr sie
ihn an. »Lass sie sofort in Ruhe!«
    Gerald zitterte. »Schaff sie mir aus den Augen!«,
stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Sie hat
Hausarrest. So lange, bis sie sich die Sache mit Beasley überlegt
hat. Sie ist ihm versprochen! Ich werde mein Wort nicht brechen!«
    Reginald Beasley hatte oben in seinen Räumen gewartet, aber
vollständig war ihm die Szene natürlich nicht entgangen.
Peinlich berührt trat er vor die Tür und traf Gwyneira und
ihre Tochter auf der Treppe an.
    Â»Miss Gwyn ... Miss Fleur ... bitte verzeihen Sie mir!«
    Beasley war heute nüchtern, und ein Blick in Fleurettes
junges, verstörtes Gesicht und die zornglühenden Augen
ihrer Mutter sagten ihm, dass er keine Chancen hatte.
    Â»Ich ... ich konnte nicht ahnen, dass es für Sie eine
solche ... äh, Zumutung bedeuten würde, meine Werbung
anzunehmen.

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