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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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rechtliches Dilemma.
Vorhin erschien ein gewisser John Sideblossom in meinem Büro,
ein vermögender Farmer, der in die Goldminen investieren will.
Er war ganz aufgedreht. Ich müsste unbedingt einen Mann
verhaften, den er im Goldgräberlager gesehen hat. Einen James
McKenzie.«
    Â»James McKenzie?«, fragte Ruben. »Der Viehdieb?«
    McDunn nickte. »Der Name kam mir gleich bekannt vor. Wurde
vor ein paar Jahren im Hochland gefasst und in Lyttelton zu einer
Gefängnisstrafe verurteilt.«
    Ruben nickte. »Ich weiß.«
    Â»Hattest schon immer ein gutes Gedächtnis, Herr
Richter!«, sagte Leonard anerkennend. »Weißt du
auch, dass sie McKenzie begnadigt haben? Sideblossom sagt, man hätte
ihn nach Australien geschickt.«
    Â»Sie haben ihn ausgewiesen«, berichtigte Ruben.
»Australien war das Nächstliegende. Die Viehbarone hätten
ihn lieber in Indien gesehen oder sonstwo. Und am liebsten im Magen
eines Tigers.«
    McDunn lachte. »Genau den Eindruck machte dieser
Sideblossom. Tja, wenn er Recht hat, istMcKenzie zurück, obwohl
erlebenslänglich wegbleiben sollte. Deshalb müsste ich ihn
nun verhaften, sagt dieser Sideblossom. Aber was mache ich mit
ihm?Auf Lebenszeit einsperren kann ich ihn kaum. Und fünf Jahre
Gefängnis hat auch wenig Sinn – die hat er ja streng
genommen schon rum. Mal ganz abgesehen davon, dass ich den Platz gar
nicht habe. Fällt Ihnen dazu was ein, Herr Richter?«
    Ruben versuchte, so zu tun, als denke er nach. Doch für
McDunn spiegelte sich in seiner Miene eher Freude. Trotz dieses
McKenzie. Oder wegen?
    Â»Pass auf, Leonard«, meinte Ruben schließlich.
»Erst mal findest du raus, ob dieser McKenzie wirklich der ist,
den Sideblossom meint. Und dann sperrst du ihn genauso lange ein, wie
der Kerl noch in der Stadt ist. Sag ihm, du nimmst ihn in Schutzhaft.
Sideblossom hätte ihn bedroht, und du wolltest keinen Ärger.«
    McDunn grinste.
    Â»Aber erzähl meiner Frau nichts davon!«, mahnte
Ruben. »Es soll eine Überraschung werden.Ach ja, und
spendier Mr. McKenzie vor dem Einsperren noch eine Rasur und einen
anständigen Haarschnitt, sofern das nötig ist. Er wird
Damenbesuch bekommen – gleich nach seinem Einzug in dein Grand
Hotel!«
    Während der ersten Wochen einer Schwangerschaft hatte
Fleurette stets nah am Wasser gebaut, und so weinte sie sich auch
jetzt die Augen aus, als sie McKenzie im Gefängnis besuchte. Ob
aus Freude über das Wiedersehen oder aus Verzweiflung über
seine erneute Gefangenschaft ließ sich nicht feststellen.
    James McKenzie selbst dagegen schien wenig beunruhigt. Er
wareigentlich bester Stimmung gewesen, bis Fleurette in Tränen
ausbrach. Jetzt hielt er sie im Arm und streichelte ihr unbeholfen
über den Rücken.
    Â»Nun wein nicht, Kleine, mir passiert hier doch nichts!
Draußen wär’s viel gefährlicher. Mit diesem
Sideblossom habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen!«
    Â»Warum musstest du ihm auch gleichwieder in die Arme
laufen?«, schluchzte Fleurette. »Washast du überhaupt
auf den Goldfeldern gemacht? Du wolltest doch keinen Claim
abstecken?«
    McKenzie schüttelte den Kopf. Er sah auch keineswegs so aus
wie einer der Glücksritter, die auf den alten Schaffarmen nahe
der Goldfunde ihr Lager aufschlugen, und McDunn hatte ihn weder zu
Bad und Rasur nötigen noch ihm mit Geld dafür aushelfen
müssen. James McKenzie wirkte eher wie ein gut situierter
Rancher auf Reisen. Von Kleidung und Reinlichkeit her hätte man
ihn nicht von seinem alten Feind Sideblossom unterscheiden können.
    Â»Ich habe in meinem Leben genug Claims abgesteckt und mit
dem einen in Australien sogar recht gut verdient. Das Geheimnis
ist,die Goldfunde nicht gleich in einem Etablissement wie dem von
Miss Daphne zu verjubeln.« Er lachte seine Tochter an. »Auf
den Goldfeldern hier hab ich natürlich deinen Gatten gesucht.
Muss man schließlich erst darauf kommen, dass der inzwischen in
der Main Street residiert und harmlose Reisende einbuchten lässt.«
Er zwinkerte Fleurette zu. Noch vor dem Treffen mit ihr hatte er
Ruben kennen gelernt und war sehr zufrieden mit seinem Schwiegersohn.
    Â»Und was passiert jetzt?«, fragte Fleurette. »Werden
sie dich nach Australien zurückschicken?«
    McKenzie seufzte. »Ich hoffe nicht. Die Passage kann ich mir
zwar mühelos leisten ... nun guck nicht so, Ruben,

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