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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Mann ausgesucht?«

    James McKenzie wurde in der Nacht darauf gefasst, wobei er Glück im Unglück hatte. Er lief einem Suchtrupp aus Kiward Station in die Arme, angeführt von seinen alten Freunden Andy McAran und Poker Livingston. Wären die beiden allein gewesen, hätten sie ihn sicher laufen lassen, aber sie waren gemeinsam mit zwei neuen Arbeitern unterwegs und wollten das Risiko nicht eingehen. Immerhin machten sie keine Anstalten, auf James zu schießen, aber der besonnene McAran teilte die Ansicht von Helen und Gwyn. »Wenn jemand von Beasley oder Barrington Station dich findet, knallen sie dich ab wie einen Hund! Wobei wir von Sideblossom noch gar nicht reden! Warden – unter uns gesagt – ist selbst ein Gauner. Der hat noch so etwas wie Verständnis für dich. Aber Barrington ist tief enttäuscht von dir. Schließlich hattest du dein Ehrenwort gegeben, nicht zu fliehen.«
    »Aber doch nur auf dem Weg nach Lyttelton!«, verteidigte James seine Ehre. »Das galt nicht für fünf Jahre Haft!«
    Andy zuckte die Schultern. »Jedenfalls ist er sauer. Und Beasley hat eine Heidenangst, noch mehr Schafe zu verlieren. Die zwei Zuchthengste, die er aus England geholt hat, kosten ein Vermögen. Die Farm ist belastet bis zum Gehtnichtmehr. Der kennt kein Pardon! Am besten sitzt du deine Strafe ab.«
    Immerhin war der Police Officer nicht böse, als McKenzie zurückkehrte.
    »War meine eigene Schuld«, brummte er. »Demnächst werde ich Sie einschließen, McKenzie! Das haben Sie jetzt davon!«

    McKenzie blieb ganze drei weitere Wochen brav in Haft, doch als er dann ausbrach, lagen besondere Umstände vor, die den Officer diesmal vor die Tür von Gwyneira auf Kiward Station führten.
    Gwyneira begutachtete gerade eine Gruppe Mutterschafe und ihre Lämmer – ein letztes Mal vor dem Auftrieb ins Hochland –, als sie Laurence Hanson, den obersten Gesetzeshüter der County Canterbury, die Auffahrt hinaufreiten sah. Hanson kam nur langsam vorwärts, was daran lag, dass er irgendetwas Kleines, Schwarzes an der Leine mit sich führte. Der Hund wehrte sich heftig; er machte immer nur dann ein paar Schritte, wenn er Gefahr lief, stranguliert zu werden. Danach stemmte er wieder alle viere in den Boden.
    Gwyn runzelte die Stirn. War einer ihrer Hofhunde ausgebrochen? Eigentlich passierte das nie. Und wenn, war doch sicher nicht gleich der Polizeichef zuständig. Rasch verabschiedete sie die beiden Maori-Viehhüter und sandte sie mit den Schafen ins Hochland.
    »Ich sehe euch im Herbst!«, sagte sie zu den beiden, die den Sommer bei den Tieren in einer der Weidehütten verbringen sollten. »Achtet vor allem darauf, dass mein Sohn euch hier nicht vor dem Herbst sieht!« Es war illusorisch anzunehmen, dass die Maoris den ganzen Sommer auf den Weiden verbringen würden, ohne zwischendurch ihre Frauen zu besuchen. Aber vielleicht zogen die Frauen ja zu ihnen hinauf. Das konnte man nie wissen; die Stämme waren beweglich. Gwyneira wusste nur, dass Paul sowohl die eine als auch die andere Lösung missbilligen würde.
    Jetzt aber ging sie zuerst einmal zum Haus, um den erhitzten Police Officer zu begrüßen, der ihr bereits entgegenkam. Er wusste, wo die Ställe lagen, und wollte offenbar sein Pferd unterstellen. Also schien er es nicht eilig zu haben. Gwyn seufzte. Eigentlich hatte sie anderes zu tun, als den Tag mit Hanson zu verplaudern. Andererseits würde er sicher in allen Einzelheiten von James berichten.
    Als Gwyn bei den Pferdeställen ankam, war Hanson eben dabei, den Hund loszubinden, dessen Leine er wohl am Sattel befestigt hatte. Das Tier war zweifellos ein Collie, doch in erbarmungswürdigem Zustand. Sein Fell war stumpf und verklebt, und er war so mager, dass man trotz des langen Haars die Rippen erkennen konnte. Als der Sheriff sich zu ihm herunterbeugte, fletschte das Tier die Zähne und knurrte. Ein so unfreundliches Gesicht war selten bei einem Border. Gwyneira erkannte die Hündin trotzdem sofort.
    »Friday!«, sagte sie zärtlich. »Lassen Sie mich, Sheriff, vielleicht erinnert sie sich. Sie war schließlich mein Hund, bis sie fünf Monate alt war.«
    Hanson schien skeptisch, ob die Hündin sich wirklich an die Frau erinnerte, von der sie ihre ersten Lektionen im Schaftrieb bekommen hatte, doch Friday reagierte auf Gwyneiras sanfte Stimme. Zumindest wehrte sie sich nicht, als Gwyn sie streichelte und ihre Leine vom Sattelgurt des Pferdes löste.
    »Wo haben Sie sie her? Das ist doch ...«
    Hanson nickte. »Das ist

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