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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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liederlich herumhängen und dabei auch noch die Beine
spreizen,nur weil ich gerade mal nicht hinschaue. Stattdessen kannst
du Miss Gwyneira frisieren. Der merkt man an, dass die Zofe fehlt. Im
Ernst, Gwyn, dein Haar kräuselt sich, als hätte man es mit
der Brennschere bearbeitet. Kämmst du es eigentlich nie?«
    Unter Helens Fuchtel und mit ein paar zusätzlichen Hinweisen
von Gwyneira zur neuesten Mode hatten sich sowohl Dorothy als auch
Daphne zu recht geschickten Kammerzofen entwickelt. Beide waren
höflich und hatten gelernt, wie man einer Lady beim Ankleiden
half und ihr Haar frisierte. Manchmal hatte Helen allerdings
Bedenken, Daphne allein in Gwyneiras Räume zu schicken,da sie
dem Mädchen nicht traute. Sie hielt es durchaus für
möglich, dass Daphne jede Gelegenheit zum Diebstahl nutzen
würde. Doch Gwyneira beruhigte sie.
    Â»Ich weiß nicht, ob sie ehrlich ist, aber sie ist
bestimmt nicht dumm. Wenn sie hier stiehlt, kommt es heraus. Wer
sonst sollte es gewesen sein, und wo sollte sie das Diebesgut
verstecken? Solange sie hier auf dem Schiff ist, wird sie sich
benehmen. Da habe ich keine Zweifel.«
    Das dritte ältere Mädchen, Elizabeth, zeigte sich
ebenfalls gutwillig und war untadelig ehrlich und liebenswert.Als
übermäßig geschickt erwies sie sich allerdings nicht.
Sie las und schrieb lieber, als mit den Händen zu arbeiten. Für
Helen wurde sie dadurch zum Sorgenkind.
    Â»Im Grunde sollte sie weiter zur Schule gehen und später
vielleicht in ein Lehrerseminar«, bemerkte sie gegenüber
Gwyneira. »Das würde ihr auch gefallen. Sie mag Kinder und
hat viel Geduld. Aber wer sollte die Kosten übernehmen? Und gibt
es in Neuseeland überhaupt ein entsprechendes Institut? Als
Hausmädchen ist sie jedenfalls ein hoffnungsloser Fall. Wenn sie
einen Boden schrubben soll, überschwemmt sie die Hälfte,
und den Rest vergisst sie.«
    Â»Vielleicht wäre sie ein gutes Kindermädchen«,
überlegte die praktische Gwyn. »Ich werde wahrscheinlich
bald eins brauchen ...«
    Helen wurde bei dieser Bemerkung sofort rot.An das Kinderkriegen
und vor allem an die Zeugung dachte sie im Zusammenhang mit ihrer
bevorstehenden Ehe nur sehr ungern. Es war eine Sache, Howards
geschliffenen Briefstil zu bewundern und sich in seiner Anbetung zu
sonnen.Aber der Gedanke, sich von diesem wildfremden Mann berühren
zu lassen ... Helen hatte nur unbestimmte Vorstellungen, was des
Nachts zwischen Mann und Frau vorging, aber sie erwartete eher
Schmerzen als Freuden. Und nun sprach Gwyneira ganz unbeschwert vom
Kinderkriegen! Ob sie darüber reden wollte? Und ob sie darüber
vielleicht mehr wusste als Helen? Helen fragte sich, wie sie das
Thema anschneiden konnte, ohne die Grenzen der Schicklichkeit gleich
mit dem ersten Wort peinlich zu verletzen. Und natürlich ging
das nur, wenn keins der Mädchen in der Nähe war.Aufatmend
stellte sie fest, dass Rosie unmittelbar neben ihnen mit Cleo
spielte.
    Gwyneira hätte die drängenden Fragen aber auch gar nicht
beantworten können. Sie sprach zwar offen vom Kinderkriegen,
verschwendete vorerst allerdings keinen Gedanken an die Nächte
mit Lucas. Sie hatte keine Ahnung, was sie dabei erwartete –
ihre Mutter hatte nur verschämt angedeutet, dass es nun mal zum
Schicksal einer Frau gehörte, diese Dinge demütig zu
erdulden. Dafür werde sie dann, so Gott wollte, mit einem Kind
belohnt. Gwyn fragte sich zwar manchmal, ob sie so ein schreiendes,
rotgesichtiges Baby wirklich als Glück betrachten würde,
gab sich aber keinen Illusionen hin. Gerald Warden erwartete von ihr,
ihm so schnell wie möglich einen Enkel zu gebären. Dem
würde sie sich nicht verweigern – nicht einmal, wenn sie
wüsste, wie man es anstellte.
    Die Seereise zog sich hin. In der ersten Klasse kämpfte man
mit der Langeweile; schließlich waren längst alle
Höflichkeiten ausgetauscht, alle Geschichten erzählt. Die
Passagiere auf dem Zwischendeck schlugen sich eher mit den
zunehmenden Widrigkeiten des Daseins herum. Die karge, einseitige
Ernährung führte zu Krankheiten und Mangelerscheinungen,
die Enge der Kabinen und das jetzt beständig warme Wetter
begünstigten Ungezieferbefall. Inzwischen begleiteten Delphine
das Schiff, und oft waren auch große Fische wie Haie zu sehen.
Die Männer im Zwischendeck schmiedeten Pläne, sie mittels
Angeln oder Harpunen zu erlegen,

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