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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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zwischen einer Vielzahl von Palmen jeder Größe die Massagebank stand. Von draußen hörte ich Flöten- und Harfenspiel, und ich hatte große Mühe, nicht unter den geübten Händen des Nubiers einzuschlafen, so wohltuend war sein Werk.
    Sobekhotep erwartete mich auf der Terrasse seines Hauses, und er machte einen ungeduldigen Eindruck, so wie alte Menschen oft ungeduldig und angespannt wirken, weil sie glauben, nicht mehr viel von ihrer Lebenszeit zu haben.
    «Es erstaunt mich», sprach ich den Alten an, «dass Ihr selbst nichts von Eurem Wein trinkt. Ich kann mir kaum Köstlicheres vorstellen.»
    Er lächelte milde.
    «Es gibt einige Genüsse in dieser Welt, auf die ich verzichte. Aber wie du siehst, hat mich das bei guter Gesundheit gehalten.Außerdem will ich für die Krokodile keinen zu fetten Leckerbissen abgeben.»
    «Weshalb solltet ihr überhaupt Futter für die Krokodile werden?»
    «Viele Menschen, die hier in der Oase leben, werden eines Tages von einem Krokodil aufgefressen. Eine kleine Unaufmerksamkeit und», er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, «schnapp, bist du weg, unter Wasser, bis du ertrunken bist. Dann haben die Tiere Zeit. Es hört sich schlimm an, aber es ist kein schlimmer Tod, Eje. Es geht schnell. Außerdem gilt derjenige als gerechtfertigt und geheiligt, der diesen Tieren zum Opfer fällt.»
    Wir bestiegen die Sänfte und gelangten durch unvorstellbar schöne Straßen in die Mitte von Merwer, wo das Heiligtum des Gottes Sobek lag. Neben dem Eingang standen zwei Figuren von Osiris Amenemhet Ni-maat-Re, jenem Pharao, der für die Oase so viel Gutes getan hatte.
    Im zweiten Vorhof, zwischen uralten Sykomoren und Palmen, lag der Teich des heiligen Tieres, des lebenden Abbildes des Sobek. Es war ein unvorstellbar großes Krokodil von sicherlich vierzehn Ellen Länge. Faul und träge lag es am Ufer, das Maul weit aufgerissen, und ich glaubte, seinen stinkenden Atem riechen zu können. Ein Diener Sobekhoteps trug eine Art Kuchen, etwas gebratenes Fleisch und einen Krug Wein mit sich. Auf einen Wink des Alten hin begleiteten zwei Priester den Diener hinunter zum Teich. Die Priester hielten das Maul des Tieres geöffnet, und der Diener schüttete die mitgebrachten Gaben in seinen Rachen. Das Krokodil bewegte sich dann in den Teich hinein und schwamm auf eine kleine Sandbank, wo es liegen blieb.
    Dem Tempel des Sobek war anzusehen, dass die großen Zeiten dieses Gottes schon einige Jahre zurücklagen. Die Anlagen waren freilich gepflegt, alles war auf das Peinlichste gereinigt,aber das Gebäude selbst hatte einige Überholungsarbeiten nötig.
    «Ich will mich nicht beklagen, Eje. Aber du siehst selbst, dass es Sobek bei weitem nicht so gut geht wie Amun», sagte der Alte und schaute dabei nach oben, als wollte er sich vergewissern, ob das Dach des Tempels noch da wäre.
    «Ihr habt Recht, Sobekhotep. Ich weiß, was ich zu tun habe», war meine knappe Antwort. Bald würde auch Nimuria hier eintreffen, und meine Aufgabe würde es sein, ihn deswegen anzusprechen.
    Das Innere des Tempels war dunkel. Die Wände zierten unendliche Darstellungen von Papyrusdickicht, dem Lebensraum der Krokodile. Zwischen den Säulen standen gewaltige Steinfiguren Sobeks, und bei einigen von ihnen standen Pharaonen im Schutze der Gottheit daneben. Das Allerheiligste durfte ich natürlich nicht betreten, und so erschöpfte sich meine Kulthandlung in einem Weihrauchopfer vor dem größten Abbild Sobeks, einer zwölf Ellen hohen Steinfigur aus Rosengranit.
    Als wir den Tempelbezirk verließen, stand die Sonnenscheibe schon tief.
    «Du wirst mir kaum böse sein, wenn ich am Tag deiner Anreise auf ein Festbankett verzichte. Ich glaube, du solltest dich erst einmal ausruhen. Aber morgen Abend bist du selbstverständlich mein Gast, und dein Besuch wird mir und meinen Freunden eine große Ehre sein», sagte Sobekhotep, und ich war ihm sogar sehr dankbar dafür.
    Ich bestieg die Sänfte und ließ mich zum Königspalast tragen. Der Schreiber des Alten ging voraus, trug meine Standarte und verkündete allem Volk meinen Namen.
     
    Ti und Etana hatten sich mit Hilfe meiner Schreiber und Diener und unter der Anleitung des zweiten Palastvorstehers schon eingerichtet, und auch Nafteta schlief bereits, als ich ihrSchlafzimmer betrat. Von der Terrasse meines Schlafzimmers aus konnte man zwischen den Bäumen des Gartens hindurch den berühmten Frauenpalast sehen. Der zweite Palastvorsteher, er hieß Ramessu, ließ das Abendessen auf

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