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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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draußen» – und mit der Rechten zeigte er nach Norden – «noch einige Stiere, Flusspferde und Löwen auf mich, und dort drüben» – jetzt zeigte er auf den Frauenpalast – «noch einige unbekannte Schönheiten. Und du, mein Freund, sollst bei alldem auch nicht zu kurz kommen.»
    Wir verstanden uns.
    Wir blieben noch zwei Monate in Merwer, und wir lebten ein Leben, wie selten zuvor. Es verging kaum ein Tag, an welchem wir nicht zur Jagd gingen, und auch ich fand jetzt Gefallen an diesem blutigen Handwerk. Ameni brachte in dieser Zeit acht Löwen, sechzehn Wildstiere, neun Flusspferde und vier Strauße zur Strecke.
    Wir redeten viel mit Sobekhotep, der über die Großzügigkeit Pharaos außer sich war vor Freude, und mich seither noch mehr schätzte, wusste er doch, wer den Guten Gott auf den richtigen Weg gebracht hatte. Wir aßen und vor allem tranken wir viel mit Kelija, der uns bereitwillig so manches verriet, was er uns nach dem vermuteten Willen seines Königs besser nicht gesagt hätte. Und wir hatten unser Vergnügen mit den Mädchen, wann immer wir wollten. Amenophis drüben im Frauenpalast, ich hier in meinen Gemächern. Es war gut, dass mein Vater nicht hier war.
    Zuletzt entließ Nimuria den Fürsten Kelija mit seinem Gefolge und gab ihm eine Botschaft für Sutarna mit, in welcher er um die Hand Giluchepas bat. Ameni und ich setzten den Brief an einem Abend allein und bei reichlich Wein auf, und Sutarna wäre zutiefst verletzt gewesen, hätte er erfahren, welchen Spaß wir dabei hatten.
    Die herrlichen Wochen mit Ameni vergingen viel zu schnell. Selten zuvor waren wir so oft allein beisammen, konnten unsungestört unterhalten und brauchten bei alldem auf niemand Rücksicht zu nehmen.
    Je näher wir Waset kamen, umso ernster wurden wir, und als unsere Flotte in den Hafen einfuhr, war Nimuria wieder ganz Pharao.
     
    Die Reaktion meiner Schwester war erstaunlich. Gleich nach unserer Rückkehr besuchte ich sie und bat um ein vertrauliches Gespräch. Ohne große Umschweife berichtete ich ihr davon, dass Kelija offenbar nur aus einem Grund in der Oase erschienen war und wie Ameni darauf reagiert hatte. Zuerst schwieg sie lange und machte ein verbittertes Gesicht. Ihre Mundwinkel waren nach unten verzogen, die Stirn lag in Falten, die Augenlider waren halb gesenkt. Dann schien sie sich zu fassen.
    «Soll sie auch Große königliche Gemahlin werden?»
    «Nein. Unter keinen Umständen.»
    «Ich weiß», sagte sie jetzt mit ruhiger Stimme, «dass schon seit langem fremde Königstöchter zu uns geholt und mit Pharao vermählt werden. Gleichwohl erwarte ich von Amenophis ein Zeichen, dass alle Welt sieht, wer allein Große königliche Gemahlin ist. Glaubst du, ich kenne den Schriftverkehr nicht, der zwischen Hatti, Babylon und Ägypten gewechselt wird? Oh Eje! Von diesen Dingen weiß ich wahrscheinlich mehr als du. Ich kenne die Bündnisse, die geschmiedet werden, und ich kenne den Preis für jedes von ihnen. Aber auch ich habe meinen Stolz und meinen Preis.»
    «Willst du ihn mir nicht sagen, wenn wir schon so deutlich darüber sprechen?»
    «Warum unterhalte ich mich überhaupt mit dir darüber und nicht mit Amenophis?»
    Sie wurde jetzt wieder energischer in ihrer Stimme.
    «Ich habe es ihm angeboten – von mir aus. Ich bin derÜberzeugung, dass wir beide darüber ruhiger reden können, als ihr beide es tätet.»
    Ich wollte ihre Hand nehmen und sie drücken, sie aber zog zurück und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    «Auch das wird seinen Preis haben, Bruder!»
    «Wann höre ich von dir?»
    «Bald, Eje. Bald.»
    Grußlos drehte sie sich um, und während ich mich tief verneigte, ging sie weg.
    Bereits am anderen Tag erhielt ich ihre Antwort. Nach der Ankunft der Mitanni-Prinzessin sollte ihr Amenophis einen künstlichen See in gewaltigen Ausmaßen graben lassen, um anschließend mit ihr in einer Barke darauf zu fahren. Dieses Ereignis sollte Pharao auf einem gebrannten und glasierten Tonkäfer aller Welt mitteilen, so wie er seine Hochzeit mit Teje und seine Stierjagd aller Welt mitteilte. Aber nicht genug: Sie bestand auf einer noch genau zu bestimmenden Anzahl von Statuengruppen, bei welchen sie in gleicher Größe wie Pharao abgebildet werden sollte.
    «Und was hast du dir nun für mich ausgedacht?»
    «In der Zeit deiner Abwesenheit hatte ich mehrmals mit deinem Schreiber Cheruef zu tun. Er fragte einige Male bei mir nach, weil kurzfristige Entscheidungen getroffen werden mussten und unser

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