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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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deutlich zu verstehen gegeben, daß ich eine Außenseiterin bin!«
    »Nehmen Sie sich das nicht so zu Herzen. Die Stimmung war sehr aufgebracht. Als Einheimische werdensie nicht betrachtet, solange sie nicht mindestens zwanzig Jahre und mehr im Outback gelebt haben.«
    Nola war schockiert, aber so schlecht wie vorher war ihr nicht mehr zumute. Sie war sicher, daß es außer ihr noch viele andere gab, die noch gar nicht so lange in der Gegend lebten.
    Als die letzten Lebensmittel abgeladen waren, bot Nola Orval etwas zu trinken an. Sie ahnte nicht, daß Langford jede ihrer Bewegungen vom Fenster im Obergeschoß des Hauptgebäudes beobachtet hatte. Außerdem hatte er jedes Wort gehört, das zwischen ihnen gewechselt wurde.
    »Kennen Sie keine Viehtreiber, die Arbeit suchen, Orval?«
    Er kratzte sich den kahlen Schädel und setzte den Hut wieder auf. »Aus dem Stand nicht, aber ich kann mich umhören. In der Stadt sind vor kurzem ein paar Fremde aufgetaucht. Ich werde auch noch mal ans Schwarze Brett schauen. Dort klebt jeder einen Zettel hin, der Arbeit sucht. Manchmal fragen sie auch im Hotel nach, Esther müßte davon wissen. Ich werde sie fragen und gebe Ihnen dann Bescheid.«
    »Danke«, gab Nola zurück, als er auf den Kutschbock kletterte und davonfuhr.
    Nola sah ihm nach, wie er, eine Staubwolke hinter sich herziehend, verschwand.
    Bevor sie ins Schulhaus zurückkehrte, knetete sie einen Teig, mit Shannons Beistand, weil ihre Schulter noch immer schmerzte. Gemeinsam überlegten sie sich ein köstliches Mahl. Nola öffnete eine Dose dunkler, saftiger Pflaumen für Shannon und mußte lachen, als ihr der Sirup über das Kinn herabtroff. Sie deckte den Teig ab undließ ihn stehen, damit er aufgehen konnte, und ging mit Shannon nach draußen, wo sie sich bei der Arbeit an der Schüssel Pflaumen gütlich taten.
    »Heute darfst du ein bißchen zeichnen, Shannon«, ermunterte Nola das Mädchen, als sie das Grundstück überquerten. »Es ist nicht allzu heiß heute, und wir können draußen im Schatten sitzen.« Shannon war begeistert von der Idee.
    Nola fand ein kühles Plätzchen im Schatten des Schulhauses und breitete eine Decke auf dem Boden aus. Die fernen Hügel, die alte Windmühle und das ausgedörrte Flußbett waren ideal zur Darstellung einer Landschaft. Nola selbst liebte die Malerei, und sie war begeistert, daß Shannon trotz ihrer jungen Jahre großes Talent bewies.
    Während Nola Shannon beim Zeichnen zusah, hörte sie merkwürdige Klopfgeräusche aus dem Hauptgebäude. Sie fragte sich, was Langford wohl gerade machte. Eine Stunde vor Mittag kehrte sie in die Hütte zurück und stellte den Teig zum Backen in den Ofen und kehrte dann zu ihrer Zeichnung zurück. Wieder hörte Nola das Hämmern im Gutshaus. Es hörte sich an, als würden Nägel in die Wand geschlagen. Aber diesmal schienen die Geräusche vom Vordereingang des Hauses zu kommen. Sie fragte sich, ob Langford womöglich anfing, eigenhändig kleinere Reparaturen in Angriff zu nehmen? Obwohl es ihr unwahrscheinlich vorkam, wollte Nola die Hoffnung noch immer nicht ganz aufgeben, daß der alte Mann irgendwann aus seiner selbstgewählten Einsiedelei herauskam.
    Als Nola schließlich ein Poltern hörte, beschloß sie, im Gutshaus nach dem Rechten zu sehen. Mit Shannon an ihrer Seite trat sie durch die Hintertür ein. Kaum warsie drinnen, beschlich Nola das ungute Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Sie unterdrückte den Gedanken und redete sich ein, ihre Furcht vor der zwielichtigen Umgebung hier sei völlig grundlos, während sie zielstrebig die Küche bis zur großen Eingangshalle durchquerte.
    Am Fuß der Treppe holte sie Luft und rief: »Mr. Reinhart? Ist alles in Ordnung?« Keine Antwort. Sie blickte zu Shannon hinunter, die sie ängstlich beobachtete, und lächelte beruhigend.
    »Vielleicht schläft er«, raunte sie.
    »Sollen wir nicht raufgehen und in sein Zimmer gucken?« schlug Shannon im Flüsterton vor.
    Nola nickte. Ganz wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, aber ihr würde nichts anderes übrigbleiben, schon um vor dem Kind nicht als ängstlich dazustehen. Der Eindruck, daß hier etwas ganz und gar nicht stimmte, blieb, obwohl sie ihn hartnäckig zu verdrängen suchte. Was, wenn der alte Mann in seinem Bett gestorben war? Nein, wie dumm von ihr. Wer hätte denn dann den Radau veranstalten sollen, das Klopfen? Vielleicht lag er irgendwo hilflos und verletzt am Boden, konnte ihr nicht antworten. Dann fiel ihr ein, daß er doch wohl den

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