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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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selten benutzten Zufahrtsweg zum Haupteingang. Aber Gerald setzte da wohl andere Prioritäten – und Lucas ganz sicher. Bestimmt plante der auch schon einen Rosengarten ... Gwyneira war froh, dass helles Licht aus den Ställen drang; sie hätte schließlich nicht gewusst, wo sie hier eine Stalllaterne finden sollte. Aus den Schuppen und Pferdeställen drangen nun auch Stimmen. Offenbar hatten sich hier tatsächlich die Schafhirten versammelt.
    »Black Jack, James!«, rief gerade jemand lachend. »Hosen runter, mein Freund! Heute nehm ich dir deinen Lohn ab.«
    Solange die Männer nicht um anderes spielen, dachte Gwyneira, holte tief Luft und öffnete die Stalltür. Der Gang, der sich vor ihr auftat, führte links zu den Pferdeställen, rechts erweiterte er sich zu einer Remise, in der die Männer um ein Feuer saßen. Gwyneira zählte fünf, alles raue Burschen, die nicht so aussahen, als hätten sie sich heute schon gewaschen. Teilweise trugen sie Bärte oder hatten zumindest in den letzten drei Tagen auf das Rasieren verzichtet. Neben einem großen schlanken Mann mit tief gebräuntem, etwas kantigem, aber von Lachfalten durchzogenem Gesicht, hatten sich drei der jungen Hütehunde zusammengerollt.
    Ein anderer Mann reichte ihm eine Whiskeyflasche.
    »Hier, zum Trost!«
    Das war also »James«, der das Spiel eben verloren hatte.
    Ein blondhaariger Hüne, der die Karten nun wieder mischte, sah beiläufig auf und erblickte Gwyneira.
    »He, Leute, gibt’s hier Gespenster? Gewöhnlich sehe ich so hübsche Ladys erst nach der zweiten Flasche Whiskey!«
    Die Männer lachten.
    »Welch Glanz in unserer bescheidenen Wohnstatt!«, sagte der Mann, der eben die Flasche herumgereicht hatte, mit nicht mehr ganz fester Stimme. »Ein ... ein Engel!«
    Erneutes Gelächter.
    Gwyneira wusste nicht, was sie erwidern sollte.
    »Nun seid still, ihr macht sie ja ganz verlegen!«, nahm jetzt der älteste der Männer das Wort. Er war offensichtlich noch nüchtern und stopfte gerade seine Pfeife. »Das ist weder ein Engel noch ein Geist, sondern einfach nur die junge Lady! Die Mr. Gerald mitgebracht hat, damit sie Mr. Lucas ... ihr wisst schon!«
    Verlegenes Kichern.
    Gwyneira beschloss, die Initiative zu ergreifen.
    »Gwyneira Silkham«, stellte sie sich vor. Sie hätte den Männern auch die Hand gereicht, aber bislang machte keiner von ihnen Anstalten, sich zu erheben. »Ich wollte nach meinem Pferd sehen.«
    Cleo hatte sich inzwischen im Stall umgeschaut, begrüßte die kleinen Hütehunde und lief wedelnd von einem der Männer zum anderen, verharrte dann aber bei James, der sie mit geschickten Händen streichelte.
    »Und wie heißt diese junge Lady? Ein prächtiges Tier! Ich habe schon von ihr gehört, und ebenso von den Wundertaten ihrer Besitzerin beim Schaftrieb. Gestatten, James McKenzie!« Der junge Mann stand auf und streckte Gwyneira die Hand entgegen. Dabei sah er sie aus braunen Augen fest an. Sein Haar war ebenfalls braun, üppig und etwas wirr, als hätte er es beim Kartenspiel nervös gerauft.
    »He, James! Schmeiß dich nicht so ran!«, neckte ihn einer der anderen. »Die gehört dem Chef, hast du doch gehört!«
    McKenzie verdrehte die Augen. »Hören Sie nicht auf die Schurken, die haben keine Kultur. Immerhin sind sie getauft: Andy McAran, Dave O’Toole, Hardy Kennon und Poker Livingston. Letzterer ist auch sehr erfolgreich beim Black Jack ...«
    Poker war der Blonde, Dave der Mann mit der Flasche und Andy der dunkelhaarige, schon ältere Riese. Hardy schien der Jüngste zu sein und hatte dem Whiskey heute wohl schon etwas zu sehr zugesprochen, um noch irgendeine Lebensregung zu zeigen.
    »Tut mir Leid, dass wir alle schon ein bisschen angesäuselt sind«, sagte McKenzie treuherzig. »Aber wenn Mr. Gerald schon mal ’ne Flasche rüberschickt, zur Feier der glücklichen Heimkehr ...«
    Gwyneira lächelte huldvoll. »Ist schon gut. Aber machen Sie hinterher das Feuer ordentlich aus. Nicht, dass Sie mir die Ställe in Brand setzen.«
    Cleo sprang inzwischen an McKenzie hoch, der gleich fortfuhr, sie zu kraulen. Gwyn erinnerte sich, dass McKenzie nach ihrem Namen gefragt hatte.
    »Das ist Silkham Cleopatra. Und die Kleinen sind Silkham Daisy, Silkham Dorit, Silkham Dinah, Daffy, Daimon und Dancer.«
    »Huch, alles adelig!«, erschrak Poker. »Müssen wir da jedes Mal einen Hofknicks machen?« Freundlich, aber bestimmt wies er dabei Dancer ab, der eben seine Karten zerkauen wollte.
    »Den hätten Sie schon beim Empfang meines

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