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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Gelächter klang. Nola hatte sie schon einmal gehört. Am meisten interessierte sie sich für ein Tier mit Pelz und Entenschnabel namens Platypus, das seine Jungen in einer Bauchfalte spazierentrug.
    Als sie über das Alltagsleben in England und die englische Geschichte redeten, erwähnte Keegan, daß ihr Vater sie einmal in eine sehr große Stadt mitgenommen hatte, nach Sydney.
    »Mich aber nicht!« widersprach Shannon.
    »Du warst damals noch zu klein«, räumte Keegan ein. Er wirkte traurig, und Nola drang nicht weiter in ihn. Trotzdem war sie neugierig, was damals passiert war, und ob es vielleicht mit seiner Mutter zu tun hatte.
    »Wie fühlt sich Schnee eigentlich an?« wollte Keegan wissen und wechselte das Thema.
    Sie lächelte. »Ungefähr wie gefrorener Regen, würde ich sagen, nur weicher.«
    »Und wie fühlt sich Regen an?« warf Shannon dazwischen.
    Nola stockte der Atem. »Hast du noch nie gesehen, wie es regnet, Shannon?«
    »Nein. Papa sagt, es hat mal geregnet, als ich noch ganz klein war, aber ich weiß nichts mehr davon.«
    Nola war wie vor den Kopf geschlagen, und Tränen traten ihr in die Augen. »Es – es ist wunderschön«, stammelte sie. »Eigentlich regnet es so häufig in England, daß wir es für selbstverständlich halten und uns sogar manchmal darüber ärgern. Eigentlich schrecklich, wenn man bedenkt ...« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber es überrascht mich wirklich, daß du keinen Regen kennst. Ich verspreche dir, Shannon, wenn es regnet, darfst du nach draußen und dich in den Regen stellen, und ich komme mit dir.« Sie schaute auf. »Du natürlich auch, Keegan.« Fast lächelte er ein bißchen.
    Als es dunkel wurde, ließ der Wind ein wenig nach. Keegan stand am Fenster und wartete ängstlich auf die Rückkehr seines Vaters und der anderen. Shannon war bereits eingeschlafen. Während sie das Abendessen zubereitete, versuchte Nola den Jungen abzulenken, aber er machte sich ernsthaft Sorgen. Sie war selbst ein wenig besorgt, aber nach allem, was Hank von den Überlebenskünsten der Aborigines im Busch erzählt hatte, war sie zuversichtlich, daß sie wohlauf waren. Beunruhigend war allein der Gedanke an die Viehdiebe.
    Sie stand neben ihm am Fenster und redete beruhigend auf ihn ein. »Ihnen geht es bestimmt gut, Keegan.«
    »Im Sandsturm kann man sich leicht verirren«, gab er kleinlaut zurück. »Die Sicht reicht nicht weiter als zwei Pferdelängen im voraus, und der Staub verdeckt alle Spuren. Ohne Geländemarken zum Orientieren läßtsich die Richtung nicht bestimmen, und die Sonne ist ja auch nicht zu sehen.«
    Nola wußte, daß er die Wahrheit sagte. Als sie heute früh das Schulhaus verließ, hatte sie zur Hütte gelangen wollen, war aber statt dessen beim Pferdestall gelandet. Beide Gebäude lagen weit auseinander, und das Gelände war ihr eigentlich vertraut.
    »Ich bin sicher, daß keiner die Gegend besser kennt als dein Vater. Und Hank hat geschworen, daß Jimmy und Jack erfahrene Buschmänner sind.« Sie legte ihm tröstend den Arm um die Schultern, aber es schien ihm unbehaglich zu sein, so zog sie ihn wieder zurück.
    Wie gern hätte er ihr geglaubt. »Ich gehe jetzt raus und füttere die Pferde und die anderen Tiere.«
    »Ich helfe dir dabei«, bot Nola an.
    »Ich kann das allein!« schnappte er zurück. Sie konnte ihm vom Gesicht ablesen, daß sie ihn gekränkt hatte. »Sie bleiben besser bei Shannon«, fuhr er in sanfterem Ton fort.
    Als es stockfinster geworden war, setzten sie sich zum Essen. Erst jetzt fiel Nola ein, daß Langford Reinhart ganz allein in seinem öden Haus hockte. Sie beschloß, ihm einen Teller mit Abendessen zu bringen. Als sie im Schein einer Lampe den Hof überquerte, sah sie einen Vorhang, der sich im Obergeschoß bewegte. Wahrscheinlich wartete Langford auf Galen.
    Sie klopfte am Hintereingang, doch als niemand antwortete, trat sie ein. Der Lampenschein fiel in die triste Küche und warf düstere Schatten an die Wände. Unter ihr knarrten gespenstisch die Dielenbretter, und ihre Schritte hallten im Hause nach, was ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Sie durchquerte die Diele undblieb am Fuß der Treppe stehen. Sie hob die Lampe und rief nach Langford. Ihre Stimme klang merkwürdig fremd hier im Haus und wurde von den nackten Wänden zurückgeworfen. Niemand antwortete.
    »Ich weiß, daß Sie mich hören, Mr. Reinhart. Ich lasse einen Teller mit Essen auf der Treppe stehen!«
    Sie wollte gerade gehen, als sie ein

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