Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Allerspätestens irgendwann in der Nacht. Ich will auf das Antworttelegramm von Maryborough warten. Heath und Keegan kümmern sich draußen um die Herde, aber ich bin fast sicher, daß die Viehdiebe nicht zurückkommen, besonders nicht, solange wir zwei ihrer Kumpane in unserer Gewalt haben. Sie werden möglichst Abstand halten von uns, denke ich.«
»Diese Frau, Miss Grayson – was wird sie tun, während du weg bist?« Langford wandte sich wieder zum Fenster und blickte hinaus, während er sprach. Er wollte nicht, daß Galen die Feindseligkeit in seinem Blick wahrnahm, wenn er auf Nola zu sprechen kam.
»Miss Grayson bleibt hier mit Shannon. Ihre Verletzung heilt gut, doch ich habe ihr geraten, sich ein paar Tage zu schonen.«
Langford nickte. »Ich habe nichts zu essen im Haus. Kannst du sie bitten, mir Abendessen zu bringen, wenn sie etwas für sich und das Kind kocht?«
»Möchten Sie, daß ich noch etwas aus der Hütte hole, bevor ich losreite?«
»Nein, es wird ihr nichts ausmachen. Reite los. Je schneller du abreist, desto früher bist du zurück.«
»Einverstanden. Ich werde in der Stadt Nachschub für Sie besorgen.«
Galen wunderte sich über Langfords Bitte, aber er verbarg seine Gefühle. Er war fast sicher, daß der alte Mann lieber verhungern würde, als Nola zu sehen, aber es schien, als hätte er sich allmählich damit abgefunden, daß sie auf Reinhart lebte. Wenn sie aus Sydney zurückkehrten, würde er ihm vielleicht gestehen, daß es NolasIdee gewesen war, die Herde zu verschiffen. Vielleicht würde es seine Meinung über Frauen auf der Farm ein für allemal ändern. Fürs erste war es ein Segen für alle, daß er seine Haltung ihr gegenüber änderte, selbst wenn es nur vorübergehend sein sollte.
Galens Überraschung war jedoch nichts im Vergleich zu der von Nola, als sie erfuhr, daß der Alte das Essen ausdrücklich von ihr gebracht haben wollte. Aber sie ließ sich Shannon gegenüber nichts anmerken. Heimlich hegte sie jedoch Argwohn gegen Langford Reinhart. Von ihrem Besuch im Lager der Wana Mara hatte sie niemandem erzählt, aber sie hatte vor, auch diese Grenzen zu durchbrechen, die Langford errichtet hatte. Sie konnten so viel von den Aborigines lernen, und ihrerseits von ihrem Wissen etwas weitergeben. Sie glaubte fest daran, daß beide Teile davon profitieren würden.
Die Viehdiebe, deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren, wurden auf die Pferde gesetzt, und Galen und Hank führten sie weg. Nola beobachtete vom Fenster der Hütte aus, wie sie losritten. Anschließend ging sie mit Shannon zum Stall, wo Heath und Keegan ihre Pferde sattelten.
»Bitte seid vorsichtig, Jungs!« mahnte Nola.
»Machen wir«, versprach Heath. »Ruhen Sie sich heute so viel wie möglich aus.«
Nola war gerührt über seine Besorgnis. »Versprochen«, lächelte sie.
Den Arm schützend um Shannon gelegt, stand sie am Gatter der Koppel, als die Jungs davonritten. In der Ferne erhob sich eine Staubwolke, wo die Herde wartete. Tröstlich zu wissen, daß sie nicht allzuweit weg waren.
Kurz nachdem sich Galen, Hank und die Jungs verabschiedet hatten, traf Orval mit ihrer Bestellung ein. Während sie ihm half, die Fuhre abzuladen, redete er ununterbrochen und erzählte ihr alles, was in der Gegend vor sich ging. Er ist besser als eine Zeitung, dachte Nola. Er berichtete ihr von allen ›Nachbarn‹, die Dutzende von Meilen entfernt wohnten. Nola war außerordentlich interessiert an allem, was auf den Farmen ringsum passierte, und merkte, wie sehr ihr die Gesellschaft von anderen Frauen fehlte.
»Die Frauen haben ihr eigenes Treffen am Samstag in unserem Laden«, berichtete er, »wenn die Männer in der Stadt sind. Sie planen eine Zusammenkunft über das Dürreprogramm in Winton. Ich glaube, sie werden Delegierte wählen, die nach Brisbane gehen und die Regierung um Hilfe bitten. Einige der Gutsbesitzer stehen kurz davor, alles zu verlieren. Sie können ihre Raten nicht mehr bezahlen. Ihre Familien werden nicht mehr satt. Wer irgend kann, schlägt sich mit Lebensmittelspenden durch.«
»Bitte erlauben Sie mir, zu helfen.« Nola reichte ihm etwas Geld. »Damit können sie ein paar Konserven kaufen.«
»Danke. Jede Spende hilft uns weiter. Versuchen Sie doch, auch zum Treffen zu kommen, wenn möglich!«
»Wenn Sie meinen. Ich würde mich gern beteiligen, aber ich weiß nicht, ob ich willkommen bin. Das letzte Mal, als ich bei der Versammlung war, reagierten die meisten sehr feindselig. Sie haben mir
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