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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Maultier. Er stand wie erstarrt.
    »Da sind sie! Es sind zwei!«, rief plötzlich jemand aus dem Suchtrupp. Der Ruf riss McKenzie aus seiner Starre. Verzweifelt sah er sich nach einem Fluchtweg um. Er würde einen Vorsprung haben, wenn er umdrehte; die Männer mussten ja erst durch die sicher dreihundertköpfige Schafherde, die sich im Flussbett drängte. Aber sie hatten schnelle Pferde und er nur das Maultier, das obendrein seine gesamte Habe schleppte. Es war aussichtslos. Allerdings nicht für Fleurette ...
    »Fleur, dreh um!«, rief James ihr zu. »Reite, wie ich es dir gesagt habe. Ich versuche, sie aufzuhalten.«
    »Aber du ... wir ...«
    »Reite, Fleurette!« McKenzie griff rasch in seine Gürteltasche, woraufhin ein paar der Männer das Feuer eröffneten. Zum Glück halbherzig und nicht gut gezielt. Der Viehdieb beförderte einen kleinen Beutel zutage und warf ihn dem Mädchen zu.
    »Hier, nimm! Und jetzt reite, verdammt noch mal, reite!«
    Sideblossom hatte seinen Hengst inzwischen durch die Schafherde hindurchgelenkt und McKenzie fast erreicht. Noch Sekunden, dann würde er Fleurette erkennen, die bislang von ein paar Felsen verdeckt war. Das Mädchen kämpfte den heftigen Wunsch nieder, McKenzie beizustehen; er hatte Recht, sie hatten keine Chance.
    Noch ein wenig halbherzig, aber mit klaren Hilfen ließ sie Niniane wenden, während McKenzie langsam auf Sideblossom zu ritt.
    »Wem gehören diese Schafe?«, stieß der Viehzüchter hasserfüllt hervor.
    McKenzie sah ihn gleichmütig an. »Welche Schafe?«
    Fleur erkannte noch aus den Augenwinkeln, dass Sideblossom ihn vom Maultier zog und unbeherrscht auf ihn einprügelte. Dann war sie fort. Niniane galoppierte in halsbrecherischem Tempo zurück ins »McKenzie-Hochland«. Gracie folgte ihr, nicht jedoch Friday. Fleur schalt sich, dass sie die Hündin nicht gerufen hatte, aber jetzt war es zu spät. Sie atmete auf, als sie das gefährlich felsige Gelände des Flussbetts hinter sich hatte und Niniane ihre Hufe auf Gras setzte. So schnell das Pferd laufen konnte, ritt sie nach Süden.
    Niemand würde sie mehr einholen.

7

    Queenstown, Otago, lag in einer natürlichen Bucht am Ufer des Lake Waikatipu, umschlossen von gewaltigen, schroffen Bergen. Die Natur des Umlands war überwältigend, der See riesig und stahlblau, die Farnwälder und Weiden weitläufig und leuchtend grün, die Bergwelt majestätisch und rau und sicher noch völlig unerforscht. Lediglich die Stadt selbst war winzig. In Vergleich zu der Hand voll einstöckiger Häuser, die hier offenbar rasch erbaut worden waren, wirkte selbst Haldon wie eine Großstadt. Das einzige hervorstechende Gebäude war ein zweistöckiger Holzbau mit der Aufschrift »Daphne’s Hotel«.
    Fleurette bemühte sich, nicht enttäuscht zu sein, als sie über die staubige Main Street ritt. Sie hatte eine größere Ansiedlung erwartet, schließlich galt Queenstown zurzeit als Zentrum des Goldrausches in Otago. Andererseits konnte man kaum auf der Hauptstraße Gold waschen. Wahrscheinlich lebten die Miner auf ihren Claims, irgendwo im Busch um die Stadt herum. Und wenn der Ort übersichtlich war, musste es umso leichter sein, Ruben ausfindig zu machen. Tapfer hielt Fleur auf das Hotel zu und band Niniane davor an. Eigentlich hätte sie erwartet, dass ein Hotel über eigene Stallungen verfügte, aber dieses Haus sah schon beim Eintreten anders aus als das Hotel in Christchurch, in dem sie manchmal mit der Familie abgestiegen war. Anstelle einer Rezeption gab es hier einen Schankraum. Offensichtlich verband man den Betrieb eines Hotels mit dem eines Pub.
    »Wir haben noch geschlossen!«, rief eine Mädchenstimme hinter der Theke, als Fleur näher trat. Sie erblickte eine junge blonde Frau, die dort eifrig hantierte. Als sie Fleur erkannte, blickte sie verwundert auf.
    »Sind Sie ... ein neues Mädchen?«, fragte sie verblüfft. »Ich dachte, die kämen mit der Kutsche. Nicht vor nächster Woche ...« Die junge Frau hatte sanfte blaue Augen und sehr helle, zarte Haut.
    Fleurette lächelte ihr zu.
    »Ich brauche ein Zimmer«, sagte sie, ein wenig verunsichert ob des seltsamen Empfangs. »Das hier ist doch ein Hotel?«
    Die junge Frau musterte Fleur verblüfft. »Sie wollen ... jetzt? Allein?«
    Fleurette wurde rot. Natürlich, es war ungewöhnlich, dass ein Mädchen ihres Alters allein reiste.
    »Ja, ich bin gerade angekommen. Ich will meinen Verlobten treffen.«
    Das Mädchen schien erleichtert. »Dann kommt der ... Verlobte also

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