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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Tag komplizierter und beunruhigender. Am liebsten wäre sie wieder ausgeritten. Jack fiel ihr ein und der Wana-Mara-Stamm. Jack war zwar nicht weit, er übernachtete im Viehcamp, aber auch die Viehdiebe waren noch nicht alle gefaßt und trieben sich irgendwo da draußen herum. Sie mußte sich schützen, am besten mit einer Waffe. Hank hatte bestimmt ein Gewehr im Mannschaftshaus, das sie sich ausborgen konnte.
    Die Tür zum Mannschaftshaus stand offen, und Hank schlief tief und fest, als Nola leise hereinschlich. Im Mondlicht, das schräg durch den Eingang fiel, zeichneten sich die Umrisse des Gewehrs neben seinem Nachtlager ab. Geräuschlos nahm Nola es an sich und zog sich wieder zurück. Sie sattelte Buttons, Shannons Pony, und ritt zur Viehweide hinaus.
    Als Nola eintraf, umkreisten Jimmy und drei weitere Aborigines die Herde zu Pferd. Sie hatte geglaubt, die anderen würden bereits schlafen. Jimmy war sehr überrascht, Nola zu sehen, erklärte ihr aber, wo sie Jack finden konnte. Jack hörte den Hufschlag des Ponys und war auf den Beinen, bevor sie absitzen konnte.
    »Was machen hier draußen, Missus?«
    »Ich kann nicht einschlafen, Jack. Ich hatte gehofft, dukönntest mich zu deinem Stamm bringen – das heißt, wenn du nicht zu müde bist.«
    »Geht in Ordnung, Missus. Konnte auch nicht schlafen.«
    Nola war ganz aufgeregt, als sie im Lager der Aborigines eintrafen. Die Stammesmitglieder saßen um zwei Feuerstellen herum und erzählten Geschichten; wie Jack erklärte, war das in den Abendstunden ihr liebster Zeitvertreib. Er redete mit einem alten Mann in der Stammessprache, und dieser antwortete mit raschen Worten. Dann wandte sich Jack zu Nola um.
    »Was hast du ihm gesagt?« wollte sie wissen.
    »Ich habe Mirijula erklärt, Sie wären große Lehrerin, von einem Land in weiter, weiter Ferne.«
    »Oh! Und was hat er geantwortet?!«
    »Er bittet Missus, sich neben ihn zu setzen.«
    Nola blickte zu Mirijula auf. Sein Haar war stellenweise silbrig, doch sein Gesicht wirkte im Mondlicht noch recht jugendlich. Wachsam und mit düsterer Miene beobachtete er sie.
    »Es wäre mir eine Ehre«, gab sie zurück. Jack redete rasch auf Mirijula ein, der Nola winkte, sich neben ihn zu hocken. Als sie es sich bequem gemacht hatte, stellte Jack sie einander vor. Er sagte ihr, Mirijula bedeute soviel wie ›Furchtsamer Dingo von der Art des Geisterhundes‹. Nola fragte sich, ob der Name zu seinem Charakter paßte. Er sah sie nicht an, sondern saß mit geradem Rücken da und starrte in die Glut. Er wirkte befangen, fast abweisend.
    »Mein Stammesname ist Jardijardi, was soviel heißt wie ›starker Mann‹«, erklärte Jack lachend.
    »Mein Name bedeutet ›berühmt‹. Oder, in meinemFall, ›berüchtigt‹«, erwiderte Nola und rollte mit den Augen. Als Jack verständnislos die Stirn runzelte, setzte sie hinzu: »›Berühmt‹ heißt, von vielen gekannt sein.«
    »Ach!« Jack war beeindruckt. Jetzt sprach er wieder mit Mirijula.
    Mirijula musterte Nola, schüttelte dann den Kopf und antwortete Jack, der wieder übersetzte. »Mirijula meint, er Missus nie vorher gesehen.«
    Nola mußte lachen, ob sie wollte oder nicht.

    Dieser Teil des Stammes zählte ungefähr zwanzig Erwachsene und mehrere Kinder. Die Frauen und Kinder waren größtenteils um ein anderes Lagerfeuer gruppiert. Nola sah die Reste einer Mahlzeit. Kinder und mehrere Hunde knabberten an den Knochen herum. Im Hintergrund erkannte Nola anspruchslose Buschhütten. Alle Aborigines wirkten mager und gelenkig, aber was Nola am meisten faszinierte, waren ihre Füße, mit schrecklich trockener Haut und dicken, verhornten Fußsohlen, verursacht sicherlich durch das Laufen über sonnenverbrannte Erde und durch dorniges Gestrüpp.
    Eine der Frauen bot Nola ein Stück Fleisch an. Sie war zwar nicht hungrig, doch um ihre Gastgeber nicht zu kränken, nahm sie es lächelnd entgegen. Sogar im Licht des Mondes konnte sie erkennen, daß es noch halb roh war.
    Jack sah ihr zu. »Aborigines denken, Weiße kochen Fleisch zu lang.«
    Nola verzog das Gesicht beim Gedanken daran, halbrohes Fleisch essen zu müssen. »Ich glaube, ich bin es gewohnt, meine Steaks gut durchgebraten zu essen.«
    »Fleischkochen ist Ritual bei allen Stämmen.«
    »Wirklich? Und von welchem Tier stammt dieses hier?« Es mußte ein großes Tier gewesen sein, dachte sie, vielleicht ein Känguruh. Etwas Undefinierbares steckte noch in der Haut.
    »Emu«, teilte Jack ihr im selben Moment mit, als sie

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