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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sagen, dass Howard keine Wardens im Haus haben wollte, hielt sich dann aber zurück. Wenn Howard und Gwyn wirklich zusammenstießen, musste sie sich etwas einfallen lassen. Aber er hatte zumeist den ganzen Tag mit den Schafen zu tun und ritt oft weit in die Berge, um versprengte Tiere zu suchen und sich um die Zäune zu kümmern. Meist kam er vor dem Dunkelwerden nicht nach Hause.
    »Ich warte auf dich!«, sagte Helen hoffnungsvoll.
    Die Freundinnen küssten sich auf beide Wangen, dann lief Helen hinaus.
    »Tja, die Frauen der kleinen Farmer haben kein leichtes Leben«, meinte Mrs. Candler bedauernd. »Harte Arbeit und viele Kinder. Mrs. O’Keefe hat Glück, dass ihr Gatte schon älter ist. Acht oder neun Sprösslinge wird er ihr wohl nicht mehr machen. Sie ist ja auch nicht mehr die Allerjüngste. Ich hoffe nur, es geht alles gut. Auf diese einsamen Farmen kommt doch nie eine Hebamme ...«

    James McKenzie erschien kurze Zeit später, um Gwyneira abzuholen. Vergnügt lud er ihre Einkäufe in den Wagen und half ihr auf den Bock.
    »Hatten Sie einen schönen Tag, Miss Gwyn? Mr. Candler sagte, Sie hätten eine Freundin wiedergetroffen.«
    Zu Gwyns Freude kannte McKenzie den Weg zu Helens Farm. Er pfiff allerdings durch die Zähne, als sie danach fragte.
    »Sie wollen zu O’Keefe? In die Höhle des Löwen? Erzählen Sie das bloß nicht Mr. Gerald. Er erschießt mich, wenn er erfährt, dass ich Ihnen den Weg verraten habe!«
    »Den hätte ich auch anderswo erfragen können«, meinte Gwyn gelassen. »Aber was ist denn bloß zwischen den beiden? Für Mr. Gerald ist Mr. Howard der Teufel schlechthin, und umgekehrt scheint es ähnlich zu sein.«
    James lachte. »Genaueres weiß man nicht. Die Gerüchteküche sagt, sie waren mal Partner. Aber dann haben sie sich entzweit. Manche sagen, wegen Geld, andere, wegen einer Frau. Ihr Land grenzt jedenfalls aneinander, aber Warden hat die Sahnestücke. Bei O’Keefe ist es schon sehr gebirgig. Und der ist auch von Haus aus kein Schäfer, obwohl er angeblich aus Australien kommt. Alles sehr undurchsichtig. Genaueres werden nur die beiden selbst wissen, aber ob die damit rausrücken? Ah, da ist ja die Abzweigung ...«
    James hielt sein Gespann an einem Weg an, der nach links in die Berge führte. »Hier reiten Sie rein. Sie können sich an den Felsen da orientieren. Und dann immer dem Weg nach, es gibt nur einen. Aber manchmal ist er schwer zu finden, besonders im Sommer, wenn man die Wagenspuren nicht so sieht. Es sind auch etliche Bäche zu überqueren, der eine ist fast ein Fluss. Und wenn Sie sich erst mal orientiert haben, gibt es sicher auch noch direktere Wege zwischen den Farmen. Aber zunächst sollten Sie besser den hier nehmen. Nicht, dass Sie sich verirren!«

    Gwyneira verirrte sich nicht so leicht. Außerdem hätten Cleo und Igraine auf jeden Fall nach Kiward Station zurückgefunden. Deshalb war sie guter Dinge, als sie drei Tage später aufbrach, um ihre Freundin zu besuchen. Lucas hatte nichts dagegen, dass sie nach Haldon ritt, aber der hatte zurzeit ohnehin andere Sorgen.
    Gerald Warden hatte nicht nur entschieden, dass Gwyn die Aufgaben einer Hausfrau ernster nehmen musste, er war auch der Ansicht, Lucas müsse sich nun endlich verstärkt am Farmbetrieb beteiligen. So teilte er seinem Sohn jeden Tag Aufgaben zu, die dieser mit den Angestellten zu erledigen hatte – und oft genug waren es Tätigkeiten, die dem Schöngeist das Blut in die Wangen trieben – oder schlimmere Reaktionen heraufbeschworen. Die Kastration der jungen Widder zum Beispiel führte zu einer solchen Übelkeit, dass Mr. Lucas den ganzen Tag nicht zu gebrauchen war, wie Hardy Kennon am Feuer der Viehtreiber prustend erzählte. Gwyneira bekam es zufällig mit und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Allerdings wusste sie nicht, ob es ihr nicht ebenso ergangen wäre wie Lucas. Es gab Arbeiten, von denen die neugierige junge Lady selbst auf Silkham ausgesperrt geblieben war.
    Heute jedenfalls war Lucas mit McKenzie unterwegs, um die Hammel auf die Bergweiden zu treiben. Dort sollten die Tiere während der Sommermonate bleiben und dann geschlachtet werden. Lucas graute es jetzt schon davor, womöglich auch das überwachen zu müssen.
    Gwyneira wäre gern mitgeritten, doch irgendein Gefühl hielt sie davon ab. Lucas brauchte nicht zu sehen, wie selbstverständlich sie mit den Viehtreibern zusammenarbeitete – eine Konkurrenzsituation wie damals mit ihrem Bruder musste auf jeden Fall vermieden

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