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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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grinste. »Wir haben einen kleinen Scout!«, verriet er den Männern. »Ich denke, inzwischen wird er bereit sein, uns zu führen. Bevor ich abritt, war er noch ... wie soll ich sagen ... ein bisschen unkooperativ ...«
    »Einen Scout?«, fragte Barrington. »Reden Sie nicht in Rätseln, Mann!«
    Sideblossom sprang vom Pferd. »Kurz bevor ich in die Plains aufbrach, habe ich einen Maori-Jungen losgeschickt, ein paar Pferde aus dem Hochland zu holen. Aber er fand sie nicht. Sie wären weggelaufen, meinte er. Wir haben ihn dann ein bisschen ... nun, unter Druck gesetzt, und dann erzählte er was von einem Pass oder einem Flussbett, irgend so was, jedenfalls soll dahinter noch offenes Land liegen. Das wird er uns morgen zeigen. Oder ich halt ihn bei Wasser und Brot, bis der Himmel einstürzt!«
    »Sie haben den Jungen eingesperrt?«, fragte Barrington schockiert. »Was sagt denn der Stamm dazu? Verärgern Sie bloß nicht Ihre Maoris ...«
    »Ach, der Knabe arbeitet schon ewig für mich. Gehört wahrscheinlich gar nicht zu den örtlichen Stämmen, und sonst wär’s mir auch egal. Jedenfalls führt er uns morgen zu diesem Pass.«
    Der Junge erwies sich als klein, abgemagert und völlig verängstigt. Die Tage der Abwesenheit Sideblossoms hatte er tatsächlich in einer dunklen Scheune verbracht und war nun ein zitterndes Bündel. Barrington beschwor Sideblossom, das Kind erst einmal freizulassen, doch der Farmer lachte nur.
    »Wenn ich ihn jetzt laufen lasse, verschwindet er. Er kann morgen abhauen, sobald er uns den Weg gezeigt hat. Und wir brechen früh auf, meine Herren, beim ersten Sonnenstrahl. Also halten Sie sich zurück mit dem Whiskey, falls Sie nichts vertragen!«
    Bemerkungen wie diese kamen bei den Farmern aus den Plains verständlicherweise nicht gut an, doch gemäßigte Vertreter der Vieh-Barone wie Barrington und Beasley waren ohnehin schon längst nicht mehr begeistert von ihrem charismatischen Führer. Im Unterschied zu früheren Expeditionen zum Aufspüren McKenzies glich diese keinem lockeren Jagdausflug, sondern einer militärischen Operation.
    Sideblossom hatte das Alpenvorland oberhalb der Canterbury Plains systematisch durchkämmt, wozu er seine Leute in kleinere Trupps eingeteilt und penibel überwacht hatte. Bisher hatten die Männer geglaubt, dass es dabei schon in erster Linie um die Suche nach McKenzie ging. Aber jetzt, da Sideblossom offensichtlich konkrete Anhaltspunkte hatte, wo der Viehdieb sich verbarg, ging ihnen auf, dass sie bislang eher hinter Fleurette Warden her gewesen waren, was ein Teil der Männer übertrieben fand. Die Hälfte war ohnehin der Meinung, Fleur würde bald von selbst wieder auftauchen. Und wenn sie Sideblossom nicht heiraten wollte – nun, das musste man wohl ihr überlassen.
    Jedenfalls fügten sie sich jetzt, wenn auch unwillig, den Anweisungen des Farmers und verabschiedeten sich von der eigentlichen Idee, hier vor McKenzies Festnahme noch ein gutes Abendessen und erstklassigen Whiskey vorzufinden.
    »Gefeiert«, darüber ließ Sideblossom keine Zweifel, »wird nach der Jagd!«

    Am Morgen erwartete der Farmer die Männer bereits bei den Ställen, den heulenden, schmutzigen Maori-Jungen an seiner Seite. Sideblossom ließ den Kleinen vorauslaufen, nicht ohne ihm schreckliche Strafen für den Fall anzudrohen, dass er den Männern entkam.
    Dabei schien das kaum möglich, schließlich saßen alle auf Pferden, und das Kind war zu Fuß.
    Der Junge erwies sich jedoch als ausdauernder Läufer und hüpfte leichtfüßig über das steinige Gelände im Alpenvorland, in dem sich besonders Barringtons und Beasleys Vollblutpferde schwer taten.
    Irgendwann schien er sich mit dem Weg nicht mehr sicher zu sein, doch ein paar scharfe Worte Sideblossoms ließen ihn endgültig klein beigeben. Der junge Maori führte den Suchtrupp durch einen Bach in ein ausgetrocknetes Flussbett, das sich wie mit einem Messer ausgeschnitten zwischen Steinwänden hindurchwand ...

    McKenzie und Fleur hätten vielleicht noch fliehen können, hätten die Hunde vor ihnen die Schafe nicht gerade eben um eine Flussbiegung getrieben, noch dazu an einer Stelle, an der das Flussbett bereits breiter wurde. Dazu blökten die Schafe immer noch herzzerreißend – wieder ein Vorteil für die Verfolger, die sich beim Anblick der Herde im Flussbett auffächerten, um den Weg nach vorn abzuschneiden.
    McKenzies Blick fiel direkt auf Sideblossom, dessen Pferd vor der Abteilung herschritt. Der Viehdieb verhielt sein

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