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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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vorbeigaloppieren und grüßte höflich. Gwyneira seufzte. Auf ein Wiedersehen mit dem Schaf-Baron aus Otago hätte sie nur zu gern verzichtet!
    Immerhin hatte Sideblossom Gerald seine Parteinahme für die Männer aus Canterbury nicht übel genommen und ihm und seiner Familie sogar Sitze im Gerichtssaal reserviert. Er begrüßte Gerald herzlich, Paul ein wenig herablassend und Gwyneira mit eisiger Kälte.
    »Ist ihre reizende Tochter wieder aufgetaucht?«, fragte er spöttisch, als sie sich setzte – auf den vier reservierten Plätzen, so weit weg von ihm wie möglich.
    Gwyneira antwortete nicht. Dafür beeilte sich Paul, seinem Idol zu versichern, man hätte nie wieder von Fleurette gehört.
    »In Haldon erzählt man, sie muss in irgendeinem Sündenpfuhl gelandet sein!«, verkündete Paul, woraufhin Gerald ihn streng zurechtwies. Gwyneira reagierte nicht. Sie hatte sich in den letzten Wochen angewöhnt, immer seltener auf Paul einzugehen. Der Junge war ihrem Einfluss längst entwachsen – wenn sie überhaupt je welchen gehabt hatte. Er orientierte sich nur noch an Gerald; auch Helens Schulstunden besuchte er kaum noch. Gerald sprach immer wieder davon, einen Hauslehrer für den Jungen einzustellen, doch Paul war der Ansicht, für einen Farmer und Viehzüchter habe er genug Schulwissen erworben. Bei der Arbeit auf der Farm sog er das Wissen der Viehhirten und Schafscherer allerdings weiterhin auf wie ein Schwamm. Er war zweifellos der Erbe, den Gerald sich gewünscht hatte – wenn auch kaum der Partner, von dem George Greenwood träumte. Der junge Maori Reti, der Georges Geschäfte führte, solange dieser in England war, beschwerte sich bei Gwyneira. Seiner Ansicht nach zog Gerald einen zweiten Ignoranten wie Howard O’Keefe heran – allerdings einen mit weniger Erfahrung und mehr Macht.
    »Der Junge lässt sich jetzt schon nichts sagen«, klagte Reti. »Die Farmarbeiter mögen ihn nicht, und die Maoris hassen ihn geradezu. Aber Mr. Gerald lässt ihm ja alles durchgehen. Die Aufsicht über einen Scherschuppen! Ein zwölfjähriger Junge!«
    Gwyneira hatte das alles schon von den Scherern selbst gehört, die sich ungerecht behandelt fühlten. In seinem Drang, sich wichtig zu machen und den traditionellen Wettkampf zwischen den Scherschuppen zu gewinnen, hatte Paul deutlich mehr Schuren vermerkt, als tatsächlich stattgefunden hatten. Den Scherern konnte das natürlich nur recht sein, schließlich wurden sie nach Stückzahl bezahlt. Aber später stimmten die Mengen der Vliese nicht mit den Eintragungen überein. Gerald tobte und machte die Scherer dafür verantwortlich. Die anderen Scherer beschwerten sich, weil der Wettkampf manipuliert und die Prämien falsch verteilt worden waren. Alles in allem war es ein schreckliches Durcheinander, und Gwyn musste schließlich allen einen deutlich höheren Lohn zahlen, damit die Scherkolonnen im nächsten Jahr überhaupt wiederkamen.
    Gwyneira hatte Pauls Unarten gründlich satt. Am liebsten hätte sie ihn für ein paar Jahre nach England oder zumindest nach Dunedin aufs Internat geschickt. Davon wollte Gerald allerdings nichts hören, und so tat Gwyn, was sie immer schon getan hatte, seit Paul geboren war: Sie ignorierte ihn.
    Jetzt, im Gerichtssaal, verhielt er sich Gott sei Dank still. Er lauschte der Unterhaltung zwischen Gerald und Sideblossom und den frostigen Begrüßungen der anderen Schaf-Barone für den Besucher aus Otago. Der Saal füllte sich rasch, und Gwyn winkte Reti zu, der sich als einer der Letzten in den Raum drückte. Es gab wohl ein paar Schwierigkeiten – einige pakeha wollten dem Maori nicht Platz machen –, doch die Erwähnung des Namens Greenwood öffnete Reti sämtliche Türen.
    Schließlich schlug es zehn Uhr, und pünktlich auf die Minute betrat der Ehrenwerte Sir Justice Stephen seinen Gerichtssaal und eröffnete das Verfahren. Für die meisten Zuschauer wurde es allerdings erst interessant, als der Angeklagte hereingeführt wurde. James McKenzies Auftauchen rief eine Mischung aus Beschimpfungen und Hochrufen hervor. James selbst reagierte weder auf das eine noch das andere, sondern hielt den Kopf gesenkt und schien froh zu sein, dass der Richter dem Publikum Einhalt gebot.
    Gwyneira spähte hinter dem großen Farmarbeiter hervor, hinter den sie sich gesetzt hatte – eine schlechte Wahl, denn sowohl Gerald als auch Paul hatten eine bessere Sicht. Aber sie hatte ja vor Sideblossom fliehen wollen. James McKenzie konnte sie erst richtig mustern,

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