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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gottgenug
... äh, leichte Mädchen, die keine Stelle als
Bibelverkäuferin finden. Und dann fand ich die Zwillinge. Die
waren unter dem gleichen Vorzeichen da wie ich: Nur weg hier –
und ›weg‹ hieß ›Schiff‹.«
    Â»Wie hatten sie einander denn wiedergefunden?«,
erkundigte sich Helen. »Sie waren doch in völlig
verschiedenen Gegenden.«
    Daphne zuckte die Schultern. »Sie sind eben Zwillinge. Was
der einen einfällt, fällt auch der anderen ein. Glauben Sie
mir, ich hab sie seit über zwanzig Jahren um mich, und siesind
mir immer noch unheimlich. Wenn ich sie damals richtig verstanden
hab, sind sie auf dem Bridle Path zusammengetroffen. Wie sie sich
dahin durchgeschlagen haben, weiß ich nicht. Jedenfalls trieben
sie sich am Hafen herum, stahlen sich ihr Essen zusammen und wollten
sich auf ein Boot schmuggeln. Völliger Unsinn, man hätte
sie gleich entdeckt. Was sollte ich also tun? Ich hab sie behalten.
War ein bisschen nett zu einem Matrosen, und der hat mir dann die
Papiere von einem Mädchen besorgt, das auf der Reise von Dublin
nach Lyttelton gestorben ist. Offiziell heiße ich Bridey
O’Rourke. Das hat mir auch jeder geglaubt, mit meinem roten
Haar.Aber die Zwillinge riefen mich natürlich Daphne, also hab
ich den Vornamen behalten. Ist ja auch ein guter Name für eine
... Ich meine, es ist ein biblischer Name, den legt man ungern ab. «
    Helen lachte. »Irgendwann wird man dich heilig sprechen!«
    Daphne kicherte und sah dabei aus wie das kleine Mädchen von
damals. »Wir sind dann also an die Westcoast. Sind erst ein
bisschen rumgereist und schließlich in einem Puff... äh,
dem Etablissement einer Madame Jolanda gelandet. Ziemlich
runtergekommen. Ich hab da erst mal aufgeräumt und für
richtigen Umsatz gesorgt. Da hat Ihr Mr. Greenwood mich auch
aufgetrieben, allerdings bin ich nicht wegen ihm weg. Es war mehr,
weil Jolanda mit nichts zufrieden war. Eines Tages eröffnete sie
mir sogar, sie wollte am nächsten Samstag meine Zwillinge
versteigern! Würde Zeit, sagte sie, dass die mal eingeritten
würden ... äh, dass die mal einer erkannte, wie’s in
der Bibel heißt.«
    Helen musste lachen. »Deine Bibel hast du wirklich im Kopf,
Daphne«, sagte sie. »Demnächst prüfen wir dann
deine Kenntnisse über David Copperfield.«
    Â»Jedenfalls hab ich freitags noch mal richtig auf den Putz
gehauen, und dann sind wir mit der Kasse weg. Das war natürlich
nicht ladylike.«
    Â»Sagen wir – Auge um Auge, Zahn um Zahn«,
bemerkte Helen.
    Â»Na ja, und dann sind wir dem ›Ruf des Goldes‹
gefolgt.« Daphne grinste. »Sehr erfolgreich! Ich würde
sagen, siebzig Prozent der Erträge aller Goldminen der Gegend
landen bei mir.«
    Ruben war verwirrt, beinahe ein wenig beunruhigt, als er schon
sechs Wochen nach seinem Brief an den Gouverneur einen sehr offiziell
aussehenden Umschlag in Empfang nahm. Der Posthalter überreichte
ihm das Schreiben geradezu feierlich.
    Â»Aus Wellington!«, erklärte er gewichtig. »Von
der Regierung! Wirste jetzt geadelt, Rube? Kommt die Queen vorbei?«
    Ruben lachte. »Unwahrscheinlich, Ethan, äußerst
unwahrscheinlich.« Er bezähmte sein Verlangen, den
Umschlag gleich aufzureißen, denn Ethan schaute ihm allzu
neugierig über die Schulter, und auch Ron vom Mietstall hing
schon wieder in dessen Laden herum.
    Â»Ich sehe euch dann später!«, verabschiedete er
sich scheinbar gelassen, aber schon auf dem Weg zum Warenhaus spielte
er mit dem Umschlag – und änderte dann auch die Route, als
er beim Police Office vorbeikam. Das hier ging zweifellos McKenzie
an.Also sollte der auch aus erster Hand erfahren, wie der Gouverneur
entschieden hatte.
    Kurz darauf beugten sich Ruben, McDunn und McKenzie ungeduldig
über das Schreiben. Alle stöhnten über die langen
Vorreden des Gouverneurs, in denen er zuerst einmal Rubens sämtliche
Verdienste um das Gedeihen der jungen Stadt Queenstown hervorhob.
Dann aber kam der Gouverneur endlich zur Sache:
    ... freuen wir uns, Sie in der Bitte um Begnadigung des Viehdiebs
James McKenzie, dessen Fall Sie uns so erhellend dargelegt haben,
positiv bescheiden zu können. Auch wir sind der Meinung, dass
McKenzie dem jungen Gemeinwesen auf der Südinsel nützlich
sein kann, sofern er sich in Zukunft auf den legalen Einsatz seiner
zweifellos vorhandenen

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