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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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dich an ausgelassene Freuden erinnerst.»
    Mein Herz pochte heftig. Es pochte so wie damals, als ich die tanzende Inena zum ersten Mal durch das Fenster des Palastes sah und das Verlangen spürte, sie anzufassen, von ihr verführt zu werden, sie zu lieben.
    «Aber ich kann doch nicht einfach eine von denen da fragen   …», begann ich zaghaft und deutete auf die Mädchen vor uns. «Ich empfinde doch gegenüber keiner von ihnen irgendetwas», versuchte ich zu erklären.
    «Das sollte es dir aber leichter machen, Eje. Es ist sicher der einfachere Weg. Du bist hier niemandem Rechenschaft schuldig. Nimm und genieße einfach nur! Geh in dein Schlafzimmer und warte!»
    Ich verließ unauffällig den Saal, und ging erst in den Garten. Hastig streifte ich meinen Schurz ab, legte meine Perücke und den Halskragen daneben, sprang ins Wasser und schwammzwei Bahnen durch das Becken. Anschließend nahm ich meine Sachen, ging in mein Schlafzimmer und legte mich auf mein Bett. Es brannten nur zwei Öllampen, und so war es fast völlig dunkel. Durch das Fenster drang die Musik aus dem Festsaal zu mir herauf. Der Wein hatte mich müde und gleichgültig gemacht, und meine Augenlider begannen schwer zu werden. Ich war beinahe eingeschlafen, als mich irgendein ungewohntes Geräusch die Augen nochmals ein wenig öffnen ließ. Schemenhaft erkannte ich ein Mädchen, das nackt neben meinem Bett stand und ihr zusammengebundenes Haar öffnete, das gleich einem Wasserfall über ihre Schultern fiel. Ich streckte ihr meine Hand entgegen und zog sie sachte auf mein Bett. Wie eine Schlange schmiegte sie sich an mich. Sie war jung und hatte einen so schönen Körper, wie ich ihn vorher nur selten gesehen hatte. In Erwartung ihrer Liebkosungen schloss ich die Augen wieder und ließ alles mit mir geschehen. Sie war gewiss noch keine siebzehn Jahre alt, aber in all dem, was sie tat, stand sie den erfahrenen Dienerinnen der Liebe in nichts nach. Sie verstand es, Stellen meines Körpers zu berühren, zu streicheln, von denen ich nie geglaubt hätte, dass sie dafür geeignet wären. Wie Straußenfedern glitten ihre Fingerspitzen über meinen Hals, meine Brust, und fanden eine Stelle unter meinen Achseln, deren zärtliche Berührung mich vor Seligkeit den Atem anhalten ließ. Während all der Zeit, in der mich die Schöne verzauberte, sprachen wir nicht ein Wort, und so unauffällig, wie sie erschien, so unauffällig entschwand sie auch wieder, als ich endgültig meine Augen zum Schlaf geschlossen hatte.
     
    «Kanntest du das Mädchen?», fragte ich Amenophis, als wir uns am anderen Morgen im Schwimmbecken trafen.
    «Natürlich nicht. Glaubst du, ich könnte es zulassen, dass dir vielleicht eine von ihnen erzählt, was ich mit ihr   …»
    Er unterbrach seinen Satz und sah mich verständnislos an.
    «Ja, ja, ich verstehe.»
    Ich bekam einen roten Kopf.
    «Dafür habe ich den Frauenpalast. Und den wird auch mein Freund Eje nie betreten.»
    Amenophis durchtauchte eine ganze Bahn und schwamm zu mir zurück. Unsere Arme lagen ausgestreckt auf dem Beckenrand, und mit dem Rücken zur Mauer strampelten wir etwas mit den Füßen und sahen in die gerade erst aufgegangene Sonne.
    «Ich habe mir gestern Abend eine der jungen Fürstentöchter aus Mitanni näher angesehen. Wenn Sutarnas Tochter Giluchepa auch so schön ist, werde ich in der Tat mit Teje einigen Ärger bekommen.»
    Er zog die Augenbrauen hoch und kniff die Lippen zusammen.
    «Ich mache dir einen Vorschlag, Ameni.»
    «Sprich», sagte er knapp und ohne mich anzusehen.
    «Ich werde nach unserer Rückkehr aus dem Fajum ein längeres Gespräch mit Teje führen, und du   …»
    «Jetzt bin ich aber neugierig», unterbrach er mich.
    «Und du wirst dich hier am Tempel des Sobek als großzügiger Pharao erweisen. Ich finde es schön hier, und ich meine, wir könnten uns dem Krokodil ruhig erkenntlich zeigen.»
    «Um ehrlich zu sein: Ich hatte Schlimmeres befürchtet. Aber du hast Recht, Sobek hat es nötig. Das wird zwar den Ersten Sehenden des Amun etwas stören. Aber warum auch nicht?»
    Ameni war mit sich zufrieden.
    «Wie lange werden wir noch hier in Merwer bleiben?»
    «Möglichst lange, damit du nicht mit deiner Schwester reden musst.» Ameni lachte.
    «Ich habe keine Eile, nach Waset zurückzukehren. Ich willKelija mit meinem Brief an Sutarna noch etwas warten lassen. Bevor er abreist, will ich von ihm einiges über die Hethiter, die Syrer und Babylonier in Erfahrung bringen. Dann warten da

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