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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Hinten schlossen Jimmy und Jack auf mit ihren neu angelernten Stammesbrüdern, die das Vieh in einer Staubwolke vor sich hertrieben. Sie kamen vom Flinders River zurück, der keinen Tropfen Wasser mehr führte. Andere Farmer waren auf die gleiche Idee gekommen. Einige waren von Norden gekommen und hatten ihre Herden verloren; die Ufer des Flußbetts und der Wegrand waren mit Rinderleichen gesäumt. Verglichen damit konnte Galen fast noch von Glück sagen. Er hatte insgesamt nur zwanzig Stück Vieh verloren, ältere Ochsen zumeist.
    Die Tiere ließen die Köpfe hängen, ihre baumelnden Zungen waren staubbedeckt und trocken wie die Erde selbst. Verzweifelt rollten sie mit den braunen Augen. Einige stöhnten klagend, andere schnüffelten in der Luft nach Wasser. Auf beiden Seiten ließen Jimmy undJack die Peitschen knallen, um sie in Bewegung zu halten.
    Als sie noch knapp fünf Kilometer von der Reinhart-Farm entfernt waren, schlug die Stimmung plötzlich um. Immer mehr Rinder hoben die Köpfe, das Brüllen wurde lauter. Allmählich liefen sie immer schneller.
    Jack holte auf und ritt neben Galen. »Sie können Wasser riechen, Boss!« brüllte er, den Donner der Hufe übertönend.
    »Unmöglich«, wehrte Galen ab. »Da vorn ist kein Wasser.«
    Sie beobachteten die Herde, während die Spannung wuchs. Einige der Tiere brachen aus, andere wollten ihnen folgen. Daß sie immer aufgeregter wurden, konnte Galen nicht leugnen, aber er begriff nicht, weshalb. Geregnet hatte es doch nicht!
    »Reit voraus, Hank. Schau nach, was uns dort erwartet.«
    Hank gab seinem Pferd die Sporen und sprengte davon. Galen, Heath und die Aborigines hatten alle Hände voll zu tun, die Herde im Zaum zu halten und ihr Tempo zu drosseln.
    Als Hank wiederkam, grinste er über das ganze Gesicht. »Du wirst es nicht glauben«, brüllte er von weitem. »Da vorn ist Wasser. Eine Windmühle, und ein ganzer Tank voll von reinem Wasser!«
    Galen geriet aus der Fassung. »Wir müssen die Meute beruhigen!« warnte er Heath, Jimmy und Jack. »Hank, nimm zwei Aborigines und einen kleinen Teil der Rinder mit voraus. Denen gibst du Wasser. Heath und Jimmy und noch einer, ihr nehmt den zweiten Teil. Die übrigen halten den Rest zurück.«
    Alle wußten, eine durchgehende Herde würde den Tank und die Windmühle umwerfen und niedertrampeln, und das Wasser, das sie so dringend brauchten, wäre ein für allemal verloren.
    Zwei Stunden später waren Rinder und Männer zufrieden. Alle hatten ihre Portion wunderbarsten Wassers erhalten. Hank arbeitete unermüdlich, die Tröge zu füllen, während die Rinder ihren Durst stillten. Galen konnte es kaum glauben, als er etwa zwei Kilometer vom Gehöft den Wassertank und die Pumpe sah. Wie das alles hierhergekommen war, war ihm ein absolutes Rätsel. Er hatte allerdings das Gefühl, daß Nola dahintersteckte, aber er war viel zu erleichtert und glücklich, als daß er sich darüber Gedanken machen wollte. Hauptsache, das Wunder war geschehen.
    Nachdem sich die Herde niedergelassen hatte, zum Teil im Halbschatten der Eukalyptusbäume und Akazien, verabschiedeten sich Galen, Heath und Hank von den anderen und machten sich auf den Heimweg. Sie ließen die Pferde in den Stallungen und wollten gerade zur Hütte hinübergehen, als Galen seinen Jüngsten an der Hintertür des Haupthauses sah. Langford Reinhart stand hinter ihm. An Keegans Gesichtsausdruck konnte Galen sofort ablesen, daß hier etwas nicht stimmte.
    Schluchzend rannte Keegan seinem Vater entgegen. »Shannon ist verschwunden! Wir können Sie nirgends finden ...«
    »Was meinst du mit verschwunden?« fragte Galen besorgt. »Wo ist denn Miss Grayson?«
    »Sie sucht nach ihr«, entgegnete Keegan. »Als ich heute früh aufstand, war ihr Bett leer. Ich glaube, sie ist weggerannt. Ihr Pony ist auch nicht mehr da.«
    »Soll das heißen, Miss Grayson ist da draußen – ganz allein?«
    Keegan nickte. So jung er noch war, begriff er doch, daß seinen Vater die Angst erfaßte.
    Galen hielt Ausschau jenseits der Farm, in der schimmernden Landschaft, die zu den unwirtlichsten des Erdkreises gehört. Kaum zu fassen, daß Miss Grayson oder Shannon, allein oder zu zweit, da draußen herumirrten ...
    Galen wandte sich Langford zu. »Was war hier los? Weshalb sollte Shannon weglaufen wollen?«
    »Was weiß ich. Wahrscheinlich hat die Frau sie verscheucht.« Der Alte machte kehrt und verschwand im Zwielicht seines Hauses.
    Galen ließ sich auf die Knie nieder und legte Keegan beide

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