Im Land des Falkengottes. Amenophis
unser Angriff. Wir erreichten das Heer Ichenis, und sofort stießen zwei Wagenkolonnen Pharaos mit ganzer Wucht auf dessen Mitte, bis sie auf unsere entgegenkommenden Streitwagen trafen, wodurch das feindliche Heer jetzt endgültig geteilt war. In wilder Fahrt umrundeten je hundert unserer Wagen die getrennt kämpfenden nubischen Einheiten. Ich weiß nicht mehr, wie viele Pfeile ich abschoss, und wie viele Nubier von meinen leichten Speeren getötet wurden oder schwer verletzt niedersanken. Senu hatte alle Mühe, feindliche Pfeile, Steine und Schläge von Streitäxten mit seinem Schild abzuwehren. Nachdem wir den Feindviermal umkreist und ihm schwere Verluste zugefügt hatten, stießen wir mit je fünf Streitwagen in die beiden Heeresgruppen der Nubier hinein und trieben so ihre Soldaten noch weiter auseinander. Ihre Lage wurde zunehmend aussichtsloser. Ichenis Krieger wurden von allen Seiten angegriffen, und das Morden, das jetzt einsetzte, war schrecklich.
Der Lärm auf dem Schlachtfeld war unerträglich. Man konnte nicht mehr unterscheiden zwischen dem wütenden Brüllen der Angreifer und dem entsetzlichen Wehklagen und Aufschreien getroffener und sterbender Nubier. Und je länger das Gemetzel dauerte, umso widerlicher roch es auf dem Schlachtfeld nach Schweiß und Blut, ja stank es nach dem Gedärm, das aus den aufgeschlitzten Bäuchen heraushing.
Mit Schwert und Keule schlug auch ich auf jeden ein, der sich mir in den Weg stellte. Senu wehrte mit dem Schild die wenigen Gegenangriffe ab, und Feinde, die ich nicht oder nicht tödlich traf, stach er mit seiner Lanze nieder. Zahlreiche nubische Soldaten wollten jetzt fliehen, wurden aber von ihren Anführern unter Peitschenhieben und Stockschlägen zum Weiterkämpfen angetrieben. Als ich mit der Rechten zu einem Keulenschlag ausholte, jedoch das Ziel verfehlte, da sich der Elende im letzten Augenblick wegduckte, verlor ich den Halt und wurde von einem anderen nubischen Krieger von meinem Wagen gezerrt und zu Boden geworfen. Er zückte seinen Dolch und holte weit aus, um zuzustechen, da bohrte sich Senus Lanze von oben in seinen Rücken. Mit weit aufgerissenen Augen starrte mich der Nubier an, und hellrotes Blut quoll aus seinem Mund auf meine Brust. Dann brach er tot über mir zusammen, der verschwitzte und staubverschmierte Körper lag auf mir. Ich streckte meine Hand nach Senu aus, und als unser Wagen wieder anfuhr, zog er mich zu sich empor. Obwohl ich mein Ende bereits vor Augen hatte, wurde ich nicht vorsichtiger, sondern stürzte mich, angetrieben vonnoch mehr Wut, schreiend auf alles, was sich mir in den Weg stellte. Senu und ich schlugen eine Schneise des Grauens und des Todes in die Reihen unserer Feinde. Die anderen Streitwagenkämpfer standen uns kaum nach.
Es waren nicht mehr als zwei Stunden vergangen, da waren die Elenden so sehr geschwächt, dass sie in alle Richtungen auseinander liefen. Diejenigen, die auf dem Schlachtfeld zurückblieben, fanden Gnade und wurden von unseren Fußtruppen gefangen genommen. Die Flüchtenden ereilte jedoch ein grausames Schicksal. Unsere Wagen setzten ihnen nach, und was nicht im Pfeilhagel der Bogenschützen umkam, wurde ein Opfer von Schwert, Lanze und Keule.
Als das grausame Werk beendet war, fuhren wir mit Pharao in unserer Mitte zum Lager der Feinde und umstellten es. Amenophis gab Befehl, jeden, der fliehen wollte, sofort zu töten, gleich ob Mann oder Frau, Greis oder Knabe. Einer unserer nubischen Offiziere rief in der Sprache der Aufständischen in das Lager hinein, es solle sich ergeben, wer sich versteckt halte, und sich vor dem Guten Gott in den Staub werfen. Erst kamen nur einzelne Frauen, Kinder und Greise aus den Zelten, schließlich jedoch wurden es immer mehr, die kamen und sich vor Nimuria niederwarfen und im Staube liegend um Gnade flehten.
Dann fuhren unsere ersten Wagen langsam in das Zeltlager hinein. Senu und ich folgten ihnen. Wir waren auf das Äußerste angespannt, denn überall konnten sich noch auf Rache sinnende Krieger Ichenis versteckt halten. Wir erreichten einen größeren Platz, der den nubischen Kriegern offenbar zu Versammlungen gedient hatte, denn ich sah sieben geschnitzte Holzfiguren, jede gewiss sieben Ellen hoch, die um den Platz herum im Boden eingegraben waren.
Dort überkam mich fürchterliches Entsetzen: Ich sah Maj, unseren freiwilligen Kundschafter. An Armen und Füßen gefesseltlag er auf dem Boden. Senu und ich sprangen vom Wagen und liefen zu ihm. Ich rief nach
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