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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Freund des Pharaos, und wenn ich will, dass du bei mir bleibst   …»
    «…   dann machst du dich nicht nur lächerlich, sondern unmöglich!», unterbrach sie mich.
    «Ein Mädchen, eine Frau wie ich passt nicht in dein Leben. Es ist so, Eje.»
    Sie hatte wohl Recht, und ich rang krampfhaft nach Argumenten. Ich wollte sie nicht verlieren, um keinen Preis. Ihre Frische, ihre Unbekümmertheit und ihr ehrliches, irgendwie fast respektloses Wesen faszinierte und betörte mich. Ja, ich war verliebt. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in einMädchen verliebt, und ich hatte den Eindruck, als würde es mich aus der Bahn werfen.
    «Jetzt lassen wir das. Die Nacht ist viel zu schön, als dass wir uns über solche Dinge streiten. Mir wird schon etwas einfallen», tröstete ich mehr mich selbst als sie. Widerspruchslos umarmte und küsste sie mich. Der Morgen war noch fern.
    Bevor Ameni wieder zu mir kam, versuchte ich, mich an das Gespräch mit Inena zu erinnern, und ich war der Verzweiflung nahe, als mir ihre Worte nach und nach bewusst wurden. Trotzig schwor ich mir, irgendeinen Weg, irgendeine Lösung zu finden.
    Inena aber verließ mit all den anderen fremden Festgästen Waset. Ich hatte sie überall gesucht. Mit Senu durchkämmte ich alle Herbergen und Schänken der Stadt. Wir fragten jeden, dem wir begegneten, nach dem blinden Harfner Ramessu. Ich war der traurigste Mensch auf Erden. Warum konnte sie nicht einfach bei mir bleiben? Ich weinte und ich war wütend. Ich tobte und war doch so verliebt. Ich vermisste ihre Unbekümmertheit, ihre Offenheit und ihre zärtlichen Lippen.
    Ich litt unendlichen Schmerz, aber ich sollte Inena erst als Greis wiedersehen.
     
    Die Feierlichkeiten waren nun vorüber, und es zeichnete sich ab, dass so etwas wie ein geregelter Alltag, ein Arbeitsleben beginnen würde.
    Vater und Ptahmose legten größten Wert darauf, dass morgens sehr zeitig, und wenn möglich ohne Ausnahme, die ersten Beratungen stattfanden. In Dinge, die ausländische Beziehungen betrafen, wurde ich nicht eingebunden. Ich konnte dann meinen eigenen Aufgaben nachgehen. Mein wichtigster Bereich wurde die Verwaltung, besonders das Steuerwesen und alles, was damit zusammenhing. Angefangen von der Landvermessung, der Steuerbeitreibung bis hin zur Lagerung von Getreide,Gemüse, Wein und Bier hatte ich alles zu erledigen und zu überwachen. Das blinde Vertrauen, welches sowohl Ameni, als auch mein Vater in mich legten, war erstaunlich. Ich war mir meiner Verantwortung durchaus bewusst. Ich musste Menschen gegenübertreten und womöglich zur Rechenschaft ziehen, die seit vielen Jahren ihrer Arbeit nachgingen und mit allem, was sie taten, bestens vertraut waren. Ich hatte Missstände aufzudecken und die Verantwortlichen zu melden oder selbst zu belangen. Die mächtigsten und reichsten Männer des Landes hatten mir Rede und Antwort zu stehen, wenn ich es verlangte, und manche würden mich achten und bewundern, andere mich hassen. Wieder andere würden versuchen mich zu bestechen und mit der Aussicht auf großen Reichtum locken. Aber niemals durfte ich meinen eigenen Vorteil voranstellen. Einzig das Wohlergehen Pharaos und der Beiden Länder zählte. Mein Fall würde sonst ein Fall ins Bodenlose werden.
    Gemeinsam mit Cheruef, der mir nun noch treuer ergeben war als zuvor schon, zwei Dienern und zwei Soldaten der Leibgarde, die abwechselnd mein Dienstbanner vor mir hertrugen, inspizierte ich fürs Erste alle mir bedeutend erscheinenden Einrichtungen in Waset. Um nicht für unnötige Unruhe zu sorgen und um ihm ausreichend Respekt zu bezeugen, besuchte ich zuerst den Bürgermeister Neferhotep.
    Er bewohnte einen der beachtlich großen Paläste am Nordrand von Waset. Von einem gemauerten Tor führte eine Kiesstrasse zwischen dicht gepflanzten Sykomoren durch einen üppig grünen Garten zum Haus des Bürgermeisters. Im geräumigen Innenhof, zwischen Brunnen, Steinfiguren und Kübelpflanzen, nahmen wir Platz.
    «Es ist eine große Ehre für mein Haus, den Einzigen Freund Seiner Majestät, sie lebe, sei heil und gesund, hier begrüßen zu dürfen!», begann Neferhotep seine Rede.
    «Ich danke Euch für Eure freundlichen Worte und bin selbstgeehrt, in Eurem prächtigen Haus weilen zu dürfen», gab ich betont höflich zurück.
    «Unser Herrscher Nimuria hat mich beauftragt, im ganzen Land das Steuerwesen und alles, was damit zusammenhängt, einer eingehenden Überprüfung zu unterziehen. Der Grund für die Überprüfung ist nicht

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