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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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jemand lässt sich auf ein Gespräch mit dem Einzigen Freund Seiner Majestät ein, ohne etwas von ihm zu erwarten.»
    «Woher weiß Kelija, wer ich bin, welche Stellung ich bei Hofe einnehme?», fragte ich ungläubig.
    «Aber Eje», flüsterte der Alte väterlich. «Das ist jetzt nicht dein Ernst?»
    Freilich war ich mir der Tatsache bewusst, dass mein Name an fremden Höfen ebenso bekannt war wie hier im Fajum, und ich ärgerte mich darüber, dass ich glaubte, diesen weisen und erfahrenen Mann für dumm halten zu können.
    Ich wusste, dass ich Kelija aus Gründen des Anstandes nicht aus dem Weg gehen konnte, wollte mich aber mit all meinen Äußerungen sehr zurückhalten.
     
    Es vergingen drei weitere Monate, ehe Nimuria mit einem Teil des Hofstaates in Merwer eintraf. Teje war mit den Prinzen und dem Wesir Ptahmose in Waset geblieben. Ich selbst hatte bis zum Eintreffen Pharaos viel Zeit gehabt, mich mit Nafteta zu beschäftigen, die im Palastgarten ihre ersten Schritte unternahm, und Ti und ich hatten alle Hände voll zu tun, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Ich traf mich oft mit Kelija, der mir irgendwann den wirklichen Grund seines Aufenthaltes gestand: Sein König Sutarna wünschte sich, dass Nimuria dessen Tochter Giluchepa heiratete. Sobekhotep hatte nichts anderes erwartet.
    «Ihr dürft nicht vergessen, Majestät», sagte Sobekhotep, und seine Augen rollten wieder wild umher, «dass für uns Ägypter Mitanni als Bündnispartner unverzichtbar ist. Im Norden ist in den Hethitern ein mächtiges Volk erwachsen, und dessen vorlaute Reden aus seiner Residenz Hattuscha sind nicht zu überhören. Im Südwesten hat König Sutarna mit Babylon einen zweiten mächtigen Nachbarn, und beide würden sich Mitanni gerne teilen, um dann vielleicht gemeinsam unserem Land entgegenzutreten.»
    Amenophis sah aufmerksam auf die Landkarte, die Sobekhotep auf dem Tisch seines Arbeitszimmers ausgebreitet hatte.
    «Eurem Großvater und auch dessen Vater haben wir die mächtige Stellung in Asien zu danken. Pharao Thutmosis bezwang Megiddo und rang Mitanni nieder. Euer Großvater besiegte bei Quadesch die Hethiter und überschritt den Euphrat. Diese Kriege haben viel Kraft und viel Gold gekostet, und Vieles davon stammt aus den Schatzkammern Amuns. Die Priester wollen noch länger Erträge aus diesen Unternehmungen erzielen und werden euch stets daran erinnern. Ihr solltet deswegen die asiatischen Gebiete halten, um die Tribute zu sichern. Ägypten alleine kann auf die Dauer die Hofhaltungen Amuns und der Pharaonen nicht tragen.»
    Amenophis schwieg. Er schwieg so auffällig und so nachhaltig, dass dieses Schweigen vor dem Kronrat in Waset als völlige Hilflosigkeit ausgelegt worden wäre. Der Alte begann erneut zu sprechen.
    «Euer Freund Eje – ich schätze ihn über die Maßen – hat alles unternommen, um keinen Deben an Steuern zu verschenken, um jedes Getreidekorn zu ernten und um jeden Steinbruch auf das Beste zu nutzen. Aber das allein reicht nicht, Majestät. Wenn Ihr nicht bereit seid die Bündnisse zu halten, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Ihr oder Amun. Beide kann Ägypten auf Dauer nicht ernähren.»
    «Wisst Ihr eigentlich, wer meine Frau ist?», begann jetzt Ameni. «Könnt Ihr Euch vorstellen, was sein wird, wenn Sutarna mir seine Tochter schickt? Und könnt Ihr Euch vorstellen, was sein wird, wenn sie auch noch schön ist? Meine Besuche im Frauenpalast nimmt Teje nicht zur Kenntnis, und es scheint, als habe sie sich damit abgefunden. Aber eine andere Frau?»
    «Es ist nicht nur dies, Majestät.» Sobekhotep verneigte sich demütig vor seinem Herrscher, gerade so, als wollte er Nimuria schon im Voraus gnädig stimmen.
    «Es ist nicht damit getan, dass Kelija seinem Herrn die freudige Nachricht Eurer Entscheidung überbringt. Sutarna erwartet vielmehr, dass Ihr ihn in aller Form darum bittet, Euch seine Tochter zu schicken. Sutarna will von Euch umschmeichelt werden, um vor seinen Bündnispartnern als mächtiger König dazustehen. Ja, Majestät, das Bündnis hat einen hohen Preis.»
    Ich merkte Ameni an, dass ihm der Rat des weisen Mannes gar nicht behagte. Nimuria sagte jedoch nichts, sondern ließ die Sache zunächst auf sich beruhen. Ich für meinen Teil dachte über das Gespräch lange nach, zumal ich mir sicher war, dass mich Amenophis in naher Zukunft darauf ansprechen würde.
    Sobekhotep hatte Recht. Wenn es der Wille Pharaos war, dass sich sowohl er als auch Amun weiterhin mit dieser Pracht umgaben,

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