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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einer weniger drastischen Ausdrucksweise finden«, versuchte es Helen.
    »Ich werde Fleurette auf jeden Fall heiraten, egal, was ihr beide dagegen habt ...« Ruben sprach gelassen und im Brustton der Überzeugung.
    Howard griff nach seinem Sohn und hielt ihn ebenso an der Hemdbrust fest, wie Gerald es eben getan hatte. »Du wirst jetzt erst mal die Klappe halten! Und du, Warden, verschwindest hier! Zügig. Und du packst dir deine kleine Hure von Enkelin. Ich will sie nicht mehr hier sehen, verstehst du? Mach ihr das klar, oder ich tu es selbst, und danach verführt sie keinen mehr ...«
    »Fleurette ist nicht ...«
    »Mr. Warden!« Helen stellte sich zwischen die Männer. »Bitte gehen Sie. Howard meint es nicht so. Und was Ruben angeht ... Wir alle hier haben höchste Achtung vor Fleurette. Die Kinder haben vielleicht ein paar Küsse getauscht, aber ...«
    »Du wirst Fleurette nie wieder anrühren!« Gerald machte Anstalten, Ruben noch einmal zu schlagen, ließ es dann aber, so hilflos hing der Junge im Würgegriff seines Vaters.
    »Er wird sie nicht mehr anrühren, das verspreche ich dir. Und jetzt raus! Ich werde das mit ihm regeln, Warden, verlass dich drauf!«
    Helen wusste plötzlich nicht mehr, ob sie wirklich wollte, dass Gerald ging. Howards Stimme klang so bedrohlich, dass sie ernsthaft um Rubens Sicherheit fürchtete. Howard war schon vor Geralds Auftauchen wütend gewesen. Er hatte die jungen Widder eintreiben müssen, als er nach Hause kam, denn Helens und Rubens Bemühungen, den Zaun in Ordnung zu bringen, hatten dem Freiheitsdrang der Tiere nicht standgehalten. Zum Glück hatte Howard die Widder in den Stall treiben können, bevor sie erneut ins Hochland flüchteten. Allerdings hatte diese Zusatzarbeit seine Laune nicht gerade verbessert. Als Gerald jetzt die Hütte verließ, bedachte er Ruben mit einem mörderischen Blick.
    »Du treibst es also mit der kleinen Warden«, stellte er fest. »Und hegst nach wie vor große Pläne, nicht wahr? Hab gerade den Maori-Jungen von Greenwood im Pub getroffen, und der gratuliert mir noch dazu, dass die Universität von Dunedin dich aufnehmen will! Für ein Jurastudium! Ja, das weißt du noch nicht, solche Briefe lässt du ja über deinen lieben Onkel George befördern! Aber das treib ich dir jetzt aus, mein Junge! Zähl gut mit, Ruben O’Keefe, das hast du doch gelernt. Und Jura, das sind die Rechtswissenschaften, nicht? Auge um Auge, Zahn um Zahn! Dieses Recht studieren wir jetzt. Das hier ist für die Schafe!«
    Er versetzte Ruben einen Schlag. »Und das hier für das Mädchen!« Ein rechter Haken. »Das für Onkel George!« Ein linker Haken. Ruben ging zu Boden.
    »Für das Jurastudium!« Howard versetzte ihm einen Tritt in die Rippen. Ruben stöhnte auf.
    »Und dafür, dass du dich für was Besseres hältst!« Ein weiterer brutaler Tritt, diesmal in die Nierengegend. Ruben krümmte sich. Helen versuchte, Howard von ihm wegzuziehen.
    »Und das hier ist für dich, weil du mit dem kleinen Scheißkerl immer gemeinsame Sache machst!« Howard landete den nächsten Treffer auf Helens Oberlippe. Sie stürzte, versuchte dabei aber immer noch, ihren Sohn zu schützen.
    Immerhin schien Howard jetzt zu sich zu kommen. Das Blut in Helens Gesicht ernüchterte ihn.
    »Ihr seid das gar nicht wert ... ihr ...«, stammelte er und stakste unsicher auf den Schrank in der Küche zu, in dem Helen den Whiskey aufbewahrte. Eine ordentliche Sorte, nicht der billigste. Sie pflegte ihn für Besucher bereitzuhalten; vor allem George Greenwood brauchte einen Schluck, wenn er mit Howard fertig war. Jetzt trank Howard den Schnaps in langen Zügen und wollte die Flasche dann wieder hineinstellen. Doch als er den Schrank schließen wollte, überlegte er es sich anders und nahm sie mit.
    »Ich schlaf im Stall!«, verkündete er. »Kann euch nicht mehr sehen ...«
    Helen atmete auf, als er nach draußen verschwand.
    »Ruben ... ist es schlimm? Bist du ...«
    »Alles in Ordnung, Mom«, flüsterte Ruben, doch sein Aussehen bewies das Gegenteil. Er blutete aus Platzwunden über dem Auge und der Lippe; das Nasenbluten war ebenfalls schlimmer geworden, und er hatte Mühe, sich aufzurichten. Sein linkes Auge schwoll zu. Helen half ihm auf.
    »Komm, leg dich ins Bett. Ich verarzte dich«, bot sie ihm an. Doch Ruben schüttelte den Kopf.
    »Ich will nicht in sein Bett!«, sagte er fest und schleppte sich stattdessen zu der schmalen Pritsche neben dem Kamin, auf der er im Winter zu schlafen pflegte. Im

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