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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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oder ob es die Soldaten in die Schatzkammer zurückbringen sollten. Jedes Stück, welches wir für die Beisetzung bestimmt hatten, wurde in einer eigens dafür vorbereiteten Liste eingetragen und beschrieben, damit wir über das, was wir dem Schatz entnahmen, jederzeit Rechenschaft ablegen konnten.
    Wir bestaunten gerade ein besonders schönes goldenes Pektorale mit einem Falken aus Lapislazuli, als mein Diener Ipu eingelassen wurde, um mich im Vertrauen etwas zu fragen. Ich blickte wortlos in die kleine Runde und sagte, damit auch der Wesir und Acha wussten, worum es ging: «Ja, Kija kann gern zu uns kommen!»
    Ipu huschte davon, ich nickte den Wachen, die mich jetzt fragend ansahen, zu, und schon betrat Kija im Gefolge dreier Hofdamen den Saal. Wir erhoben uns und verneigten uns tief vor der jungen Witwe.
    «Die königliche Gemahlin muss nicht Sorge haben, dass wir uns am Schatz unseres verstorbenen Herrschers und Eures Gatten vergreifen», sagte ich zur Begrüßung, nachdem ich bemerkt hatte, welch argwöhnischen Blick sie auf all das Geschmeide, das vor ihr auf dem langen Tisch lag, geworfen hatte.
    «Ich würde nie behaupten wollen, dass ausgerechnet Ihr Euren toten Pharao bestiehlt. Gleichwohl bin ich mir sicher, dass in jedem Königreich der Welt die Herrscher von ihren Untertanen nach Kräften bestohlen werden. Warum sollte dies bei Euch anders sein als in unserer Hauptstadt Waschukkanni?»
    «Es mag Länder geben, da ist man sich nicht sicher, wer dortwirklich der Bestohlene ist», gab der Wesir nach einem knappen Räuspern zurück. «Bei uns Ägyptern jedoch wird sehr wenig gestohlen. Pharao in seiner Weisheit trägt stets Sorge dafür, dass alle Menschen über ausreichend Besitz, Einkommen und Nahrung verfügen. So muss unser Guter Gott nicht sein Volk und das Volk nicht seinen Herrscher bestehlen.»
    Ich war mir sicher, dass Kija auf der Stelle kehrt machen und uns tief getroffen wieder verlassen würde, die Bemerkung des Wesirs war alles andere als glücklich. Die junge Frau gab sich jedoch keineswegs geschlagen. Ihre blaugrünen Augen huschten angriffslustig von Gesicht zu Gesicht.
    «Dann nehmt Ihr es von Euren Freunden. Wenn Ihr dem Volk der Mitanni schon kein Gold nehmen könnt, weil es keines besitzt, dann verlangt Ihr nach seinen Frauen!»
    «Ihr müsst aber zugeben, Majestät», und dabei verneigte ich mich demutsvoll, «dass wir Ägypter hierbei einen sehr auserlesenen Geschmack beweisen, wovon ich mich mit eigenen Augen überzeugen darf.»
    «Ein Schmeichler seid Ihr, Gottesvater! Ein Schmeichler», lachte sie mich jetzt an, und mit ihrem Lachen war die Spannung endlich gewichen.
    «Ihr könnt wirklich beruhigt sein. Wir sind keine Diebe. Wir stellen die Grabbeigaben für Nimuria zusammen, und hierzu gehören auch diese Kostbarkeiten», sagte ich, und wies mit ausgebreiteten Armen auf den Tisch.
    Kijas Gesicht verfinsterte sich, sie wurde noch nachdenklicher, als sie es schon vor wenigen Augenblicken war, dann trat sie zu mir heran, sah mir tief in die Augen und sagte: «Dass man einen Toten mit Grabbeigaben bedenkt, ist auch bei uns üblich. Aber wollt Ihr wirklich sagen, dass Ihr all das Eurem verstorbenen Herrscher mit ins Grab gebt?»
    Ich sah sie ebenso ernst an. «Das, was Ihr hier seht, wird nur ein verschwindender Bruchteil dessen sein, was wir für Osiris Amenophis aussuchen und ihm für die Ewigkeit mitgeben werden.Ich bin aber gern bereit, Euch die religiösen Hintergründe unseres Tuns genauer zu erklären, wenn Ihr das möchtet. Vielleicht versteht Ihr uns dann besser.»
    «Ich bitte Euch darum», gab sie ohne Zögern zur Antwort. Der Wesir und Acha verneigten sich tief, ehe ich nur ein Wort sagen konnte, und unter dem Vorwand dringender Amtsgeschäfte ließen sie mich mit Kija und ihren Hofdamen neben dem Tisch mit all dem Schmuck Nimurias darauf zurück. Wie selbstverständlich setzte sie sich mir gegenüber und sah mich erwartungsvoll an.
    «Im Grunde ist es derzeit kaum möglich, Euch verbindlich den Totenglauben unseres Volkes näher zu bringen. Wie soll ich es ausdrücken? In dieser Frage lebt unser Volk derzeit in einer Art gespaltenem Zustand.»
    Unruhig sprangen Kijas Augen über mein Gesicht, ihr Blick wechselte zwischen meinen Augen hin und her, und ich überlegte, an wen mich diese Augen, die nicht still stehen wollten, erinnerten. Ich erzählte ihr vom althergebrachten Totenglauben unseres Volks und davon, wann und wie Ameni bestattet werden würde, und dabei dachte ich

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