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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Aber was machen wir nun mit den Briefen? Verbrennen? Das würde mir sehr Leid tun, aber Gerald oder Paul dürfen sie auf keinen Fall finden, und Howard doch wohl auch nicht!«
    »Ich hab ein Versteck«, sagte Helen verschwörerisch und ging zu einem ihrer Küchenschränke. In der Rückwand befand sich ein loses Brett, hinter dem man unauffällig Kleinigkeiten deponieren konnte. Helen bewahrte hier auch etwas erspartes Geld und ein paar Andenken aus Rubens Kinderzeit auf. Verlegen zeigte sie den anderen Frauen eine seiner Zeichnungen und eine Locke.
    »Wie süß!«, erklärte Elizabeth und gestand den älteren Frauen, dass sie eine Locke von George in einem Medaillon bei sich trug.
    Gwyneira hätte sie fast um diesen greifbaren Beweis ihrer Liebe beneidet, aber dann warf sie einen Blick auf die kleine Hündin, die vor dem Kamin lag und sie anbetend ansah. Nichts konnte sie enger mit James verbinden als Friday.

    Ein weiteres Jahr später kamen Gerald und Paul verärgert von einer Viehzüchterversammlung aus Christchurch zurück.
    »Der Gouverneur weiß nicht, was er tut!«, schimpfte Gerald und schenkte sich einen Whiskey ein. Nach kurzer Überlegung füllte er auch ein kleines Glas für den vierzehnjährigen Paul. »Verbannung auf Lebenszeit! Wer will das kontrollieren? Wenn es ihm drüben nicht gefällt, ist er mit dem nächsten Schiff wieder da!«
    »Wer ist wieder da?«, erkundigte Gwyneira sich mäßig interessiert. Das Essen wurde gleich serviert, und sie gesellte sich mit einem Glas Portwein zu den Männern – schon um Gerald im Auge zu behalten. Es gefiel ihr gar nicht, dass er Paul jetzt schon zum Trinken einlud. Der Junge würde das noch früh genug lernen. Außerdem war sein Temperament auch nüchtern kaum zu kontrollieren. Unter Alkoholeinfluss würde er noch schwieriger werden.
    »McKenzie! Der verdammte Viehdieb! Der Gouverneur hat ihn begnadigt!«
    Gwyneira spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. James war frei?
    »Allerdings unter der Bedingung, dass er schleunigst das Land verlässt. Sie schaffen ihn mit dem nächsten Schiff nach Australien. So weit, so gut – er kann gar nicht weit genug weg sein. Aber da drüben ist er ein freier Mann. Wer will ihn hindern, zurückzukommen?«, polterte Gerald.
    »Wäre das nicht unklug?«, fragte Gwyneira tonlos. Wenn James nun wirklich für immer nach Australien ging ... Sie freute sich für ihn über die Begnadigung, aber sie selbst hätte ihn dann verloren.
    »In den nächsten drei Jahren schon«, meinte Paul. Er nippte an seinem Whiskey und beobachtete seine Mutter aufmerksam.
    Gwyn kämpfte um Haltung.
    »Aber dann? Seine Strafe wäre verbüßt. Noch ein paar Jahre, und sie wäre verjährt. Und wenn er dann noch genug Grips hat, um nicht über Lyttelton einzureisen, sondern vielleicht über Dunedin ... Er kann auch seinen Namen ändern, es schert sich doch kein Mensch darum, was in den Passagierlisten steht. Was ist denn, Mutter? Du siehst gar nicht gut aus ...«
    Gwyneira klammerte sich an den Gedanken, dass Paul sicher Recht hatte. James würde eine Möglichkeit finden, zu ihr zurückzukommen. Aber sie musste ihn noch einmal sehen! Sie musste es aus seinem eigenen Mund hören, bevor sie wirklich hoffen konnte.
    Friday schmiegte sich an Gwyn, die sie geistesabwesend kraulte. Plötzlich hatte sie eine Idee.
    Natürlich, die Hündin! Gwyn würde morgen nach Lyttelton reiten und Friday dem Officer zurückbringen, damit er sie James bei der Entlassung übergab. Dabei konnte sie den Mann fragen, ob sie James sehen dürfte, um mit ihm über Friday zu sprechen. Schließlich hatte sie jetzt fast zwei Jahre für das Tier gesorgt. Hanson würde es ihr sicher nicht verweigern. Er war ein gutmütiger Kerl und bestimmt völlig arglos, was ihre Beziehung zu McKenzie betraf.
    Wenn das nur nicht auch die Trennung von Friday bedeutet hätte! Gwyn blutete das Herz, wenn sie nur daran dachte. Doch es half nichts, Friday gehörte zu James.
    Natürlich zeigte Gerald sich erbost, als Gwyn erklärte, das Tier morgen zurückzubringen. »Damit der Kerl in Australien ohne Verzögerung weiterstehlen kann?«, sagte er höhnisch. »Du bist verrückt, Gwyn!«
    Gwyneira zuckte die Schultern. »Mag sein, aber sie gehört nun mal ihm. Und es wird leichter für ihn sein, eine ehrliche Anstellung zu finden, wenn er den Hütehund mitbringt.«
    Paul schnaubte. »Der sucht sich doch keine ehrliche Anstellung! Einmal Glücksritter, immer Glücksritter!«
    Gerald wollte ihm eifrig

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