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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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woher du kommst!»
    Herzlicher konnte ich nicht sein. Die Lügen, mit welchen ich schon meine angebliche Traurigkeit zu entschuldigen versucht hatte, waren mir zuwider gewesen. Ich sah die Gefahr, welcher sie sich aussetzte, und das war es, was mich nachdenklich und traurig gestimmt hatte.
    Nach Teje und mir traten die Wesire vor Semenchkare, dann all die anderen Großen Ägyptens und schließlich die Fürsten und Abgesandten all der Länder, die Ägypten untertan oder mit ihm befreundet waren. Sie alle huldigten meiner Tochter und legten ihren Treueschwur vor ihr ab. Sie brachten Geschenke, so kostbar, so zahlreich, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen hatte.
    Thutmosis, der Königssohn von Kusch, der Nachfolger des großen und mächtigen Merimes, brachte Unmengen von Gold und Edelsteinen, zahllose Felle, lebende Affen und Panther, edelste Hölzer und gewiss mehr als fünfzig Elefantenzähne vor die Throne der Majestäten. Babylon schickte feinstes Tuch in allen Farben, dazu kostbare Dolche und Sichelschwerter, dazu Schlachtvieh ohne Zahl. Von den Inseln im Norden, von Troja und Mykene kamen erlesene Töpferwaren und Barren von Kupfer. Und selbst aus dem fernen Hattuscha, der Hauptstadt der Hethiter, kamen Geschenke. Sie schickten Messer und Schwerter aus einem bei uns noch immer so seltenen Metall, das man Eisen nannte. Auffallend reiche Geschenke brachte Kelija, der Abgesandte von Mitanni, vor die Throne unserer Majestäten: Truhen mit Edelsteinen, die es bei uns nicht gab, vor allem mit tiefblauem Lapislazuli, den sie aus einem fernenLand weit im Osten holten; Schmuckstücke wie Stirnreife, Armbänder und Ohrringe. Kostbare Gefäße mit Salbölen, und gewiss war auch jenes darunter, nach welchem Kija stets so geheimnisvoll duftete.
    Ja, Kija! Wie abseits sie stand, zwischen ihren Hofdamen und den anderen Gemahlinnen Pharaos aus dem Frauenpalast, gänzlich unbeachtet, nur eine Randerscheinung in all dieser Pracht. Ich empfand tiefes Mitleid mit ihr. Doch was nützte dieser jungen Frau schon mein Mitleid? Sie wusste nur allzu gut, was sie bis zum Ende ihrer Tage erwartete. Mir war nicht bekannt, dass Echnaton je den Frauenpalast besucht hatte, und ich war mir sicher, dass er es auch in Zukunft nicht tun würde. Nicht Echnaton.
    So neigte sich die Krönung meiner Tochter unter dem Klang der Trompeten und Fanfaren dem Ende zu. Das Herrscherpaar zog zwischen den Großen und Mächtigen des Landes, die sich aus Ehrfurcht vor den Majestäten wieder zu Boden geworfen hatten, durch den großen Audienzhof und bestieg den rechten der beiden Tortürme, um sich dort dem Volk zu zeigen. Erneut brach es in lauten Jubel aus.
    Dennoch wussten die Menschen in den großen Städten Ägyptens, in Men-nefer, Waset und Achet-Aton nicht wirklich, was sie von einer Doppelregentschaft halten sollten. Bei vielen wurde die unheilvolle Zeit unter Pharao Hatschepsut Maat-ka-Re wieder ins Gedächtnis gerufen. Andere, besonders in Achet-Aton, glaubten nicht, dass Echnaton ein Leben ohne Nofretete würde aushalten können und meinten, Echnaton wollte sein Volk mit der Ernennung eines Mitregenten nur beruhigen. Wieder andere befürchteten, die Beiden Länder könnten auf Dauer geteilt werden, zumal die Mitregentschaft Echnatons unter Amenophis schon dazu geführt hatte, dass Ober- und Unterägypten von je einem Herrscher regiert wurde. Besonders aufgeschreckt zeigten sich die Priester des Amun, aber auch die Ersten Sehenden der übrigen Gottheiten Ägyptens waren ehermisstrauisch, als dass sie beruhigt waren, dass wieder ein Herrscher in Waset Einzug hielt. Da sie aber sahen, dass Pharao Geißel und Krummstab fest in Händen hielt, wagten sie es nicht, ihren Unmut laut zu äußern.
     
    Am Ende dieses langen Festtages, nachdem ich wieder in die Einsamkeit meines Palastes zurückgekehrt war, saß ich allein auf meiner Terrasse und lauschte meiner Lieblingsmusik, einer Nachtigall, die, unbeirrt vom fernen Lärm der noch immer feiernden Menschen, ihre wunderbaren Melodien erklingen ließ. Ein angenehm kühlender Nordwind blies durch die Wipfel der Palmen und ließ dabei deren Wedel unaufhörlich gleichmäßig gegeneinander schlagen. Sie erinnerten mich so wie mein Herzschlag an meine dahinlaufende Lebenszeit. Ich hörte lieber dem Vogel zu. Ich empfand es als angenehm, jetzt allein zu sein. Teje und Mutnedjemet waren im Nordpalast geblieben, und so gehörte mein Haus wirklich nur mir allein.
    Ob Kija jetzt auch allein war? Oder ob sie feierte,

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