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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Schönheit der Welt als umherwandelnde Seele zu schauen und zu genießen.
    Deswegen würden unsere Gräber im Osten liegen, dort wo Aton erschien und die Welt mit Leben und Freude erfüllte. Der Mittelpunkt all dessen aber würde das Grab Echnatons und der königlichen Familie sein. Es sollte genau dort errichtet werden, wo Aton an jenem denkwürdigen Morgen zwischen den HügelnPharao erschienen war. Es sollte ein Ort ständiger Wiedergeburt sein, der Ort, von dem aus alles, was zu seinen Füßen lag, mit Leben erfüllt wurde.
    «Siehe», sagte Pharao, «niemand kann seine Habe mitnehmen, siehe, niemand, der geht, kommt wieder zurück. Sei nicht überdrüssig und gönne dir deswegen einen Ruhetag!»
    Die Worte Pharaos machten uns glücklich, und wir alle hatten keinen Zweifel, dass er wahrhaft der Sohn Atons war und dessen Willen kannte. Panehsi, einer der Sehenden des Aton, pries deswegen vor allen Anwesenden seinen Herrscher mit einem Gedicht, das später auch sein Grab zieren sollte:
     
    «Lob dir, Guter Gott, der mich baute,
    der mir Gutes bestimmte,
    der mich werden ließ und mir Brot gab,
    der für mich sorgte mit seinem Ka!
    Ich spende Lob bis zur Höhe des Himmels,
    ich bete an den Herrscher der Beiden Länder, Echnaton: Schicksalsgott, Lebensspender,
    Herr der Gebote, das Licht jeden Landes,
    von dessen Anblick man lebt.
    Der Nil der Menschheit,
    von dessen Ka man sich sättigt.
    Gott, der Große erschafft und Arme,
    Luft für jede Nase, durch den man atmet.»
     
    Es fiel kein böses Wort in dieser Zeit. Keine Intrige wurde geschmiedet und niemand beleidigt. Niemand musste sich als groß hervortun und den anderen erniedrigen. Allein Echnaton war groß. Es schien, als war ein völlig neues, nie gekanntes Zeitalter angebrochen, ein Zeitalter der Wahrheit und der Liebe. Wo Wahrheit und Liebe waren, so lehrte uns Pharao, müsste man sich über Gerechtigkeit keine Gedanken machen, denn dort könnte Ungerechtes erst gar nicht gedeihen.
     
    Es verging Woche für Woche, Monat für Monat, und in unseren Herzen wuchs die Liebe zu Echnaton und seinem Gott im gleichen Maß, wie um uns herum die neue Stadt emporwuchs. Der Wohnpalast Pharaos im Norden war eine wundersame Welt für sich. Er war ein Lobpreis der Schöpfung Atons, der Natur. Seine Böden und Wände zeigten die anmutigsten Landschaften Ägyptens. Man sah Schilfdickicht mit Vögeln und Katzen. Man sah Fische im Wasser und Schmetterlinge in der Luft. Man sah Blumen und Früchte, Bäume und Sträucher. Und um die Täuschung vollkommen zu machen, hingen an den Decken und Wänden sogar Früchte aus glasiertem Ton: Weintrauben, Äpfel und Feigen. An den Wänden der Kinderzimmer sah man vor einem warmen, dunkelroten Hintergrund die Prinzessinnen Meritaton und Maketaton beim Spiel, aber auch Katzen, Affen und Hausvögel aller Art.
    Der Palast wurde von der vollkommenen Natur umgeben, von einem Garten, wie es einen zweiten in Ägypten nicht gab, nicht in Men-nefer, nicht in Waset und auch nicht in der Oase Fajum. Schattige Laubengänge, kühlend und gleichzeitig mit ihrem Duft betörend, wechselten mit freien Flächen, die mächtige Dattelpalmen umgaben, wo ein Meer von Blumen gedieh und den Betrachter zum Verweilen einlud. An den unterschiedlichsten Stellen standen Schattenhäuser, die dazu einluden, sich am Anblick des Palastes, eines Teichs oder – vor dem Hintergrund des sich emporwölbenden rotbraunen Gebirges – am Anblick der üppigen, grünen Pflanzenpracht, zu erfreuen.
    Aber damit nicht genug! Echnaton richtete daneben sogar einen weiträumigen Tierpark ein, mit all dem Getier der Beiden Länder, damit die gesamte Schöpfung Atons an einer Stelle versammelt war und bestaunt werden konnte. Dort sprangen Antilopen und Wildziegen umher, dort sah man Pelikane und Flamingos, alle Arten von Gänsen und Enten, ja sogar Zebras und Giraffen aus dem fernen Nubien. Selbst eine Herde von zehn Elefanten fehlte nicht.
    Es wuchsen aber auch die Tempel und Paläste in der Mitte Achet-Atons empor, die Hafenanlagen und Kasernen, die Verwaltungsgebäude und die Getreidesilos, die Paläste der Großen und Mächtigen und die Häuser der Beamten und Handwerker. So ging Achet-Aton mehr und mehr seiner Vollendung entgegen. An den Wänden der Tempel wurden jetzt riesige Reliefs, die Pharao und seine Familie zeigten, eingemeißelt und ausgemalt, die Fahnenmasten vor der großen Fassade des neuen Gempa-Aton aufgestellt, die Wände der Paläste und Wohnhäuser außen weiß

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