Im Land der weissen Rose
heißt ... bisher
hat hier in der Gegend noch niemand Gold gefunden?«
»Nicht viel«, gab Ruben zu. »Aber es hat auch
noch keiner gesucht!«
Die beiden Jungen blickten sie Beifall heischend an. Fleur
lächelte bemüht und beschloss, die Sache selbst in die Hand
zu nehmen.
»Habt ihres denn erst mal mit Goldwaschen versucht?«,
fragte sie. »Im Bach, meine ich. Du wolltest mir doch zeigen,
wie das geht.«
Ruben und Stuart nickten gleichzeitig. »Ein bisschen haben
wir da schon gefunden«, behaupteten sie und holten eifrig eine
Pfanne.
»Wir zeigen es dir jetzt, und dann kannst du ein bisschen
Goldwaschen, während wir an der Rinne weiterarbeiten!«,
erklärte Ruben. »Bestimmt bringst du uns Glück!«
Da Fleurette sicher keine zwei Lehrer brauchte und Stuart den
beiden wohl auch Gelegenheit bieten wollte, allein zu sein, verzog
Rubens Partner sich wieder bachaufwärts. In den nächsten
Stunden hörten sie nichts von ihm außer gelegentlichen
Flüchen, wenn wieder ein Werkzeug zu Bruch gegangen war.
Fleurette und Ruben nutzten die Einsamkeit zunächst, um sich
richtig zu begrüßen. Sie mussten wieder erkunden, wie süß
ihre Küsse schmeckten und wie selbstverständlich ihre
Körper aufeinander reagierten.
»Wirst du mich jetzt heiraten?«, fragte Fleurette
schließlich schläfrig. »Ich meine ... ich kann nicht
gut hier mit euch leben, ohne dass wir verheiratet sind.«
Ruben nickte ernsthaft. »Stimmt, das geht nicht. Aber das
Geld ... Fleur, ich will ehrlich sein. Bis jetzthabe ich überhaupt
nichts gespart. Das bisschen, was ich auf den Goldfeldern bei
Queenstown verdient habe, ging hier in die Ausrüstung. Und das
bisschen, das wir hier bislang rausgeholt haben, ging in neues
Werkzeug. Stuart hat Recht, der alte Ethan verkauft nurAusschuss. Ein
paar alte Miner haben noch Waschpfannen und Schaufeln und
Spitzhacken, die sie ausAustralien rübergebracht haben.Aber was
wir hier kaufen, hält bloß ein paar Tage und kostet ein
kleines Vermögen!«
Fleur lachte. »Dann geben wir das hier mal lieber für
etwas anderes aus«, sagte sie und zücktezum zweiten Mal an
diesem Tag den Beutel ihres Vaters. Diesmal sah Ruben hin – und
geriet beimAnblick der Golddollars in regelrechte Verzückung.
»Fleur! Das ist wundervoll! Wo hast du es her? Sag nicht, du
hast deinen Großvater ausgeraubt!Aber so viel Geld! Damit
können wir die Waschrinne fertig stellen, eine Blockhütte
bauen, vielleicht noch ein paar Helfer einstellen! Fleur, damit holen
wir alles Gold aus dieser Erde, das drin ist!«
Fleurette äußerte sich nicht zu diesen Plänen,
sondern erzählte ihm erst die Geschichte ihrer Flucht.
»Ich fasse es nicht! James McKenzie ist dein Vater!«
Fleurette hatte ein bisschen geargwöhnt, ob Ruben es
vielleicht wusste. Schließlich hatten ihre Mütter
praktisch keine Geheimnisse voreinander, und was Helen wusste, war in
allerRegel auch zu Ruben durchgesickert.Der Junge hatte aber wirklich
keine Ahnung gehabt und nahm an, dass auch Helen nicht eingeweiht
war.
»Ich dachte nur immer, es gäbe ein Geheimnis um Paul«,
meinte er stattdessen. »Da schien meine Mutter irgendwas zu
wissen.Aber eben auch nur meine Mutter. Ich habe nie etwas erfahren.«
Inzwischen hatten die beiden die Arbeit am Bach wirklich
aufgenommen, und Fleur lernte den Umgang mit der Goldpfanne. Bisher
hatte sie immer gedacht, das Gold werde heraus gesiebt, tatsächlich
aber arbeitete man auch bei dieser einfachsten Fördermethode
nach dem Prinzip des Ausschwemmens. Es erforderte einiges Geschick,
die Pfanne so zu schwingen und zu schütteln, dass die leichteren
Bestandteile des Erdreichs herausgeschwemmt wurden, bis zum Schluss
zunächst eine schwarze Masse übrig blieb, der so genannte
Black Sand, und dann endlich das Gold zutage trat. Ruben tat sich
schwer damit, doch Fleurette hatte den Bogen sehr bald heraus. Sowohl
Ruben als auch Stuart bewunderten sie für ihre offensichtliche
Naturbegabung. Fleur selbst war weniger begeistert. Denn egal, wie
geschickt sie wusch – es geschah einfach zu selten, dass
winzige Spuren Gold in der Pfanne hängen blieben. Am Abend hatte
sie fast sechs Stunden intensiv gearbeitet, während die Männer
weitere zwei Sägeblätter verschlissen hatten, beim Bau
ihrer Waschrinne aber noch nicht wesentlich weitergekommen waren.
Fleurette fand
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