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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wie ein teures Accessoire, das zu einem luxuriösen Lebensstil einfach dazugehörte. Man zeigte ihr nie, daß sie gebraucht wurde, ebensowenig wurde der Einfluß anerkannt, den sie auf ihre Schüler ausübte. Die verwöhnten Kinder ihrer früheren Arbeitgeber bekamen Musik- und Tanzunterricht, Reit- und Malstunden bei den unterschiedlichsten Lehrern. Und diese waren allesamt exzentrisch. Nach Nolas Überzeugung waren einige dieser Lehrer geistig nicht ganz gesund und benahmen sich mindestens so exzentrisch wie ihre Schützlinge, während Nolas eigene Rolle eher als nebensächlich galt. Plötzlich wußte sie, weshalb sie immer wieder rebellierte, bis sie ihre Arbeitgeber zur Verzweiflung gebracht hatte. Auf diese Weise beachtete man sie wenigstens.
    Anfangs war Galen Hartford nicht weniger entschlossen gewesen, sie wegzuschicken, als Langford Reinhart, doch inzwischen glaubte sie, daß er anfing, sich für ihr Bleiben zu erwärmen. Und sie setzte alles daran, seinen Respekt zu gewinnen. Merkwürdig, wie wichtig ihr das war. Und sie wollte ihm helfen, die Farm zu retten. Jetzt würde sie niemals mehr eine Chance bekommen.
    Nola spähte zur oberen Fensterreihe des Gutshauses empor. Die ganze Nacht hatte sie fieberhaft überlegt, weshalb Langford sich so sehr darüber aufregte, wenn Wade Dalton herkam und Wasser auf seinem Grundstück fand. Sie hätte zu gerne erfahren, warum diese zwei Männer sich so leidenschaftlich haßten. Doch war wohl kaum damit zu rechnen, daß auch nur einer von beiden es ihr verraten würde.
    Im Innern der Hütte hörte sie, wie Keegan nach Shannon rief. Plötzlich stürzte er heraus, sein kindliches Gesicht war angstverzerrt. »Wissen Sie, wo Shannon ist, Miss Grayson?«
    »Sie schläft doch noch, oder?«
    »Nein! Ihr Bett ist leer, und ich kann sie nirgends finden!«
    Nola sah, daß seine Augen dunkel umrandet waren. »Bist du sicher?« fragte sie. »Ich hab’ doch die ganze Nacht ...« Sie wollte schon sagen ›kein Auge zugetan‹, verkniff es sich aber. Er brauchte nicht zu wissen, wie ernst sie Langfords Machtwort nahm. »Für die Nacht hatte ich sie eingewickelt, und heute früh kam sie nicht aus dem Zimmer. Deshalb dachte ich, sie schläft!«
    Nachdem Nola die ganze Nacht ziellos auf- und abgegangen war, hatte sie in den frühen Morgenstundenkurzzeitig in einem Sessel beim Herd geschlafen. Noch vor dem ersten Licht des Tages war sie wieder auf den Beinen gewesen.
    Nola kniete sich vor Keegan und sah ihm in die verstörten Augen. »Mach dir keine Sorgen. Wir finden Shannon. Vielleicht ist sie ganz früh losgezogen, um Eier zu holen. Weit kann sie nicht sein.« Sie bemühte sich, Ruhe zu bewahren, obwohl sie selbst um das kleine Mädchen bangte. »Hast du schon in der Waschküche nachgesehen?«
    »Ja. Aber da war sie nicht!« jammerte er. »Die ganze Hütte habe ich abgesucht. Sie war gestern so aufgelöst, daß ...«
    Nola kämpfte die aufkommende Panik nieder. »Schau du im Hühnerhaus nach und in den Mannschaftsräumen. Ich suche im Küchentrakt und im Schulhaus! Daß sie ins Haupthaus geht, glaube ich nicht, aber da probiere ich es trotzdem.«
    Schule und Küchentrakt hatte Nola schnell überprüft – nichts! Dann eilte sie zum Haupthaus hinüber. Von Zimmer zu Zimmer laufend, rief sie Shannons Namen. Das öde Halbdunkel war alles andere als beruhigend. Ihre Stimme hallte verloren im stillen, leeren Stockwerk wider. Als sie einen Blick ins Treppenhaus warf, stand Langford auf dem oberen Absatz. Daß auch er nicht geschlafen hatte, war nicht zu übersehen.
    »Das Kind ist nicht hier«, stellte er kühl fest. »Weit kann sie nicht sein.«
    Nola verlor keine Zeit mit einer Antwort. Sie machte kehrt und floh.
    Draußen traf sie auf Keegan. »Nirgends zu finden«, keuchte er, den Tränen nahe.
    Nola nahm seine Hand. »Laß uns die Ställe absuchen.«
    Als sie zu den Boxen kamen, fehlte ›Buttons‹.
    »Wohin kann sie bloß sein?« fragte Nola, vor Angst wie gelähmt.
    Keegan schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war weiß wie die Wand. Gemeinsam spähten sie über die riesige Ebene. Wie sollten sie ein kleines Kind dort draußen finden? Wo mit dem Suchen anfangen?

    Es war fast Mittag. Die Sonne brannte unbarmherzig nieder und machte ihnen allen zu schaffen. In der Ferne schimmerte eine grausame Fata Morgana des Wassers, das sie so dringend benötigten, die aber jedesmal weiter zurückwich, für immer unerreichbar. Galen, Hank und Heath ritten vor der Herde her, über fünfhundert Rinder.

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