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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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getüncht und innen bunt bemalt. Dann wurden Obeliske und die Steinfiguren angeliefert. Stück für Stück, in jeder Größe und ohne Zahl schleppte man in Schwerstarbeit die Abbildungen Echnatons und Nofretetes vom Hafen durch die Stadt und richtete sie auf. Sie wurden im Gempa-Aton und seinen Zuwegen aufgestellt, vor und in den Palästen der königlichen Familie, an Straßen und auf Plätzen überall in der Stadt.
    Zuletzt wurde in der ganzen Stadt die Bepflanzung vervollkommnet. Jetzt legten täglich Schiffe an, die mit Bäumen und Sträuchern der verschiedensten Art, mit Stauden, Kakteen und Blumensamen beladen waren. Zwischen den mächtigen Palmen, welche die breite Hauptstraße säumten, wurden kleinere Dumpalmen und Jasmin gepflanzt. Alle Gärten der Stadt, die Plätze vor den Tempeln und den Verwaltungsgebäuden wurden dicht bepflanzt und verwandelten den einst so öden und trockenen Talkessel in eine der herrlichsten Oasen, die ich je sah. Die Gärtner Pharaos hatten sich von Anfang an daran gestört, dass die Gärten der Paläste und Wohnhäuser in allen Städten Ägyptens von hohen Mauern umgeben waren, sodass ihre Pracht und Schönheit bis hinauf zu den Baumkronen den Blicken der Menschen, die außerhalb der Gärten weilten, entzogen waren. Deswegen befahl Echnaton, dass vor jeder Gartenmauer auf der Straßenseite Beete von mindestens vier Ellen Breite angelegt wurden und dass man sie mit Bäumen, Sträuchern und Blumen bepflanzte. So gedieh Achet-Aton zu einem prachtvollen Garten,in welchem sich die Paläste und Häuser seiner Bewohner auf das Angenehmste in ihre Umgebung einfügten, und wo selbst in der heißen Jahreszeit durch die Vielzahl der Schatten spendenden Pflanzen und durch die Verdunstung ihres Gießwassers ein erträgliches Klima herrschte.
    Die Menschen bezogen nach und nach die ersten Häuser und richteten sich in ihnen ein. Manche trugen ihre wenige Habe auf dem Rücken, andere fuhren sie auf einem Karren durch die Straßen zu ihren Häusern. Die Mächtigen und Wohlhabenden aber ließen ganze Schiffsladungen von Möbeln aller Art, Kleider, Vasen, Krüge und Töpfe, Kunstgegenstände, Schreibgerät und Papyrusrollen vom Hafen zu ihren Palästen schleppen. Trotz schärfster Aufsicht durch die Soldaten Haremhabs fand natürlich manches von dem, was sich die Diener ihrer Herren am Hafen aufluden, einen neuen Besitzer.
    Ich selbst ließ nur weniges von meinem Palast in Waset nach Achet-Aton bringen, denn ich beabsichtigte nicht, ihn in geräumtem Zustand verwahrlosen zu lassen oder ihn gar wegzugeben. Dadurch, dass so viele Menschen von Waset nach Norden zogen, hatte er ohnehin beträchtlich an Wert verloren. Nein, ich richtete mich in Achet-Aton vollkommen neu ein. Aus der königlichen Werkstatt kamen neue Betten, Tische und Stühle, Truhen und Kommoden, und alles war so fein und zierlich gearbeitet, dass man daran zweifeln mochte, ein Stuhl oder ein Bett würde seinen Benutzer aushalten, ohne zusammenzubrechen.
    Auch die königliche Familie richtete sich mit diesen neuartigen Möbeln ein. Auf den Rückenlehnen ihrer Stühle und Sessel waren in buntem Glasfluss, in Gold und mit Edelsteinen besetzt, Echnaton und Nofretete abgebildet. Man sah sie, wie sie sich zärtlich berührten, sich die Hände reichten, sich Wein einschenkten und Speisen reichten. Die Einlegearbeiten von Truhen und Kommoden zeigten Echnaton im Kreise seiner spielenden Kinder oder Nafteta, wie sie mit ihrem Gemahl auf einem Streitwagen fuhr. Es gab Klapphocker mit sternförmigen Einlegearbeitenaus Elfenbein, deren vier Beine die Form von Entenköpfen hatten und deren aufgerissene Schnäbel in einen quer liegenden Holzstab bissen.
    Es schien, als sollten wir in Achet-Aton in wirklich jeder Hinsicht ein neuartiges Leben führen, und nichts, was es einmal gab, sollte Bestand haben, alles sollte infrage gestellt werden.
     
    Es war spät in der Nacht in Waset, als der große Umzug für mich begann. Die wenigen Gegenstände, die mir wirklich am Herzen lagen, packte ich eigenhändig sorgfältig in eine Holztruhe. Da waren die Geschenke, die mir Ameni gemacht hatte: der Prunkdolch, die Schreibschatulle aus Elfenbein, welche die Gestalt eines Krokodils hatte, die Steinfigur Nimurias und die kleine, kostbare Holztruhe mit dem Senetspiel. Auf ihrem Deckel stand: «Für Eje, den Einzigen Freund und Ohr Seiner Majestät, des Königs von Ober- und Unterägypten, sie lebe, sei heil und gesund, Neb-maat-Re, Sohn des Re, Herrscher von Waset,

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