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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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würde mit Helen über diesen vielversprechenden Jungen reden müssen. Ein perfekt zweisprachiger Maori konnte für Greenwood Enterprises durchaus von Nutzen sein. »Wenn du als Gentleman gelten und eine Lady kennen lernen willst, solltest du zumindest so gut Krocket spielen, dass du mit Anstand verlieren kannst«, bemerkte er dann.
    Helen verdrehte die Augen. Gwyneira fiel auf, wie jung sie plötzlich wirkte.
    »Kannst du es uns beibringen?«, fragte Rongo Rongo. »Als Lady muss man das Spiel doch sicher auch können.«
    »Unbedingt!«, sagte George ernst. »Aber ich weiß nicht, ob ich so viel Zeit habe. Ich ...«
    » Ich kann euch Krocket beibringen!«, mischte Gwyneira sich ein. Das Spiel war eine unverhoffte Chance, Helen früher vom Unterricht loszueisen. »Wie wär’s, wenn wir für heute mit dem Lesen und Rechnen aufhören und stattdessen Schläger und Tore machen? Ich zeige euch, wie es geht, und Miss Helen hat Zeit, sich um ihren Besuch zu kümmern. Bestimmt möchte sie ihm die Farm zeigen.«
    Helen und George warfen ihr einen dankbaren Blick zu. Helen bezweifelte zwar, dass Gwyn sich als Mädchen allzu sehr für das recht langsame Spiel begeistert hatte, doch sie beherrschte es sicher besser als Helen und George zusammen.
    »Also, wir brauchen einen Ball ... nein, keinen so großen Ball, Ruben, einen kleinen ... ja, den Stein können wir auch nehmen. Und kleine Tore ... gute Idee, sie zu flechten, Tani.«
    Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache, als Helen und George sich entfernten. Helen führte ihn auf dem gleichen Weg zum Haus zurück, den er eben mit Gwyneira gekommen war.
    Der Zustand der Farm schien ihr peinlich zu sein.
    »Mein Mann hatte noch keine Zeit, die Pferche nach dem Winter zu richten«, entschuldigte sie sich, als sie an den Koppeln vorbeikamen. »Wir haben viel Vieh im Hochland, weit verstreut auf den Weiden, und jetzt im Frühjahr kommen dauernd Lämmer zur Welt ...«
    George kommentierte das nicht, obwohl er wusste, wie mild die Winter in Neuseeland waren. Howard hätte die Pferche durchaus auch in der kalten Jahreszeit instand setzen können.
    Helen wusste das natürlich auch. Sie schwieg kurz und wandte sich dann plötzlich zu ihm um.
    »Oh, George, ich schäme mich so! Was müssen Sie von mir denken, nachdem Sie das hier gesehen haben, verglichen mit meinen Briefen ...«
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht versetzte ihm einen Stich ins Herz.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Miss Helen«, sagte er sanft. »Ich habe ein Farmhaus gesehen ... nicht groß, nicht luxuriös, aber fest gebaut und liebevoll eingerichtet. Und das Vieh sieht zwar nicht preisverdächtig aus, wird aber gefüttert, und die Kühe werden gemolken.« Er zwinkerte. »Und das Maultier scheint Sie regelrecht zu lieben!«
    Nepumuk stieß sein übliches, durchdringendes Röhren aus, als Helen an seinem Paddock vorbeikam.
    »Sicher werde ich Ihren Gatten auch als Gentleman kennen lernen, der sich nach Kräften bemüht, seine Familie gut zu ernähren und seine Farm mustergültig zu bewirtschaften. Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Helen.«
    Helen sah ihn ungläubig an. Dann lächelte sie. »Sie tragen eine rosarote Brille, George!«
    Er zuckte die Achseln. »Sie machen mich glücklich, Miss Helen. Wo immer Sie sind, kann ich nur Schönes und Gutes sehen.«
    Helen wurde glühend rot. »George, bitte. Das sollte nun wirklich vorbei sein ...«
    George grinste sie an. War es vorbei? In gewisser Weise schon, das konnte er nicht abstreiten. Sein Herz hatte höher geschlagen, als er Helen wiedersah; er freute sich an ihrem Anblick, an ihrer Stimme, ihrem ständigen Balanceakt zwischen Schicklichkeit und Originalität. Aber er kämpfte nicht mehr gegen das dauernde Verlangen, sich vorzustellen, wie er sie küsste und körperlich liebte. Das war Vergangenheit. Für die Frau, die jetzt vor ihm stand, empfand er allenfalls noch vage Zärtlichkeit. Ob das auch so gewesen wäre, hätte sie ihn damals nicht abgewiesen? Wäre seine Leidenschaft auch dann Freundschaft und Verantwortungsgefühl gewichen? Möglicherweise noch bevor er seine Studien beendet und den Bund der Ehe mit ihr hätte schließen können? Und hätte er sie dann tatsächlich geheiratet oder doch darauf gehofft, dass die heiße Liebe bei einer anderen wieder aufloderte?
    George hätte keine dieser Fragen mit Sicherheit beantworten können – bis auf die letzte. »Wenn ich sage für immer, dann meine ich es auch. Aber ich werde Sie nicht weiter damit

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