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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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aber glühender Wut erfüllt. Ihre Augen füllten sich jetzt auch mit Tränen, aber das würde sie niemanden sehen lassen. Wie immer, wenn sie zornig war und Rachepläne schmiedete, schickte sie ihre Zofe fort, kauerte sich in die hinterste Ecke ihres Himmelbettes und zog die Vorhänge zu. Cleo vergewisserte sich noch, dass die Bedienstete wirklich verschwunden war. Dann schlüpfte sie durch eine Falte und schmiegte sich tröstend an ihre Herrin.
    »Jetzt wissen wir jedenfalls, was mein Vater von uns hält«, bemerkte Gwyneira und kraulte Cleos weiches Fell. »Du bist bloß ein Spielzeug, und ich bin ein Einsatz beim Black Jack.«
    Vorhin, als ihr Vater damit herausgerückt war, hatte sie die Sache mit dem Spieleinsatz gar nicht als so schlimm empfunden. Eigentlich war es eher erheiternd, dass auch ihr Vater einmal derart über die Stränge schlug, und sicher war diese Brautwerbung nicht allzu ernst gemeint. Andererseits – sehr recht wäre es Lord Silkham wohl auch nicht gewesen, hätte Gwyneira sich jetzt einfach geweigert, Wardens Vorschlag zur Kenntnis zu nehmen! Mal ganz abgesehen davon, dass ihr Vater ohnehin ihre Zukunft verspielt hatte; schließlich hatte Warden die Schafe gewonnen, ob mit oder ohne Gwyneira! Und der Erlös der Herde wäre ihre Mitgift gewesen. Nun hätte Gwyneira nicht auf einer Ehe bestanden. Im Gegenteil, eigentlich gefiel es ihr gut auf Silkham Manor, und am liebsten hätte sie eines Tages die Leitung der Farm übernommen. Sie hätte es mit Sicherheit besser gemacht als ihr Bruder, den am ländlichen Leben eigentlich nur die Jagd und gelegentliche Point-to-Point-Rennen interessierten. Als Kind hatte Gwyneira sich diese Zukunft gern in leuchtenden Farben ausgemalt: Sie wollte mit ihrem Bruder auf der Farm leben und sich um alles kümmern, während John Henry seinen Vergnügungen nachging. Damals hatten beide Kinder das für eine gute Idee gehalten.
    »Ich werde Rennreiter!«, hatte John Henry erklärt. »Und züchte Pferde!«
    »Und ich kümmere mich um die Schafe und Ponys!«, eröffnete Gwyneira ihrem Vater.
    Solange die Kinder klein waren, hatte Lord Silkham darüber gelacht und seine Tochter »meine kleine Verwalterin« genannt. Aber je älter die Kinder wurden, je respektvoller die Farmarbeiter von Gwyneira sprachen und je öfter Cleo John Henrys Hütehund bei Wettbewerben schlug, desto weniger gern sah Silkham seine Tochter in den Ställen.
    Und heute hatte er behauptet, dass er ihre Arbeit dort als Spielerei betrachtete! Wütend zerknüllte Gwyneira ihr Kissen. Aber dann kam sie ins Grübeln. Hatte Lord Silkham das wirklich so gemeint? War es nicht eher so, dass er Gwyneira als Konkurrenz für seinen Sohn und Erben ansah? Zumindest als Ärgernis und Hemmnis bei seiner Einarbeitung als künftiger Gutsherr? Wenn das der Fall war, hatte sie auf Silkham Manor ganz sicher keine Zukunft! Ob mit oder ohne Mitgift, spätestens bevor ihr Bruder im nächsten Jahr vom College abging, würde ihr Vater sie verheiraten. Ihre Mutter drängte ohnehin darauf; sie konnte es gar nicht erwarten, ihre wilde Tochter endgültig vor den Kamin und an den Stickrahmen zu verbannen. Und angesichts ihrer finanziellen Lage konnte Gwyneira keine Ansprüche stellen. Ganz sicher fand sich kein junger Lord mit einem vergleichbaren Anwesen wie Silkham Manor! Sie musste froh sein, wenn ein Mann wie Oberst Riddleworth für sie abfiel. Und womöglich lief es sogar auf einen Stadthaushalt hinaus, die Ehe mit irgendeinem zweiten oder dritten Sohn einer Adelsfamilie, der sich in Cardiff als Arzt oder Anwalt durchschlug. Gwyneira dachte an tägliche Teegesellschaften, an Sitzungen der Wohltätigkeitskomitees ... und schüttelte sich.
    Aber da war ja noch die Brautwerbung des Gerald Warden!
    Bislang hatte sie die Reise nach Neuseeland nur als Gedankenspiel gesehen. Ganz reizvoll, aber völlig unmöglich! Allein der Gedanke, sich mit einem Mann auf der anderen Seite der Erde zu verbinden – einem Mann, den zu beschreiben sein eigener Vater nicht mehr als zwanzig Worte fand –, erschien ihr abwegig. Jetzt aber dachte sie ernsthaft an Kiward Station. Eine Farm, auf der sie die Herrin sein würde, eine Pionierfrau wie in den Groschenheftchen! Bestimmt übertrieb Warden mit der Schilderung seiner Salons und der Pracht seines Herrenhauses. Schließlich wollte er bei ihren Eltern einen guten Eindruck machen. Wahrscheinlich war der Farmbetrieb noch im Aufbau. Es musste so sein, sonst brauchte Warden ja keine Schafe zu kaufen!

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