Im Land des Eukalyptusbaums Roman
aus beobachtet wurde. Die Leute wirkten neugierig, aber skeptisch. Ein paar machten sich lustig über sie, aber Nola tat, als hörte sie ihre spöttischen Bemerkungen nicht.
»Was ist denn hier los?« wollte Wade wissen.
»Die Landeigentümer haben vorhin über die Folgen der Dürre beraten«, erklärte Nola. »Aus der ganzen Umgebung sind sie in die Stadt gekommen.«
»War Galen auch dort?« fragte Wade.
»Nein. Er und Hank Brady bringen das Vieh nach Norden, wo sie Wasser zu finden hoffen.«
»Aber Sie sind hingegangen?«
»Ja, ich war kurze Zeit dabei.«
Wade warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie wußte schon, was er dachte.
»Sie haben den Leuten doch nicht etwa vorgeschlagen, sie sollten mich nach Wasser suchen lassen!« bestätigte er ihre Vermutungen.
»Um die Wahrheit zu sagen, ich habe sogar zugegeben, daß ich Sie anheuern will!« gab sie zurück.
Waden schüttelte ungläubig den Kopf. »Die Reaktion kann ich mir vorstellen!«
»Ich gelte sowieso als Außenseiter, deshalb war die Reaktion vorhersehbar. Besonders, da ich eine Frau bin.«
»Immerhin sind Sie lange genug hier, um zu wissen,daß kilometerweit im ganzen Umkreis niemand mir was zutraut!«
»Er war der Beste«, mischte sich Ben ein, »und ist es noch immer.«
»Ich rechne fest damit, Ben!« schloß Nola.
Als sie auf Reinharts Ländereien kamen, ritten sie neben mehreren ausgetrockneten Bachbetten her, bevor Wade absaß und seine Wünschelrute aus der Satteltasche zog. Er benutzte Ochsendraht von etwa fünfzehn Zentimetern Länge, mit zwanzig Zentimeter langen Griffen. Die Ruten hielt er parallel zueinander, die Griffe richtete er abwärts, und setzte sich langsam in Bewegung. Fasziniert sah Nola ihm zu.
Mehrmals blieb Wade stehen, als sich die Drähte anscheinend wie von selbst überkreuzten. »Haben Sie schon was entdeckt?« fragte Nola ungeduldig.
»Zu tief«, winkte Wade ab und setzte seinen Fußweg fort. Ben folgte ihm mit dem Karren, Nola zu Pferd.
Das Gehöft war schon zu sehen, aber noch in weiter Ferne, als Wade stehenblieb. »Hier ist Wasser«, erklärte er. »Vier bis sechs Meter tief, würde ich sagen, eher vier.«
Nola war plötzlich furchtbar aufgeregt. Ben sprang vom Karren und schnappte sich die Schaufel.
Nie hätte sie damit gerechnet, wie hart Ben und Wade arbeiten konnten. Der Schweiß lief wirklich in Strömen, und sie machte sich ernstlich Sorgen. Etwa drei Stunden später hatten sie ein vier Meter tiefes Loch ausgeschachtet, und tatsächlich quoll Feuchtigkeit hervor. Nola zitterte vor Erregung. Als sie immer tiefer gruben, legten sie die rote Gummifolie zu beiden Seiten des Lochs aus, damit der Sand nicht wieder einbrach.
»Ist es viel Wasser?« rief Nola Wade zu. Ben hatteErde aus dem Loch geschafft, die immer feuchter zu werden schien.
»Jede Menge!« brüllte er.
Nola war fassungslos. Sie freute sich schon auf das Gesicht, das Galen machen würde, wenn er wiederkam.
Zwei Stunden später verließ sie die beiden. Pumpe und Windmühlenturm waren bereits aufgestellt, und den Tank hatten sie schon fast zusammengeschraubt. Als Nola sah, wie stark der Strahl der Pumpe war, jauchzte sie laut auf vor Glück. Sie händigte Wade alles Geld aus, was sie noch hatte, und machte sich auf den Heimweg.
»Bitte noch eine Geschichte, Mr. Reinhart!« drängte Shannon. Sie war vollkommen hingerissen von seinen Geschichten, vor allem von dem Kameltreck quer durch Australien in seiner Jugendzeit. Er wußte so viele lustige Begebenheiten zu erzählen von den Kamelen, ihrem merkwürdigen Benehmen und ihrem eigenwilligen Charakter.
Sie saßen im Wohnzimmer, auf einem Sofa, das mit einem Laken überzogen war. Es war das einzige Möbelstück in diesem Raum, was den Kindern nicht weiter auffiel. Die Kinder saßen links und rechts von Langford, der sie beide im Arm hielt. Liebenswerte Kinder waren das, und so freundlich. Er mußte sich eingestehen, daß er lange keinen Tag mehr so genossen hatte wie diesen, seit Jahren schon nicht mehr. Er hatte sich sogar dabei ertappt, daß er mehrmals lächeln mußte. Daß die Zeit so schnell verging, konnte er selbst kaum glauben. Normalerweise schlichen die Minuten im Schneckentempo dahin. Er hatte Nolas Rückkehr noch gar nicht erwartet.
»Miss Grayson wird bald wieder da sein«, seufzte er.
»Ob sie wohl den Mann gefunden hat, nach dem sie sucht?« überlegte Keegan ahnungslos.
»Den Mann? Welchen Mann?« fragte Langford, der nichts Gutes ahnte.
»Ein Mann mit einer besonderen
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