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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Pferdes machen müssen«, gab Gwyneira gelassen zurück. »Das hat nämlich einen längeren Stammbaum als wir alle.«
    James McKenzie lachte, und seine Augen blitzten. »Aber ich muss die Viecher nicht immer mit vollem Namen ansprechen, oder?«
    Auch in Gwyneiras Augen funkelte jetzt der Schalk. »Mit Igraine müssen Sie das selbst ausmachen«, erklärte sie. »Aber die Hündin ist überhaupt nicht eingebildet. Sie hört auf den Namen Cleo.«
    »Und worauf hören Sie?«, fragte McKenzie, wobei er den Blick wohlgefällig, aber nicht anzüglich über Gwyneiras Körper wandern ließ. Sie erschauerte. Nach dem Weg durch den Regen begann sie zu frieren. McKenzie bemerkte es sofort. »Warten Sie, ich gebe Ihnen erst mal einen Umhang. Es wird zwar Sommer, aber draußen ist es noch recht ungemütlich.« Er griff nach einem Wachsmantel.
    »Hier, bitte, Miss ...«
    »Gwyn«, sagte Gwyneira. »Vielen Dank. Und wo ist jetzt mein Pferd?«
    Igraine und Madoc waren in sauberen Boxen gut untergebracht, doch die Stute scharrte trotzdem ungeduldig, als Gwyneira sie besuchte. Der langsame Ritt am Morgen hatte sie nicht ermüdet; sie brannte auf weitere Betätigung.
    »Mr. McKenzie«, sagte Gwyneira, »ich würde morgen gern ausreiten, aber Mr. Gerald meint, es wäre nicht schicklich, wenn ich allein gehe. Ich möchte niemandem zur Last fallen, aber gibt es vielleicht die Möglichkeit, Sie und Ihre Männer bei irgendeiner Arbeit zu begleiten? Bei der Inspektion der Weiden, zum Beispiel? Ich würde Ihnen auch gern zeigen, wie die jungen Hunde trainiert werden. Sie haben von Natur aus einen guten Instinkt für die Schafe, aber mit ein paar kleinen Kunstgriffen lässt ihr Können sich noch verbessern.«
    McKenzie schüttelte bedauernd den Kopf. »Grundsätzlich nehmen wir Ihr Angebot natürlich gern an, Miss Gwyn. Aber für morgen haben wir bereits den Auftrag, zwei Pferde für Ihren Ausritt zu satteln. Mr. Lucas wird Sie begleiten und Ihnen die Farm zeigen.« McKenzie grinste. »Das ziehen Sie doch sicher einem Inspektionsritt mit ein paar ungewaschenen Viehtreibern vor?«
    Gwyn wusste nicht, was sie sagen sollte – oder schlimmer noch, sie wusste nicht, was sie dachte. Schließlich nahm sie sich zusammen. »Erfreulich«, bemerkte sie.

3

    Lucas Warden war ein guter Reiter, auch wenn er das Reiten nicht mit Passion betrieb. Der junge Gentleman saß locker und korrekt im Sattel, handhabte die Zügelführung sicher und verstand das Pferd ruhig neben seiner Begleiterin zu halten, um dabei angelegentlich mit ihr zu plaudern. Zu Gwyneiras Verwunderung besaß er jedoch kein eigenes Pferd und zeigte auch keine Neigung, den neuen Hengst auszuprobieren, während Gwyn darauf brannte, seit Warden das Pferd gekauft hatte. Bislang hatte man ihr einen Ritt auf Madoc allerdings stets mit dem Argument verwehrt, ein Hengst sei kein Damenpferd. Dabei war der kleine Rappe von deutlich ruhigerem Temperament als Gwyneiras eigenwillige Igraine, wenn auch sicher nicht an den Damensattel gewöhnt. Doch was das betraf, war Gwyn optimistisch. Die Viehtreiber, die mangels Reitknecht auch als Stallburschen fungierten, hatten keine Ahnung von Schicklichkeit. So musste Lucas den verwunderten McKenzie heute auch extra dazu auffordern, Gwyneiras Stute mit dem Seitsattel zu versehen. Für sich selbst orderte er eines der Farmpferde, die durchweg größer, dafür aber leichter waren als die Cobs. Die meisten schienen auch recht spritzig zu sein, doch Lucas’ Wahl fiel auf das ruhigste Tier.
    »Dann kann ich eingreifen, wenn Mylady in Schwierigkeiten kommt und habe nicht womöglich mit dem eigenen Pferd zu kämpfen«, erklärte er dem verblüfften McKenzie seine Wahl.
    Gwyneira verdrehte die Augen. Sollte sie wirklich in Schwierigkeiten kommen, wäre Igraine vermutlich schon mit ihr am Horizont verschwunden, bevor Lucas’ gelassener Schimmel überhaupt antrat. Allerdings kannte sie das Argument aus Benimmbüchern und tat deshalb so, als wüsste sie Lucas’ Fürsorge zu schätzen. Der Ritt über Kiward Station verlief denn auch sehr harmonisch. Lucas plauderte mit Gwyneira über Fuchsjagden und äußerte sich verwundert über ihre Teilnahme an Hundetrials.
    »Das erscheint mir doch eine ziemlich ... äh, unkonventionelle Beschäftigung für eine junge Lady«, tadelte er mild.
    Gwyneira biss sich leicht auf die Lippen. Fing Lucas jetzt schon an, sie zu bevormunden? Dann war es besser, ihm gleich einen Dämpfer zu verpassen.
    »Damit werden Sie sich bei mir abfinden

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