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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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des Hexendoktors glaubte. In all ihrer Qual wirkte die Frau doch ein bißchen erleichtert.
    »Wenn du ein Mittel gegen die Schmerzen hast, Jack«, riet Nola, »dann hol es. Und zwar so viel wie möglich.«
    Man reichte der Frau einen Kräutertrunk, und Nola sorgte dafür, daß sie ihn in großen Mengen zu sich nahm. Anschließend wirkte sie leicht benommen, und Nola war sehr dankbar dafür. Es schien unvermeidlich, das Kind als Steißgeburt auf die Welt kommen zu lassen, eine scheußliche Komplikation, aber was konnte sie schon dagegen tun? Es war viel zu spät, das Baby umzudrehen, selbst wenn sie viel davon verstanden hätte.
    Der Rauch in der Luft verschlimmerte die Hitze des Nachmittags noch. Nola tränten ununterbrochen die Augen, und der Schweiß floß ihr in Strömen. Die Frau litt unsäglich; ihre Schreie ängstigten die anderen Frauen und Kinder des Stammes, die glaubten, ihr werde die Seele aus dem Leib gerissen. Die Männer hockten singend am Feuer und schienen die leidende Stammesschwester gar nicht wahrzunehmen. Nola hielt sie für herzlos; ihr selbst fehlte die Geduld, mit Geistern zu reden.
    Der Singsang, der Rauch und die Schreie der Unglücklichen zerrten an ihren Nerven. Trotzdem hielt sie die Frau bei der Hand und tat ihr möglichstes, sie zu beruhigen. Äußerlich gab sie sich vollkommen ruhig und zuversichtlich, daß alles gut ausgehen würde. Anscheinend funktionierte es, denn die Frau blickte sie voller Zutrauen an und wartete ergeben auf die eigene Rettung ebenso wie die ihres Kindes. Nola betete, daß sie sich nicht täuschen möge in dieser Hoffnung.
    Die Minuten zogen sich wie Stunden hin. Nola konnte den Anblick der armen jungen Frau kaum nochertragen, die kaum älter als sechzehn sein konnte und sich vor Schmerzen wand. Fast glaubte Nola schon selbst, sie werde nicht durchhalten, als die Frau gellend aufschrie, daß es die Umstehenden innerlich zerriß, und im selben Augenblick kamen Hintern und Hüften des Neugeborenen zum Vorschein. Aufgeschreckt faßte Nola das Baby um die Taille und zog sanft an ihm. Die Mutter wurde ohnmächtig, während das blutüberströmte Etwas ruckweise hervorkam.
    »Weck sie auf!« rief Nola, »sie muß den Kopf herauspressen!«
    Jack schüttelte die arme Frau und goß ihr Wasser über den Kopf, bis sie die Augen aufschlug.
    »Sag ihr, noch einen Stoß, das Baby ist fast da!«
    Jack hatte nie zuvor eine Geburt erlebt und sah selber aus, als würde er auf der Stelle ohnmächtig, folgte aber getreulich ihren Anweisungen. Daß er überhaupt hier sein mußte, schien unerhört; hätten die anderen Frauen geholfen, wäre er vom Schauplatz verbannt gewesen, und er wäre noch froh darüber gewesen, so weit weg wie möglich zu sein.
    Mit der letzten Kraft, das ihr noch blieb, preßte die junge Frau, Nola zog, und das Baby kam schließlich zur Welt.
    Nola war drauf und dran, vor Erleichterung und Freude zu weinen, aber dazu blieb keine Gelegenheit. Sie war körperlich und seelisch zu Tode erschöpft, als sie dem kleinen Mädchen, das sie in der Hand hielt und das leise quäkte, die Nabelschnur durchtrennte. Die Frauen des Stammes waren wieder aufgetaucht und nahmen das Kind entgegen, ungläubig die Stirn runzelnd darüber, daß es lebte. Ältere Frauen bückten sich über diehalbbewußtlos dahindämmernde Mutter und reinigten sie. Und alle lächelten.
    Beinahe wäre Nola vor Müdigkeit zusammengebrochen. Mirijula trug Wasser herbei, und seiner ehrfürchtigen Miene war abzulesen, daß er glaubte, sie habe erneut ein ›Wunder‹ vollbracht. Als er sie ansprach, blickte sie zu Jack hinüber.
    »Mirijula sagen, du tapfere Frau, und deine Medizin sehr mächtig.«
    Jetzt erst merkte Nola, daß Jack nicht eben gesund aussah. Er war ihr eine große Hilfe gewesen, was sie zu schätzen wußte. »Das hast du gut gemacht, Jack. Danke für deine Hilfe. Du bist wirklich ein starker Mann.« Sie deutete auf den Kopf, um auf seine Geisteskraft anzuspielen, und Jack lächelte wissend.
    »Bevor Mirijula auf dumme Gedanken kommt, erklärst du ihm bitte, daß ich gar nichts dazu beigetragen habe, was diese Frau hier geleistet hat. Sie ist es, die eine Tapferkeitsmedaille verdient hätte. Nach dem, was sie heute überstanden hat, wird sie mit allem im Leben fertig.«
    Jacks Miene wurde wieder unergründlich, aber er nickte und übersetzte, was sie gesagt hatte, für Mirijula. Ein hitziger Wortwechsel entstand zwischen den beiden Männern, während Nola ungläubig zusah.
    »Worum geht es,

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