Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Schauen Sie, ich bin nicht mehr jung, aber so alt nun
auch wieder nicht, und ich ... ich würde Sie sehr in Ehren
halten ...«
    Gwyneira funkelte ihn an. »Mr. Beasley, meine Tochter will
nicht in Ehren gehalten, sondern erst einmal erwachsen werden. Und
dann wünscht sie sich wahrscheinlich einen Mann in ihrem Alter –
und zumindest einen Mann, der sich ihr selbst erklärt und keinen
anderen alten Bock vorschickt, um sie in sein Bett zu zwingen. Habe
ich mich klar ausgedrückt?«
    Eigentlich hatte sie ja höflich bleiben wollen, aber der
Anblick von Geralds Gesicht über Fleurette im Sessel hatte sie
zutiefst erschrocken. Diesen alten Freier hier musste sie als Erstes
loswerden.Aber das dürfte nicht schwierig sein. Und dann musste
ihr irgendetwas zu der Sache mit Gerald einfallen. Sie selbst hatte
damals nicht gemerkt, auf welchem Pulverfass sie lebte.Aber Fleurette
musste sie schützen!
    Â»Miss Gwyn, ich ... wie gesagt, Miss Fleur, es tut mir Leid.
Und unter diesen Umständen wäre ich durchaus bereit... äh,
von der Verlobung zurückzutreten.«
    Â»Ich bin nicht mit Ihnen verlobt!«, sagte Fleur mit
zittriger Stimme. »Das kann ich gar nicht, ich ...«
    Gwyneira zog das Mädchen weiter. »Diese Entscheidung
freut mich und ehrt Sie«, beschied sie Reginald Beasley mit
gezwungenem Lächeln. »Vielleicht teilen Sie es dann auch
meinem Schwiegervater mit, damit diese leidige Angelegenheit aus der
Welt geschafft wird. Ich habe Sie immer geschätzt und würde
Sie als Freund des Hauses ungern verlieren.«
    Hoheitsvoll schritt sie an Beasley vorbei. Fleurette stolperte
neben ihr her. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, doch Gwyneira
erlaubte ihr nicht, stehen zu bleiben.
    Â»Erzähl ihm bloß nichts von Ruben, sonst fühlt
er sich noch in seiner Ehre gekränkt«, zischte sie ihrer
Tochter zu. »Du bleibst jetzt in deinem Zimmer – am
besten, bis er weg ist. Komm um Himmels willen nicht heraus, solange
dein Großvater betrunken ist!«
    Gwyneira schloss zitternd die Tür hinter ihrer Tochter. Das
hier war erst einmal abgewendet. Heute Abend würde Gerald mit
Beasley trinken; da waren keine weiteren Ausbrüche zu
befürchten. Und morgen würde er sich wegen der heutigen
Attacke zu Tode schämen.Aber was kam dann? Wie lange würden
Geralds Selbstvorwürfe ausreichen, ihn von seiner Enkelin fern
zu halten? Und genügte die Sicherheit einer Zimmertür, um
ihn aufzuhalten, wenn er zu betrunken war und sich womöglich
einredete, er müsste das Mädchen für ihren künftigen
Gatten »zureiten«?
    Gwyns Entschluss war gefasst. Sie musste ihre Tochter wegschicken.
    Â 

4
    Diesen Entschluss in die Tat umzusetzen, erwies sich jedoch als
schwierig. Weder fand sich ein Vorwand, das Mädchen
wegzuschicken, noch eine passende Familie, die sie aufnehmen konnte.
Gwyn hatte an einen Haushalt mit Kindern gedacht – nach wie vor
mangelte es in Christchurch an Erzieherinnen, und eine so hübsche
und gebildete Haustochter wie Fleur sollte in jeder jungen Familie
willkommen sein. In der Praxis kamen dafür allerdings nur die
Barringtons und die Greenwoods in Frage – und Antonia
Barrington, eine eher unscheinbare junge Frau, lehnte das Ansinnen
sofort ab, als Gwyn vorsichtig vorfühlte. Gwyn konnte es ihr
nicht verdenken. Schon die ersten Blicke des jungen Lords auf die
hübsche Fleurette überzeugten sie davon, dass ihre Tochter
hier vom Regen in die Traufe käme.
    Elizabeth Greenwood allerdings hätte Fleur gern aufgenommen.
George Greenwoods Zuneigung zu ihr und seine Treue waren über
jeden Zweifel erhaben. Er war auch für Fleur ein geachteter
»Onkel«, und in seinem Haushalt hätte sie obendrein
mehr über Buchführung und Unternehmensverwaltung lernen
können.Allerdings waren die Greenwoods imAufbruch zu einem
Besuch in England. Georges Eltern wollten ihre Enkelkinder endlich
kennen lernen, und Elizabeth konnte vor Aufregung kaum an sich
halten.
    Â»Ich hoffe bloß, dass seine Mutter mich nicht
wiedererkennt«, vertraute sie Gwyneira ihre Ängste an.
»Sie denkt doch, ich käme aus Schweden. Wenn sie jetzt
feststellt, dass...«
    Gwyneira schüttelte lächelnd den Kopf. Es war völlig
unmöglich, in der schönen, gepflegten jungen Frau von
heute, deren tadellose Manieren sie zu einer Stütze der
Christchurcher Gesellschaft gemacht hatten, das halb

Weitere Kostenlose Bücher