Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Land?«
»Reinhart ist noch eine der kleineren Ländereien. Einige Güter im Westen erstrecken sich über mehrere tausend Quadratkilometer, mit riesigen Rinder- oder Schafherden, manchmal mit beidem. All das Land ist nötig, um genug Futter bereitzustellen.«
»Das muß ja enorme Arbeit machen, die Herden beieinander zu halten«, erwiderte Nola und konnte die Ausmaße der Ländereien kaum fassen.
»Nicht mit guten Treibern.« Hank schob den Riegel vor, und sie machten sich wieder auf den Weg.
»Wie viele Tiere sind denn hier zu versorgen?«
»Das weiß kein Mensch. Wir fingen mit der Musterung an, als der Kleine von Galen erkrankte. Auf dieser Farm wurde seit drei Jahren keine Viehzählung mehr durchgeführt.«
Nola zuckte bei dieser Bemerkung spürbar zusammen.
»Vor der Abreise erhielt ich eine Fotografie des Anwesens«, erklärte sie. »Darauf wirkte es sehr beeindruckend.«
Hank warf ihr einen sonderbaren Blick zu. »Haben Sie das Bild mitgebracht?«
»Es müßte bei meinen persönlichen Papieren in der Reisetasche sein.« Es dauerte nicht lange, bis sie es fand. Es lag bei dem Empfehlungsschreiben, das Mr. Shelby ihr mitgegeben hatte, als Ersatz für all die ungünstigen Zeugnisse ihrer ehemaligen Arbeitgeber, in denen sie als »übertrieben freimütig«, »herausfordernd aufsässig« und als »schlechtes Vorbild für Mädchen« charakterisiert worden war.
Hank starrte auf die Fotografie. Sie zeigte ein zweistöckiges Herrenhaus mit fast durchgehendem Balkon im zweiten Stock und einem gewundenen Eisengeländer im Jugendstil. Im Hintergrund waren mehrere Anbauten und zwei Hütten zu erkennen. Es hatte kaum Ähnlichkeit mit dem Anwesen, wie er es kannte. »Die Aufnahme wurde wohl vor sehr langer Zeit gemacht«, mutmaßte er.
»Hat es sich sehr verändert?« erkundigte sie sich argwöhnisch.
Hank blickte auf. »Das beurteilen Sie lieber selbst!« Er faßte die Zügel und brachte den Zweispänner zum Stehen. Gerade hatten sie den Kamm eines Hügels erreicht. Von hier aus konnte sie das gesamte Anwesen überblicken. Eine ganze Weile lang fehlten Nola die Worte. Immer wieder verglich sie die Fotografie mit dem, was vor ihnen lag.
Die Gebäude waren zwar noch vorhanden, aber seit dem Zeitpunkt der Aufnahme stark verfallen. Sogar aus dieser Entfernung war offensichtlich, daß ein neuer Anstrich dringend erforderlich war. Das Eisengeländer war stellenweise weggebrochen, und an der Veranda fehlte es ganz. Das Foto zeigte ein belebtes, gutgepflegtes Landhaus, mit Wiesen und Blumenbeeten ringsum. Jetztwirkte alles trostlos und verlassen. Hank beugte sich über ihre Schulter und zeigte auf eine kleine Hütte, die links vom Gutshaus lag.
»Dort wohnt Galen mit den Kindern«, sagte er. »Und eigentlich sollte auch der neue Lehrer dort untergebracht werden.« Irritiert hob er die Brauen.
»Bestimmt läßt sich eine andere Regelung finden«, erklärte Nola zuversichtlich.
»Das kleine Haus rechts ist das Schulgebäude. Vor Jahren soll es noch in Betrieb gewesen sein, als auf der Farm noch viele Arbeiter beschäftigt waren. Deren Kinder wurden hier unterrichtet, angeblich von Mr. Hartfords Frau.« Er deutete auf andere Gebäude auf dem Foto. »Mannschaftshaus, Kantine, Pferdestall und Futtersilo. Die meisten Stallungen sind auf dem Bild nicht zu sehen.«
Nola nickte und studierte das Foto. »Für einen alleinstehenden Farmbesitzer ist das ein gewaltiges Anwesen. Mr. Reinhart muß damals für eine große Familie geplant haben. Warum sollte er sonst ein solches Domizil errichten?«
»Das Haus ist wirklich groß, das größte in weitem Umkreis. Aber Mr. Reinhart kommt nie vor die Tür, und soweit ich weiß, hat ihn seit Jahren niemand mehr besucht.«
»Aber wie kann er die Farm vom Haus aus führen?« erkundigte sich Nola verblüfft.
»Galen macht alles für ihn. Er trifft auch die Entscheidungen.«
Sie versuchte sich vorzustellen, wie groß die Farm war. »Ganz allein?«
»Meistens. Er redet nicht viel über Mr. Reinhart. Sovielich weiß, hält er sich die meiste Zeit im abgedunkelten Zimmer auf. Er ist das, was Sie einen Einsiedler nennen würden. Angeblich führt er noch die Bücher, obwohl es da in den letzten paar Monaten nicht mehr sehr viel zu tun gab. Die ganze Last der Verantwortung für die Farm wird Galen aufgebürdet, der auch noch seine drei Kinder allein großziehen muß. War bestimmt nicht leicht für ihn.«
Nola wußte nicht, was sie dazu sagen sollte.
Hank senkte den Kopf. »Eigentlich
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