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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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die Hufe der Pferde, damit das Tuch nicht vorzeitig durchgewetzt wurde.
    Die Fußtruppen brachen am Nachmittag unter Merimes’ Führung auf, um den Aufmarsch des morgigen Tages vorzubereiten und um den Feind über unsere wahren Absichten zu täuschen.
    Amenophis brachte kurz vor Sonnenuntergang in seinem Zelt, das freilich unberührt blieb, Amun Opfer dar und traf sich ein letztes Mal vor der Schlacht mit seinen Offizieren. Zwei nubische Späher, die uns Merimes besonders empfohlen hatte, führten den langen Zug an. Ein Offizier schlug vor, dass sich Nimuria am hinteren Ende der Kolonne aufhalten sollte, denn für den Fall, dass wir in einen Hinterhalt gelangten, sollte er unbeschadet entkommen können.
    «Wofür haltet Ihr Euren Herrscher? Ich selbst werde den Zug anführen. Dort ist mein Platz, Offizier, nur dort!»
    Ich hatte keine andere Antwort erwartet.
     
    Jetzt war es dunkel, denn der Mond war noch nicht über den Bergen aufgestiegen. Nimuria befahl den Abmarsch. Alle gingen zu Fuß, auch Pharao, und so blieben die Streitwagen leer. Am Ende des Anstieges erreichten wir ein schmales Hochtal, auf dessen beiden Seiten die Felsen steil nach oben ragten. Jetzt erschien die Mondscheibe über dem Kamm des Gebirges, doch wir konnten unbemerkt im Schatten der östlich gelegenen Felsen marschieren. Der Anblick unseres Zuges ließ einen erschaudern, denn wie ein Geisterzug bewegte sich die Armee von einhundertachtzig Streitwagen, einer hinter dem anderen, fast lautlos über den schmalen Pfad. Alle Sinne waren auf das Äußerste angespannt. Jedes noch so leise Geräusch ein Steines, der Schrei einer Eule oder ein davonlaufender Hase ließen uns zusammenfahren wie kleine Kinder, und es kam einem Wunder gleich, dass nicht eines der Pferde auch nur einmal wieherte.
    Gegen Mitternacht hatten wir die Hälfte des Weges zurückgelegt, und Nimuria ordnete eine kurze Rast an. Der Mond stand jetzt genau über uns und tauchte die Felslandschaft ringsherum in ein kaltes silbrig-blaues Licht. Die Wagenlenker überprüften den Halt der Tücher, alle tranken hastigeinen Schluck Wasser, dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
    Kurz bevor wir auf den alten Handelsweg stießen und der Pfad schon eine ganze Weile nach unten führte, begann es zu dämmern. Da lief einer der nubischen Späher, welcher dem Zug immer einhundert bis zweihundert Ellen vorausging, zu uns zurück und gab Nimuria durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er Feinde gesehen hat. Mit gesenktem Haupt kniete er vor Nimuria, doch dieser befahl ihm aufzustehen, damit er ihn besser verstehen konnte. Zwei, drei Biegungen weiter hielt sich links an einer kleinen Anhöhe ein feindlicher Spähposten mit vier oder fünf Mann auf. Wie viele es genau waren, konnte der Nubier nicht sagen, da sie durch einen Felsen verdeckt wurden. Nimuria zögerte keinen Augenblick und winkte mich und drei seiner besten Bogenschützen zu sich. Er beschloss, angeführt von unserem Späher, den links von uns liegenden Hang zu besteigen, um von einem Punkt oberhalb der Feinde hinunterschießen und sie töten zu können.
    «Legt alles ab, was ihr nicht braucht», befahl er ungeduldig.
    «Wir dürfen nichts mit uns führen, was auch nur das kleinste Geräusch verursachen könnte.»
    Pharao legte selbst seinen Helm und seine Sandalen ab und trug außer seinem Schurz nichts mehr am Leib. Dann ergriff er seinen Bogen, wickelte fünf Pfeile in ein Tuch, und befahl dem Nubier, uns voranzugehen. Barfuss, den Bogen über der Schulter, schlichen wir wie Berglöwen in geduckter Haltung zwischen den Felsen hindurch. Wir brauchten eine halbe Stunde, ehe wir unbemerkt einen geeigneten Platz erreichten, fünfzig bis sechzig Schritt von unseren Feinden entfernt. Dann sah ich die vier Nubier, die in Decken gehüllt und den Rücken zu uns gewandt, um ein nur noch glimmendes Lagerfeuer saßen. Ein fünfter lehnte an einem Felsblock und sah insTal. Er wäre unser Entdecker gewesen, hätte ihn unser Späher nicht vorher bemerkt.
    Nimuria gab uns durch Zeichen zu verstehen, auf wen wir zu schießen hatten. Ameni spannte als erster den Bogen, dann sah er zu uns, und wartete, bis wir ihm alle, einer nach dem anderen, zugenickt hatten. Mein Herz pochte wie rasend, und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich Nimuria leise zählen hörte: «Drei, zwei, eins – und   –».
    Fünf Pfeile schwirrten gleichzeitig talwärts. Der von mir getroffene Nubier sank lautlos vornüber in die Glut. Mein Pfeil traf ihn

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