Im Land des Eukalyptusbaums Roman
das, was Galen sagte, sondern darüber, daß Jack recht behielt. Galen wußteBescheid über die Wanderungen der Stämme. »Von dem Ritus hat Jack nichts erwähnt. Das hätte ich mir gern angeschaut.«
»Miss Grayson, Frauen dürfen bei so etwas nicht zugegen sein. Da haben sie sehr strenge Regeln!« Er musterte sie verzweifelt. »Sie haben doch nicht bemerkt, daß Sie sie beobachten, oder?«
Nola hob trotzig das Kinn. »Nein. Wir blieben auf Abstand. Eigentlich habe ich nur den Rauch des Lagerfeuers gesehen. Jack hat mir erzählt, daß es sein Stamm ist.«
»Ich hoffe, sie haben wirklich nicht gemerkt, daß sie beobachtet wurden. Ärger mit den Ureinwohnern können wir jetzt nicht brauchen. Wir haben so schon genug zu tun. Wir können von Glück sagen, daß Jimmy und Jack für uns arbeiten, und das auch nur, weil sie auf einer Farm aufgewachsen sind.«
»Hätten ihre weißen Väter die Finger von den Mädchen im Stamm gelassen, könnten sie bei ihren eigenen Leuten aufwachsen, statt im Niemandsland.«
Galen schaute sie verblüfft an.
»Das Leben muß schwer sein, wenn man nirgends hingehört«, suchte Nola sich zu verteidigen.
Sie bemerkte die Verwirrung in seinem Gesicht, denn er wandte sich ab und ging davon. Nola folgte ihm. »Ich wollte doch Sie nicht verantwortlich machen für ihr Schicksal«, beteuerte sie.
»Danke, Miss Grayson, nicht alle weißen Männer lassen sich mit Lubras ein, wissen Sie!«
Als Galen zum Viehhof kam, rief er nach Jack. Nola hätte sich ohrfeigen mögen. Jetzt würde Jack erfahren, daß sie ihn verraten hatte.
»Bitte vertreiben Sie den Stamm nicht von der Farm«, flehte sie. »Es sind doch Nomaden, Grundstücksgrenzen bedeuten gar nichts für sie. Ich habe Jack versprochen, daß ich niemandem davon erzähle.«
Galen schüttelte den Kopf. »Diese Leute leben hier seit mehreren hundert, vielleicht tausend Jahren, Miss Grayson. Die Farm gehört zu ihren Jagdgründen. Ich müßte schon komplett verrückt sein, wenn ich sie hier wegschicke. Der Stamm könnte uns binnen Minuten vernichten. Andere Rinderzüchter versorgen sie sogar mit Schnaps, damit sie Frieden halten, aber das vergrößert die Probleme noch, weil sie dadurch unberechenbar werden. Wie schon gesagt, ich will keinen Ärger!«
Nola errötete. Jedesmal, wenn sie den Mund aufmachte, redete sie dummes Zeug und bewies, wie wenig sie von alledem verstanden hatte.
Jack kam herübergeritten. Er sah sie an, und sie schlug die Augen nieder.
»Ja, Boss!« rief er.
»Ob die Männer in deinem Stamm wohl interessiert wären, mir bei dieser Durchzählung als Treiber zu helfen? Ich kann allerdings nichts dafür geben außer Rindfleisch.«
Jack grinste breit und zeigte ebenmäßige weiße Zähne. »Muß Stammesältesten fragen, Boss. Fleisch vielleicht gute Abwechslung zu Wurzeln.«
Nola mußte lächeln, und Galen starrte sie wütend an. Anscheinend war er wirklich überrascht, aber noch immer skeptisch.
»Dann los, Jack«, beschied er dem Reiter. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Außerdem brauchen wir mehrPferde. Frag deine Leute, ob sie wissen, wo welche grasen. Und wenn sie für mich arbeiten wollen, mußt du ihnen gemeinsam mit Jimmy das Reiten beibringen!«
Galen wandte sich zu Nola. »Wenn sie wirklich mitmachen, was ich kaum glaube, kann ich schon jetzt sagen, daß sie nicht lange dabeibleiben. Wie Sie schon richtig gesagt haben, es sind Nomaden. Sie haben eine andere Einstellung zur Zeit. Sobald es ihnen richtig erscheint, gehen sie einfach.«
»Fragen schadet jedenfalls nicht?« versetzte Nola.
»Ich hoffe bloß, daß wir unsere wertvolle Zeit nicht verschwenden! Es steht soviel auf dem Spiel!«
Nola schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel, daß ihn die Aborigines nicht im Stich ließen. Wenn es nicht klappte, würde sie sich Vorwürfe machen, und zweifellos würde auch Galen ihr die Schuld geben.
Schließlich kehrte Jack zurück und erklärte, der Stammesälteste hätte fünf Männern erlaubt, für Galen zu arbeiten. Und sie wußten auch, wo sich ein paar Wildpferde in der Gegend aufhielten.
»Fleisch nicht wollen, Boss«, verkündete Jack. »Sie glauben, große Ehre zu lernen wie Pferd reiten wie die Weißen!«
Galen staunte. »Hank und ich behalten die Herde im Auge, während du mit Jimmy nach ein paar Ponys suchst. Nach Hause bringen und dort in aller Ruhe zureiten kommt nicht in Frage, wir müssen es hier draußen machen. Wenn sie zugeritten sind, ziehen wir zum nächsten Lagerplatz, dort, wo das
Weitere Kostenlose Bücher