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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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schließlich nicht unter Wilden. In England hätten Sie Ihren Zukünftigen ja auch nicht in einem Hotel kennen gelernt, sondern eher beim Tee in Ihrem oder seinem Zuhause.«
    Dem musste Gwyneira zwar zustimmen, aber sie konnte sich einfach nicht aufraffen, all ihre Träume vom unternehmungslustigen Pioniergatten, vom erdverbundenen Farmer und Gentleman mit Forscherdrang aufzugeben. Lucas musste anders sein als die blutleeren Viscounts und Baronets in ihrer Heimat!
    Dann aber fasste sie wieder Hoffnung. Vielleicht sagte diese Scheu ja gar nichts über Lucas selbst aus, sondern ging nur auf seine übertrieben vornehme Erziehung zurück! Bestimmt hielt er Gwyneira für genauso steif und schwierig wie einstmals seine Gouvernanten und Hauslehrer. Und dazu war sie auch noch adelig. Sicher fürchtete Lucas sich vor dem kleinsten Fauxpas in ihrem Beisein. Vielleicht hatte er sogar ein bisschen Angst vor ihr.
    Gwyn versuchte, sich mit diesen Gedanken zu trösten, doch so ganz gelang es ihr nicht. Bei ihr selbst hätte die Neugier schnell über die Furcht triumphiert. Aber vielleicht war Lucas ja wirklich schüchtern und brauchte eine gewisse Anlaufzeit. Gwyneira dachte an ihre Erfahrung mit Hunden und Pferden: Die scheuesten und zurückhaltendsten Tiere waren oft die besten, wenn man erst Zugang zu ihnen fand. Warum sollte das bei Männern anders sein? Wenn Gwyneira Lucas erst kennen lernte, würde er schon aus sich herausgehen!

    Vorerst wurde Gwyneiras Geduld jedoch weiter auf die Probe gestellt. Gerald Warden hatte keineswegs vor, gleich an diesem Tag nach Kiward Station aufzubrechen, wie sie im Stillen gehofft hatte. Stattdessen hatte er noch einige Dinge in Christchurch zu erledigen und musste auch den Transport der vielen, in Europa erstandenen Möbel und anderen Haushaltsgegenstände organisieren. Das alles, eröffnete er der enttäuschten Gwyneira, würde sicher ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen. Sie sollte sich derweil ausruhen; bestimmt habe die lange Reise sie angestrengt.
    Gwyneira hatte die Überfahrt eher gelangweilt. Noch mehr Untätigkeit wünschte sie sich am allerwenigsten. So nutzte sie den Vormittag jetzt auch erst mal für einen Ausritt und geriet darüber gleich wieder mit Gerald aneinander. Dabei fing es eigentlich gut an: Warden verlor zunächst kein Wort über ihre Ankündigung, Igraine satteln zu lassen. Erst als Mrs. Brewster entsetzt anmerkte, man könne eine Dame doch unmöglich ohne Begleitung aufs Pferd lassen, machte der Schaf-Baron eine Kehrtwendung. Auf keinen Fall wollte er seiner künftigen Schwiegertochter irgendetwas erlauben, was in feinen Kreisen als unschicklich galt. Leider gab es hier keine Stallburschen und natürlich erst recht keine Zofen, die das Mädchen auf einem Ausritt begleiten konnten. Schon das Ansinnen schien dem Hotelbesitzer befremdlich: In Christchurch, so machte er Mrs. Brewster ziemlich unmissverständlich klar, ritte man nicht zum Vergnügen, sondern um irgendwohin zu kommen. Gwyneiras Begründung, ihr Pferd nach der langen Zeit des Stehens auf dem Schiff bewegen zu wollen, konnte der Mann zwar nachvollziehen, war aber weder bereit noch fähig, ihr dabei eine Begleitung zu stellen. Schließlich schlug Lady Barrington ihren Sohn vor, und der erklärte sich auch gleich bereit, auf Madoc mitzureiten. Der vierzehnjährige Viscount war zwar nicht der ideale Anstandswauwau, doch Gerald fiel das nicht auf, und Mrs. Brewster hielt den Mund, um Lady Barrington nicht zu verärgern. Gwyneira hatte den jungen Charles auf der Reise immer für ziemlich langweilig gehalten, aber jetzt erwies er sich zum Glück als schneidiger Reiter – und ausreichend verschwiegen. So verriet er seiner entsetzten Mutter nicht, dass Gwyneiras Damensattel längst eingetroffen war, sondern bestätigte dem Mädchen, dass bislang leider nur der Herrensattel zur Verfügung stand. Und dann tat er auch noch so, als könnte er Madoc nicht halten, ließ den Hengst vom Hof des Hotels stürmen und gab Gwyn damit die Chance, ihm ohne weitere Diskussionen über Schicklichkeit zu folgen. Beide lachten, als sie Christchurch im flotten Trab hinter sich ließen.
    »Wer zuerst bei dem Haus da hinten ist!«, rief Charles und ließ Madoc angaloppieren. Für Gwyns hochgerutschte Röcke hatte er keinen Blick. Ein Pferderennen über endloses Grasland berauschte ihn bislang noch deutlich mehr als die Formen einer Frau.
    Gegen Mittag waren die beiden zurück und hatten sich blendend amüsiert. Die Pferde schnaubten

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