Im Land des Eukalyptusbaums Roman
plötzlich mit anhören mußte, wie er seinem Vater offenbarte, was in der ganzen Londoner Gesellschaft von ihr geredet wurde. »Fast jeder in London wußte, daß ich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau eintrete.Kaum eine Frau hat meine Haltung damals unterstützt. Sie wollten wohl nicht als Rebellinnen dastehen. Sie würden nicht glauben, wie langweilig und herausgeputzt sie waren. Sie redeten über nichts als die Frage, welchen Hut man jetzt tragen solle zu welchem Kleid. Ich habe es nie begriffen, aber Männern scheinen solche Frauen besser zu gefallen als andere. Nur ganz wenige Männer sind bereit, sich mit einer Frau zu verloben, die ihren eigenen Willen hat und all diese spießigen Vorurteile hinterfragt.«
Hank bemühte sich vergebens, sich das Lachen zu verkneifen. Nola wurde rot, als sie merkte, daß er über sie lachte, aber sie hatte ja auch partout den Mund nicht halten können. Wie immer, wenn sie auf ihr Lieblingsthema zu sprechen kam.
Als Hank sich wieder ein wenig beruhigt hatte, stieß er hervor: »Wollen Sie mir mit Ihrer wortreichen Erklärung mitteilen, daß Sie wirklich nur selten in den Park ausgeführt worden sind?«
Jetzt war Nola wirklich empört. »Hank!«
Wieder lachte er. »Ich will Sie bloß ein bißchen aufziehen, Nola. Ich persönlich mag Frauen, die ihre Meinung sagen. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, wie Sie einigen aus dieser Gesellschaft entgegengetreten sind.«
Nola verbannte die schmerzliche Erinnerung an die Affäre mit Leith Rodwell in den hintersten Winkel ihrer Gedanken und grinste. »Wenn Sie wirklich interessiert sind, erzähle ich Ihnen heute abend vielleicht ein paar Geschichten ...«
»Ich würde mich freuen!« strahlte er.
Nola merkte, daß er ein grundehrlicher Mensch war, und sie fühlte sich gleich ein wenig besser. Erst jetztwurde ihr wirklich bewußt, wie sehr sie jemanden wie Hank hier brauchte.
»Bleiben Sie so, wie Sie sind!« erklärte sie augenzwinkernd.
Er schenkte ihr ein schräges Grinsen, was mutmaßlich seine Art und Weise zu flirten war. Hank war ein Mann, der mit der richtigen Frau an seiner Seite wachsen konnte. Er war nicht gerade schön und auch nicht mit jenem Charme gesegnet, der eine Frau dahinschmelzen läßt. Aber je besser man ihn kennenlernte, desto sympathischer wurde er.
Im Lebensmittelgeschäft von Julia Creek gab Hank den Brief Langfords an Orval Hyde weiter, der in dieser Gegend als Postmeister wirkte. Dann begab er sich ins Hotel und ließ Nola ihre Einkäufe machen.
Gladys und Orval waren überaus hilfsbereit, und ihr Sortiment war sehr reichhaltig. Besonders Gladys freute sich, eine andere Frau kennenzulernen, zumal sie sogar aus London kam. Esther hatte bereits alles Wissenswerte über Nola berichtet. Gladys ständiges Fragen machte es schwer für Nola, sich auf ihre Einkäufe zu konzentrieren. Gladys wünschte, alles über London zu hören, die Läden, die neueste Mode, die Königsfamilie. Nola antwortete so kurz wie möglich, während sie ihre Sachen zusammensuchte.
Nola wollte ein paar Mädchenkleider für Shannon nähen und kaufte Garn und Baumwolle. Gladys hatte mehrere Frauenkleider auf Lager, aber keins, das Nolas Größe entsprochen hätte. Sie war schockiert, als Nola gleich mehrere Reithosen kaufte, einige Hemden und Stiefel, wobei sie bemerkte, diese seien viel praktischerfür das Leben auf der Farm. Die Auswahl im Laden erschien ihr überraschend groß. Es gab eine Menge Dinge, von denen Nola nie geglaubt hätte, daß sie vorrätig wären, besonders, da die Speisekammer auf der Farm so karg bestückt war. Sie beschloß, eine größere Bestellung aufzugeben und sie mit ihrem Monatsgehalt zu bezahlen. »Ich komme nächsten Samstag wieder und hole die Einkäufe ab«, versprach sie.
»Ich kann’s Ihnen auch bringen«, schlug Orval vor.
»Würden Sie das machen? Das wäre wunderbar.«
Sie bestellte Butter, Käse und Reis, Obst- und Gemüsekonserven, Möbelpolitur, Stärke und Wäscheklammern. Wenn sie auf der Farm bleiben würde, wollte sie es sich so bequem wie möglich machen, auf ihre eigenen Kosten selbstverständlich.
Eine Stunde später hatte Nola sich endlich von Gladys und ihrem schier unendlichen Geplauder losreißen können. Sie traf Hank auf der Veranda des Hotels wieder. Esther war bei ihm.
»Hallo, Kleine!« sagte Esther, die sich riesig freute, Nola wiederzusehen.
»Sie waren ja lange weg«, bemerkte Hank. »Sie haben wohl den ganzen Laden leergekauft?«
Nola bemerkte, daß er
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